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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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als nächste auf Gretas Entlassungsliste standen, daher haben sie heute Nacht rebelliert. Die Spin-off-Bande hat zum Gegenschlag ausgeholt. Sie haben das Spin-off-Gebäude abgesperrt und verbarrikadiert und feiern eine Rund-um-die-Uhr-Schredder-Orgie. Sie stehlen sämtliche Daten, derer sie habhaft werden können, und alles andere vernichten sie. Wenn sie fertig sind, werden sie geschlossen zu Hueys brandneuen Labors in Louisiana überlaufen. Und die anderen versuchen sie zum Mitkommen zu überreden.«
    Oscar nickte, ließ die Neuigkeiten auf sich wirken. »Okay. Das ist Vandalismus. Behinderung der Justiz. Diebstahl und Zerstörung staatlicher Daten. Industriespionage. Die Spin-off-Leute sollten ausnahmslos festgenommen und die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.«
    Pelicanos lachte trocken. »Als ob das so einfach wäre.«
    »Es ist noch nicht vorbei«, sagte Oscar. »Weil die Entführung nämlich gescheitert ist. Die taktische Initiative liegt wieder bei uns. Huey kennt unseren Aufenthaltsort nicht. Zumindest den sind wir los.«
    »Und weiter? Wo sollen wir jetzt hin? Nach Boston? Washington?«
    »Tja…« Oscar rieb sich das Kinn. »Hueys nächste Schritte liegen auf der Hand, nicht wahr? Er wird das Laboratorium ebenso zerschmettern wie die Luftwaffenbasis. Wegen der Infokriegsattacke haben wir kein Geld mehr. Schon bald werden die Arbeitsmaterialien und das Essen knapp werden… Dann lässt er eine Prolostreitmacht anrücken, die die herrenlose Einrichtung besetzt, und dann ist alles gelaufen.«
    »Ja, so sieht es aus.«
    »Er ist kein Übermensch, Yosh. Also, das nehme ich zurück – ich bin mir ziemlich sicher, dass Huey tatsächlich ein Übermensch ist. Aber er hat einen Fehler gemacht. Andernfalls würden Greta und ich jetzt in irgendeinem trostlosen Sumpf in einem Privatgefängnis schmachten.«
    Gretas Handfesseln lösten sich mit einem so lauten Knacken, dass es selbst im Freien zu hören war. Greta öffnete die Wagentür, stieg aus Kevins Schrottkarre aus, streckte den verkrampften Rücken und lockerte die Schultern. Während Kevin den Bolzenschneider im Kofferraum verstaute, gesellte sie sich zu Oscar und Pelicanos. Sie blickte durch Pelicanos’ Wagenfenster und massierte sich die Handgelenke.
    »Wie geht es weiter?« fragte sie.
    »Das Überraschungsmoment liegt auf unserer Seite«, sagte Oscar. »Und das müssen wir nach Kräften ausnutzen.«
    »Wann kann ich wieder ins Labor zurück? Ich möchte liebend gern wieder zurückkehren.«
    »Das wirst du auch. Aber unsere Rückkehr muss von Pauken und Trompeten begleitet sein. Wir müssen das Labor angreifen und gewaltsam zurückerobern.«
    Pelicanos starrte Oscar an, als habe dieser den Verstand verloren. Greta massierte sich mit ernster, besorgter Miene die eiskalten Arme.
    »Das lässt sich schon eher hören!« erklärte Kevin und boxte in die Luft.
    »Es ist machbar«, sagte Oscar. Er öffnete die Wagentür und trat in den kalten Winterwind hinaus. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber überlegt mal. Greta ist nach wie vor die amtierende Direktorin. Die Laborpolizisten sind keine Elitekämpfer, sondern bloß Beamte.«
    »Man kann von den Laborangestellten nicht verlangen, dass sie die Polizei angreifen«, entgegnete Greta. »Das werden sie nicht tun. Das wäre ungesetzlich, unmoralisch, unethisch, unprofessionell… und außerdem höchst gefährlich, hab ich Recht?«
    »Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, Greta, dass deine Wissenschaftler liebend gern ein paar Cops zusammenschlagen würden, aber ich verstehe, was du meinst. Es würde viel zu lange dauern, diese harmlosen Intellektuellen so weit zu bringen, dass sie handgreiflich werden. Mein kleines Team von Politprofis, das sind auch nicht gerade erfahrene anarchistische Straßenkämpfer. Aber wenn es uns nicht gelingt, die Ordnung im Labor wiederherzustellen, und zwar heute noch, dann ist deine Verwaltung zum Untergang verurteilt. Und das Labor auch. Deshalb müssen wir ein Risiko eingehen. Diese Krise verlangt nach äußerster Entschlossenheit. Wir müssen das Labor in unsere Gewalt bringen. So wie die Dinge liegen, brauchen wir ein paar harte, revolutionäre Desperados.« Oscar holte tief Luft. »Also lasst uns zum Flohmarkt fahren und ein paar Schläger anheuern.«
    Pelicanos’ properen Wagen ließen sie aus Sicherheitsgründen stehen und zwängten sich stattdessen in Kevins nicht zugelassene Schrottkarre. Dann fuhren sie los.
    Die erste Herausforderung war eine Straßenblockade

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