Brennendes Land
wir Pflanzen überwachen.«
»Das wurde alles hier erfunden«, sagte Oscar. »Das ist Laboratoriumsausrüstung. Sie haben sie bloß noch nicht zweckentfremdet erlebt.«
Gazzaniga legte den Spike weg. Dann nahm er ein eingedelltes Blechei in die Hand. »Das Ding hier – also, sowas verbindet man mit dem Begriff Nomadentechnik. Schrottmetall, alles zusammengestoppelt, offenbar selbstgemacht… Aber wozu ist das gut?« Er schüttelte das Ei dicht an seinem Ohr. »Es klappert.«
»Das ist eine Pinkelbombe«, erklärte Burningboy.
»Eine was?«
»Sehen Sie die Löcher? Das ist der Timer. Da sind genetisch veränderte Maiskörner drin. Wenn sie mit warmem Wasser in Berührung kommen, schwellen die Samenkörner an. Sie zerstören eine Membran, und dann zündet der Brandsatz.«
Oscar besah sich eine der Brandbomben. Sie war von Hand gefertigt, mithilfe einer Lochstanze, einer Finne und eines großen Vorrats an Hass. Die Bombe war ein strohdummer Brandsatz ohne bewegliche Teile, reichte aber sicherlich aus, ein zerstörerisches Feuer zu entfachen. Die genmanipulierten Maiskörner waren spottbillig und passten ins Bild. Mais war so uniform in seinen Eigenschaften, dass man ihn sogar zur Zeitmessung einsetzen konnte. Es war eine ausgesprochen bösartige Vorrichtung. Als Produkt der Militärtechnik war sie schon schlimm genug. Als Produkt simpler Handwerkskunst war die Pinkelbombe erstaunlich effektiv. Oscar spürte die Verachtung und den Hass, die von ihr ausstrahlten.
Der mit Handschellen gefesselte Gefangene traf ein, eskortiert von vier Moderatoren. Der Mann trug einen langen Jagdanzug mit grau-braunem Tarnmuster und einen spitzen Hut. An seinen Schnürstiefeln klebte roter Dreck. Er hatte eine dicke Nase, große, behaarte Ohren, buschige Brauen, funkelnde schwarze Augen. Er war ein stämmiger, schwerer Mann in den Dreißigern mit schwieligen Pranken. Am unrasierten Kinn hatte er eine geschwollene Schramme und am Hals einen blauen Fleck.
»Was ist passiert?« fragte Greta. »Weshalb ist er verletzt?«
»Er ist vom Rad gefallen«, antwortete Burningboy knapp.
Der Gefangene schwieg. Allen Anwesenden war klar, dass er nichts sagen würde. Er stand unerschütterlich inmitten des Versammlungsraums, roch nach Rauch und Schweiß und strahlte tiefe Verachtung aus. Oscar musterte den Regulator mit professionellem Interesse. Dieser Mann war hier erstaunlich fehl am Platz. Es war, als habe man einen steinharten Zypressenstamm aus einem abgelegenen, von Fledermäusen bewohnten Sumpf gezogen und vor ihnen auf den Teppich gelegt.
»Du hältst dich also für einen harten Burschen, was?« fragte Kevin mit schriller Stimme.
Der Regulator übersah ihn geflissentlich.
»Wir werden dich schon zum Reden bringen«, knurrte Kevin. »Warte nur, bis ich meine Anarchie-Files lade, da steht drin, wie man jemanden verhört! Wir werden grässliche Dinge mit dir anstellen! Mit Draht und Streichhölzern und so.«
»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Oscar höflich. »Sprechen Sie englisch? Parlez-vous fran ç ais?«
Keine Reaktion.
»Wir werden Sie nicht foltern. Wir sind zivilisierte Menschen. Wir möchten bloß erfahren, was Sie mit diesen Überwachungsgeräten und Brandbomben vorhatten. Wir lassen gern mit uns reden. Wenn Sie uns sagen, was Sie vorhatten und wer Sie dazu beauftragt hat, lassen wir Sie gehen.«
Keine Antwort.
»Sir, ich sehe, dass Sie loyal zu Ihrer Sache stehen, aber Sie sind unser Gefangener, verstehen Sie. Unter diesen Umständen sollten Sie Ihr Schweigen brechen. Es ist moralisch vertretbar, dass Sie uns Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und Ihre Netzwerkadresse nennen. In diesem Fall könnten wir Ihren Freunden – Ihrer Frau, Ihren Kindern – mitteilen, dass Sie am Leben und in Sicherheit sind.«
Keine Antwort. Oscar seufzte. »Na schön, Sie wollen nicht reden. Wie ich sehe, ermüde ich Sie. Wenn Sie also wenigstens kundtun würden, dass Sie nicht taub sind…«
Die buschigen Brauen des Regulators zuckten. Er blickte Oscar an, fixierte ihn, als wollte er ihm einen tödlichen Bogenschuss in die Nieren verpassen. Dann sagte er: »Nette Armbanduhr, sehr hübsch.«
»Okay«, sagte Oscar. »Ich schlage vor, dass wir unseren Freund in das Spin-off-Gebäude schaffen, zu Hueys übrigen Kumpanen. Ich bin sicher, sie haben sich eine Menge zu erzählen.«
Gazzaniga war empört. »Was! Wir können den Kerl nicht zu diesen Leuten bringen! Er ist hochgefährlich! Das ist ein bösartiger Nomade!«
Oscar lächelte. »Na und?
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