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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Ihnen sehr für Ihre Geduld.« Oscar warf einen Blick auf das Namensschild der Sanitäterin. »Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, mich zu suchen, Ms. Willis. Ich weiß, das ist alles sehr ungewöhnlich, aber Sie werden es nicht bereuen.«
    Willis lehnte sich auf die abgewetzten Absätze ihrer weißen Turnschuhe zurück. »Na schön«, sagte sie lächelnd. »Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm.«
    Oscar zog das Jackett an, steckte die Brieftasche ein und schlüpfte in die Schuhe. Er warf einen Blick auf den schlafenden Kevin. Eigentlich hätte er seinen Bodyguard aufwecken und ihn im Rollstuhl mitschieben sollen – aber es war zwei Uhr morgens, und der schwer arbeitende Kevin hatte gesoffen wie ein Loch. Oscar steckte sich ein Handy in die Tasche und trat auf den Korridor. Er schloss leise die Tür, dann reichte er Willis einen Zwanzig-Ecu-Schein.
    Willis steckte das Geld in die orangefarbene Tasche mit Klettverschluss. »Muchas gracias, amigo.«
    »Hoffentlich ist mit Greta alles in Ordnung«, meinte Fred nervös.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Oscar. Fred war nicht der hellste Kopf der Mannschaft. Aber er war äußerst loyal und gutmütig, ein Mann, der ein freundliches Wort mit hündischer Ergebenheit vergalt. »Sie können weiterfeiern. Wir möchten nicht, dass der Vorfall Aufsehen erregt. Erzählen Sie niemandem davon. Okay?«
    »Oh«, sagte Fred. »Ist gut. Kein Problem, Oscar.«
    Oscar und Ms. Willis stiegen die Treppe hinunter und durchquerten die Lobby. Holländische Partymusik schallte durch die Eingangsloggia. »Ein hübsches Hotel«, bemerkte Willis.
    »Danke. Vielleicht möchten Sie mal ein Wochenende hier verbringen.«
    »Bei meinem Gehalt? So viel Luxus kann ich mir nicht leisten.«
    »Wenn Sie wegen dieses kleinen Vorfalls Diskretion wahren, Ma’am, biete ich Ihnen ein Drei-Tage-Wochende mit einem Begleiter Ihrer Wahl bei vollem Room-Service an.«
    »Oh, das ist ein wirklich großzügiges Angebot. Diese Gretel muss Ihnen ja viel bedeuten.« Willis geleitete ihn auf den gepflasterten Gehsteig und die Straße hinaus. Eine große Ambulanz parkte unter den Pinien, mit eingeschalteten Scheinwerfern und offener Fahrertür. Willies winkte dem Fahrer freundlich zu, und dieser winkte mit offenkundiger Erleichterung zurück.
    »Sie liegt hinten, auf der Trage«, sagte Willis. »Der Bruch ist ziemlich schlimm. Wollen Sie einen guten Rat, compadre? Sorgen Sie dafür, dass Ihre werten Freundinnen nicht im Dunkeln herumschleichen.«
    »Das ist sicherlich ein guter Rat«, erwiderte Oscar. Er stellte sich auf die Stoßstange und blickte in den Krankenwagen. Greta lag auf einem mit Segeltuch bespannten Metallgestell, die Hände unter dem Kopf verschränkt.
    Willis packte Oscar bei den Hüften und versetzte ihm einen heftigen Stoß. Oscar fiel in den Wagen hinein, worauf Willis die Doppeltür zuschlug. Im Innern des Wagens war es so finster wie in einem Grab.
    »Hey!« rief Oscar.
    Der Wagen fuhr an und schoss schwankend davon.
    »Greta«, sagte er. Keine Antwort. Er kroch im Dunkeln an ihre Seite und wunderte sich nicht, dass sie nicht reagierte. Seine tastende Hand landete auf ihrem Brustkasten. Sie war bewusstlos. Aber sie war am Leben; sie atmete.
    Oscar zog eilig das Handy hervor. Es erstaunte ihn nicht, dass es keine Funkverbindung hatte. Das Display aber sandte ein schwaches Leuchten aus, sodass er die Umgebung erkunden konnte. Er hielt das Handy an Gretas Gesicht. Sie war bewusstlos – obendrein hatte man ihr einen Klebestreifen über den Mund geklebt. Die Hände waren mit dünnem Plastikband gefesselt, wie die Polizei es verwendete. Mit ihrem Knöchel war natürlich alles in Ordnung.
    Der Laderaum ähnelte nur auf den ersten Blick dem einer Ambulanz. Eine ramponierte Trage war vorhanden, jedoch keinerlei Erste-Hilfe-Ausrüstung. Es gab keine Fenster. Dem Kurvenverhalten nach zu schließen, war die trügerische Ambulanz gepanzert wie ein Tresorwagen. Man hatte ihn in eine gepanzerte Thermosflasche gelockt, sie verkorkt und war mit ihr losgefahren.
    Vorsichtig pellte er Greta mit den Fingernägeln das Klebeband vom Mund. Er küsste zärtlich ihre schweigenden Lippen. In dem kleinen Gefängnis gab es keine Heizung. Greta fühlte sich kalt an. Er legte sich zu ihr auf die Trage und umarmte sie. Er drückte sie fest an sich, presste Wärme in ihren Körper. Die Intensität seines Mitgefühls bestürzte ihn. Sie war so menschlich. So unerreichbar und fern.
    Man hatte sie

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