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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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lässt.«
    »Dann hat der Colonel Ihnen die Geschichte also abgekauft?« fragte Oscar.
    »Mann, keine Ahnung. Aber er meinte, er würde die Aufzeichnungen der Überwachungssatelliten überprüfen, und wenn sie meine Story stützten, würde er den Präsidenten aufwecken.«
    »Erstaunlich«, sagte Greta, unwillkürlich beeindruckt. »Wegen so einer Sache wurde der alte Bursche noch nie geweckt.«
    Oscar schwieg. Er versuchte sich vorzustellen, was passierte, wenn das für die nationale Sicherheit verantwortliche Präsidententeam am ersten Arbeitstag morgens um vier den Alarmknopf drückte. Welch seltsame Wesenheiten mochten dann aus den Ritzen des amerikanischen militärischen Unterhaltungskomplexes zum Vorschein kommen? Es gab so viele Möglichkeiten: Amerikas alterndes, gewaltiges Repertoire an Delta-Forces, SWATs und SEALs, diese spezialbewaffneten, aus dem Orbit operierenden, antiterroristischen, Aufputschmittel schluckenden Macho-Superschläger… Nicht, dass diese merkwürdigen Leute in der modernen politischen Realität jemals zum Einsatz kommen würden. Die militärische Killerelite entstammte einer längst untergegangenen Epoche und erfüllte nur noch rein zeremonielle Funktion. Ihre Angehörigen joggten in den unterirdischen Geheimbasen umher, machten Kniebeugen und Liegestütze, lasen die schlechten historischen Technothriller und schauten zu, wie ihr Leben und ihre Karriere allmählich dahinrosteten…
    Zumindest war das die weit verbreitete Ansicht. Ansichten aber konnten sich ändern. Und nach der Erfahrung dieser Nacht hatte er den Eindruck, in einer anderen Welt zu leben.
    »Wenn ich mich nicht täusche«, sagte Oscar, »hatten unsere Entführer vergangene Nacht ein Rendezvous am Sabine River. Sie hatten vor, uns über die Staatsgrenze zu schmuggeln und an Hueys Miliz zu übergeben. Dann aber wurden sie im Dunkeln von einer US-Eingreiftruppe angegriffen. Von bewaffneten Luftlandetruppen, die Hueys Leute auf dem Boden überraschten und sie niedermachten.«
    »Wie konnte es nur dazu kommen?« fragte Greta schockiert. »Sie hätten nichttödliche Waffen einsetzen und die Entführer festnehmen sollen.«
    »Luftlandetruppen sind keine Polizisten. Das sind fanatische Spezialeinheiten, die richtige Waffen einsetzen! Und als sie das französische U-Boot entdeckten, packte sie wohl die Wut. Man muss sich nur mal in ihre Lage hineinversetzen. Wenn ein schwerbewaffnetes US-Helikopter-Team ein französisches U-Boot entdeckt, das heimlich einen amerikanischen Fluss hinauffährt… Wenn man erst einmal den Abzug durchgedrückt hat, kann man es nicht mit einem Warnschuss bewenden lassen.«
    Greta legte die Stirn in Falten. »Hast du das U-Boot wirklich gesehen, Oscar?«
    »Aber ja. Ich kann nicht beschwören, dass es französischer Herkunft war, aber eines von unseren war es jedenfalls nicht. Unsere U-Boote sind größer als ein Wohnblock. Außerdem fügt sich so alles zusammen. Die Franzosen haben einen Flugzeugträger vor der Küste. Über den Bayous kreisen Drohnen. Die Franzosen setzen seit jeher Taucher zur Aufklärung ein… Also war das ein hübsches kleines französisches U-Boot. Arme Kerle.«
    »Wissen Sie was«, sagte Kevin nachdenklich, »normalerweise kann ich Law-and-Order-Themen nicht viel abgewinnen, aber ich glaube, dieser Two Feathers gefällt mir. Man braucht ihn einfach bloß anzurufen! Dann weckt man ihn um vier Uhr morgens auf, und bevor es hell wird, ist das Problem behoben! Der neue Präsident lässt nichts anbrennen. Sein Vorgänger hätte sowas niemals fertiggebracht. In Amerika tut sich was, nicht wahr? Die Exekutive handelt, so ist das! Er ist der Chef der Exekutive – und da exekutiert er sie einfach!«
    »Ich glaube nicht, dass der Präsident für seinen ersten Tag im Amt einen Schusswechsel zwischen bundesstaatlichen und Unionstruppen im Sinn hatte«, sagte Oscar. »Diese Entwicklung ist der amerikanischen Demokratie nicht förderlich.«
    »Also, jetzt kriegen Sie sich aber mal ein!« spottete Kevin. »Kidnapping ist Terrorismus ! Terroristen darf man nicht mit Samthandschuhen anfassen – so wird man mit denen niemals fertig! Diese Banditen haben genau das bekommen, was sie verdient haben! Und im Labor sollten wir genauso vorgehen. Wir müssen dort mit eisernem Besen kehren…« Kevin schaute ausgesprochen finster drein und umklammerte in heftiger Erregung das Lenkrad. »Mann, das geht mir echt auf den Keks, wenn ich daran denke, wie sich diese Spielzeugbullen da drinnen anschicken, die

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