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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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gerade?«
    »An Gretas Presseerklärungen. Außerdem muss ich bald mal mit Bambakias sprechen, ich habe den Senator in letzter Zeit vernachlässigt. Deshalb mache ich mir ein paar Notizen und lerne zum erstenmal in meinem Leben richtig tippen.« Oscar stockte. Er brannte darauf, Pelicanos von den faszinierenden sozialen Unterschieden zwischen Regulatoren und Moderatoren zu erzählen, die er entdeckt hatte. Von außen betrachtet waren die schäbigen Prolos nicht einmal mit dem Elektronenmikroskop zu unterscheiden – alle wesentlichen Unterschiede gründeten in der Architektur ihrer Netzwerksoftware.
    Auf dem unsichtbaren Schlachtfeld ihrer Netzwerke hatte ein Kampf epischen Ausmaßes stattgefunden. Virtuelle Stämme und Gemeinschaften hatten Tausende unterschiedlicher Konfigurationen ausprobiert, sie bewertet, nach Kräften verbessert, ihnen beim Sterben zugesehen…
    »Oscar, wir müssen uns mal ernsthaft unterhalten.«
    »Prima.« Oscar schob den Laptop beiseite. »Sprich dich aus.«
    »Oscar, du verstrickst dich zu sehr. Die andauernden Beratungen mit dem Notstandsausschuss, und dann schacherst du ständig mit den Leuten vom NSR herum, die dir nicht mal die Uhrzeit sagen wollen… Wir sollten unseren Standpunkt überprüfen.«
    »Okay. Einverstanden.«
    »Warst du in letzter Zeit mal im Labor? In der Luft sind lauter Transportflugzeugen die nichts transportieren. In Osttexas wimmelt es von Cops und Straßenblockaden.«
    »Ja, wir bekommen draußen eine Menge Aufmerksamkeit. Wir sind ein richtiger Hit. Die Journalisten lieben diesen provokanten Mix.«
    »Ich stimme dir darin zu, dass es interessant ist. Aber das hat nichts mit unserem Auftrag zu tun. Die jetzige Lage kam in unseren Plänen nicht vor. Wir sollten Bambakias im Wissenschaftsausschuss unterstützen. Das Wahlkampfteam sollte hier Urlaub machen. Niemand hat von dir erwartet, dass du zum Undercoveragenten wirst, der zeitweilig für den Präsidenten arbeitet, während du staatliche Einrichtungen mithilfe von Gangstern eroberst.«
    »Hmm. Da hast du völlig Recht, Yosh. Das war nicht planbar. Aber es war machbar.«
    Pelicanos setzte sich und faltete die Hände. »Weißt du, wo das Problem liegt? Wann immer du dein Ziel aus den Augen verlierst, verdoppelst du deine Anstrengungen.«
    »Ich habe das Ziel niemals aus den Augen verloren! Das Ziel ist die Reformierung der amerikanischen Forschung.«
    »Oscar, ich habe darüber nachgedacht. Das alles gefällt mir nicht. Zum einen mag ich den Präsidenten nicht besonders. Ich bin Demokrat. Ich hab’s ernst gemeint mit unserem Einsatz für Bambakias und den Reformblock. Ich will nicht für den Präsidenten arbeiten. Ich bin mit seiner Politik nicht einverstanden. Um Himmels willen, er ist Kommunist.«
    »Der Präsident ist kein Kommunist. Er hat im Holzhandel Milliarden verdient und ist im Reservat im Casino-Business tätig.«
    »Aber dem Linken Traditionsblock gehören Kommunisten an. Ich traue ihm nicht. Seine Reden gefallen mir nicht. Es gefällt mir nicht, dass er sich mit den Niederländern anlegt, anstatt vor der eigenen Tür für Ordnung zu sorgen. Er ist einfach nicht unsere Art von Politiker. Er ist grausam, hinterlistig, doppelzüngig und aggressiv.«
    Oscar lächelte. »Zumindest schläft er nicht bloß an seinem Schreibtisch wie der vorige Präsident.«
    »Besser König Baumstamm als König Storch, Mann.«
    »Yosh, ich weiß, du bist kein Linker, aber du musst zugeben, dass der Linke Traditionsblock weit besser ist als die Linken Progressiven mit all ihren Verrückten.«
    »Das hilft uns auch nicht weiter! Bambakias hätte dir bedingungslos vertraut – der Präsident will dir nicht mal einen richtigen Posten geben. Er lässt dich im Regen stehen. Und in der Zwischenzeit verlassen wir uns auf diese Moderatoren. Aber sich von Gangstern Schutz zu versprechen, hat einfach keine Zukunft.«
    »Aber sicher doch.«
    »Nein, hat es nicht. Die Prolos sind schlimmer als die Linken Progressiven. Sie sprechen ein komisches Kauderwelsch, tragen seltsame Kleidung, haben seltsame Laptops und eine seltsame Biotechnik. Sie sind ein buntes Völkchen, aber das ändert nichts daran, dass sie Gauner sind. Dieser Bursche, Captain Burningboy… er kriecht dir in den Arsch, aber er ist nicht der, für den du ihn hältst. Du glaubst, das sei ein charmanter alter Trottel, weiches Herz in rauer Schale, die Art Typ, der in dein Team passen würde. Ist er aber nicht. Er ist ein ultraradikaler Sektierer und verfolgt eindeutig seine

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