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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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nicht festnehmen, nein danke. Auf Ärger mit den Behörden kann ich wirklich verzichten.«
    »Na schön, reden wir nicht mehr vom Revolver. Haben Sie Geld?«
    »Ja, schon. Eine ganze Menge. Ich hab mir heute Morgen erlaubt, die Hotelkasse leerzuräumen.«
    »Gut. Wären Sie so nett, dem Burschen dreihundert Dollar zu geben? Die hab ich ihm versprochen.«
    »Klaro.« Kevin zog eine prallvolle Reisetasche hinter dem Fahrersitz hervor. Er blickte Greta an, die sich auf dem Rücksitz im vergeblichen Bemühen, eine bequemere Lage zu finden, hin und her wälzte. »Wo haben Sie denn Ihre Schuhe gelassen, Dr. Penninger?«
    »Die sind im Pickup«, stöhnte Greta. Sie war sehr blass.
    »Ich kümmere mich drum«, meinte Kevin. »Sie sind beide nicht auf dem Damm.« Kevin humpelte zum Pickup zurück, wechselte ein paar freundliche Worte mit Dewey und reichte ihm einen dicken Packen flabbriger Dollarnoten. Mit Gretas Schuhen kam er zurück, ließ den Motor an und fuhr los, weg von Buna. Dewey blieb am unkrautüberwucherten Straßenrand zurück, mit ungläubigem Grinsen in den Geldscheinen blätternd.
    Kevin warf einen Blick auf den billigen chinesischen Navigationsbildschirm, der mit einem schwarzen Saugnapf am Armaturenbrett befestigt war. Dann kurbelte er feierlich das Fahrerfenster hinunter und warf Gretas Schuhe hinaus. »Ich glaube, es ist an der Zeit, zu erklären, wie ich Sie gefunden habe«, sagte Kevin. »Ich habe Ihre Schuhe verwanzt, Dr. Penninger.«
    Oscar verarbeitete die Neuigkeit, dann sah er auf seine Füße hinunter. »Auch meine Schuhe?«
    »Ja, die auch, aber bloß mit Kurzdistanzsendern. Ohne Audio-Übertragung.«
    »Sie haben mir Abhörgeräte in die Schuhe eingebaut?« krächzte Greta.
    »Ja. Nichts für ungut. Außerdem war ich nicht der einzige, der daran gedacht hat. In den Absätzen und Nähten Ihrer Schuhe waren sechs weitere Wanzen versteckt. Und zwar sehr hübsche Dinger – ich vermute, das haben Leute getan, die um einen viel größeren Einsatz spielen als ich. Ich hätte sie alle entfernen können, aber ich hab mir gedacht… hey, so viele? Da muss es sich um ein Gentlemen’s Agreement handeln. Da stelle ich mich besser hinten an.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben«, sagte Greta. »Ich dachte, wir stünden auf derselben Seite.«
    »Reden Sie mit mir?« sagte Kevin und kniff die Augen zusammen. »Ich bin sein Bodyguard. Niemand hat jemals behauptet, ich wäre Ihr Bodyguard. Haben Sie mir schon mal Gehalt gezahlt? Haben Sie jemals mit mir geredet? In meinem Universum kommen Sie gar nicht vor.«
    »Beruhigen Sie sich, Kevin«, sagte Oscar. Er klappte die Sonnenblende herunter, warf einen Blick in den geborstenen Spiegel und entfernte behutsam blutigen Schorf aus dem Haar. »Es ist gut, dass Sie unter diesen schwierigen Umständen so große Tatkraft bewiesen haben. Das war ein schwerer Tag für die Kräfte der Vernunft. Jedenfalls bieten sich uns jetzt vielfältige Möglichkeiten. Ihretwegen haben wir die taktische Initiative zurückerlangt.«
    Kevin seufzte. »Unglaublich, was für eine Scheiße Sie da abspulen, obwohl Sie gerade eins auf den Kopf gekriegt haben. Wissen Sie was? Unsere Lage ist beschissen, aber ich find’s prima, wieder unterwegs zu sein. Da fühl ich mich zu Hause. Verstehen Sie? Ich bin mein ganzes Leben lang in kaputten Wagen vor den Cops geflüchtet. Das alte Spiel… Es gibt immer wieder Rückschläge, aber es ist immer noch besser, als wenn sie einen zu Hause besuchen würden.«
    »Berichten Sie, was im Labor passiert ist«, sagte Oscar.
    »Also, ich hatte ja die Videos der Überwachungskameras und merkte, dass Sie nicht ans Telefon gingen, und man hatte die Schuhe von Dr. Penninger verwanzt, da konnte ich mir denken, dass man Sie gekidnapped hatte. Also lass ich das Notebook stehen und gucke mal aus dem richtigen Fenster. Die Mannschaft des Sheriffs schleicht herum, um drei Uhr morgens. Gar nicht gut… Zeit für Plan B, den diskreten, kontrollierten Rückzug.«
    »Und da haben Sie das Hotel ausgeraubt und sind geflüchtet?« fragte Greta und hob den Kopf.
    »Er hat Kapital akkumuliert, um seinen Handlungsspielraum zu erweitern«, erklärte Oscar.
    »Das war in Anbetracht der Umstände das Beste, was ich tun konnte«, meinte Kevin düster. »Denn es sah ganz danach aus, als wollte man die Führungsmannschaft aus dem Weg schaffen. Das ist die klassische Geheimdienstvorgehensweise. Ein Stamm, der große Probleme macht – der muss einen charismatischen Anführer haben.

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