Brennendes Land
Beleuchtung aber über den falschen Mann her und fesselten ihn. Der Sicherheitschef entging der Festnahme.
Zwei Stunden später fand man ihn wieder. Er hatte sich in einem Einsatzfahrzeug im Keller des Gebäudes für Sicherheit am Arbeitsplatz eingeschlossen und schwang drohend ein Handy und ein Gewehr.
Oscar ging zu ihm, um zu verhandeln.
Oscar stellte sich vor die Plastikstoßstange des gedrungenen Dekontaminationsfahrzeugs. Er winkte fröhlich zur Windschutzscheibe aus Panzerglas hinein, zeigte seine leeren Hände vor und rief den Polizeichef über eines der Standardtelefone des Laboratoriums an.
»Was, zum Teufel, geht hier vor?« fragte der Mann. Oscar erinnerte sich, dass er Mitchell S. Karnes hieß.
»Tut mir leid, Chief Karnes, aber das war ein Notfall. Die Lage ist jetzt unter Kontrolle. Niemandem geschieht etwas.«
»Ich soll mich um Notfälle kümmern«, sagte der Sicherheitschef.
»Sie und Ihre Leute waren der Notfall. Da Direktor Penninger gestern entführt wurde, haben Sie und Ihre Mannschaft ihr Vertrauen wohl verspielt. Das Labor ist jedenfalls wieder in der Hand der rechtmäßigen Autoritäten. Sie und Ihre Leute werden solange, bis sich die Lage wieder normalisiert hat, von Ihren Aufgaben befreit und eingesperrt.«
»Was reden Sie denn da? Sie können mich nicht entlassen. Dazu haben Sie kein Recht.«
»Also, dessen bin ich mir bewusst, Chief. Aber das ändert nichts an Ihrer Lage. Schauen Sie sich nur uns beide an. Ich stehe hier draußen und versuche, vernünftig mit Ihnen zu reden, während Sie sich mit einem Gewehr in einem gepanzerten Fahrzeug eingeschlossen haben. Wir sind beide erwachsene Menschen, also lassen Sie uns vernünftig sein. Die Krise ist vorbei. Lege Sie das Gewehr weg und kommen Sie raus.«
Karnes blinzelte. Er hatte eine Menge getrunken und war sich des Ernstes der Lage noch nicht vollständig bewusst. »Hören Sie, was Sie da sagen, ist völlig verrückt. Ein Arbeitsstreik ist eine Sache. Computerviren eine andere. Ein Netzkrieg ist wiederum etwas anderes. Das hier aber ist ein bewaffneter Umsturz. Man wird Sie festnehmen. Man wird Sie alle festnehmen.«
»Mitch, in dem Punkt bin ich ganz Ihrer Meinung. Ich bin Ihnen sogar ein Stück voraus. Ich bin bereit, mich den Behörden zu überstellen, sobald wir wissen, wer diese Behörden sind. Früher oder später werden sie hier auftauchen; auf lange Sicht wird sich alles klären. Aber bis dahin, Mitch, sollten Sie sich normal verhalten, okay? Alle Ihre Kollegen befinden sich in Gewahrsam. Wir haben die Krise im Griff. Das ist machbar. Wir lassen Ihnen was zu essen bringen, es gibt Doughnuts, Kaffee und Freibier. Wir spielen Binokel miteinander und tauschen Kriegserlebnisse aus. Wir beabsichtigen sogar, Besuche der Ehepartner zuzulassen.«
»Oscar, Sie können mich nicht festnehmen. Das ist ungesetzlich.«
»Mitch, beruhigen Sie sich. Sie haben es mit Dr. Penninger zu tun, mit der werden Sie sich doch einigen können! Klar können Sie auf das Prinzip pochen, wenn Sie unbedingt wollen. Aber was haben Sie davon, wenn Sie die ganze Nacht mit einem geladenen Gewehr in dem Wagen sitzen bleiben? Das ändert doch nichts. Es ist vorbei. Kommen Sie raus.«
Karnes stieg aus. Oscar holte ein Paar Handfesseln hervor, betrachtete die Plastikriemen, zuckte die Achseln und steckte sie wieder ein. »Die brauchen wir nicht, was meinen Sie? Wir sind erwachsene Menschen. Gehen wir.«
Karnes schloss sich ihm an. Sie verließen den Keller und gingen nebeneinander unter dem Kuppeldach her. Die Wintersterne schienen durchs Glas. »Ich habe Sie noch nie gemocht«, sagte Karnes. »Ich habe Ihnen von Anfang an misstraut. Trotzdem wirkten Sie immer ganz vernünftig.«
»Ich bin vernünftig.« Oscar klopfte dem Polizisten auf die Fliegerjacke. »Ich weiß, im Moment ist alles ein wenig durcheinander, Chief, aber ich glaube immer noch ans Gesetz. Ich muss bloß herausfinden, was es bedeutet.«
Nachdem er den ehemaligen Polizeichef in sicheren Gewahrsam genommen hatte, beriet Oscar sich mit Kevin und Greta in der requirierten Polizeistation. Die Nomadenmädchen hatten ihre niedliche Infiltrationskleidung abgelegt und wirkten nun authentischer: Sie trugen Webgürtel, Schlagstöcke und gekürzte Kampfanzüge. »Haben Sie die interne Verlautbarung bereits veröffentlicht?«
»Natürlich«, antwortete Kevin. »Ich habe sämtliche Telefone des Labors gleichzeitig angerufen, und Greta hat live gesprochen. Ihre Erklärung wurde gut aufgenommen,
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