Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
Vom Netzwerk:
Grundstein legen für seinen ersten gesetzgeberischen Erfolg.«
    »Ich verstehe.«
    Als sie einem Okapi auswichen, fasste Oscar sie zuvorkommend beim Ellbogen. »Ich will damit nicht sagen, dass es leicht für uns werden wird. Es könnte sogar unangenehm werden. Hier geht es um einflussreiche Kreise. Um geheime Pläne. Der Augenschein trügt. Aber wenn es leicht wäre, könnte jeder diese Aufgabe erledigen. Dann brauchte man dazu keine so begabten Leute wie uns.«
    »Ich bleibe.«
    »Gut! Das freut mich.«
    »Es freut mich, dass Sie mich eingeweiht haben, Oscar. Und wissen Sie was? Ich glaube, ich sollte es Ihnen gleich sagen. Ihr persönliches Vergangenheitsproblem – Sie sollten wissen, dass mich die ganze Angelegenheit nie gestört hat. Keinen Moment lang. Ich meine, ich habe mir die Sache durch den Kopf gehen lassen, und dann habe ich sie abgehakt.«
     
    Es war kaum anzunehmen, dass man sich an den Telefonen am Kinderspielplatz zu schaffen gemacht hatte, daher hatte Fontenot es so arrangiert, dass Oscar die Anrufe des Senators dort entgegennahm. Oscar beobachtete eine Gruppe Kinder, die auf dem Dschungelspielplatz kreischte wie eine Affenhorde.
    Fontenot verband ein geheimdiensterprobtes Verschlüsselungsgerät mit dem bonbonfarbenen Mundstück des an der Wand befestigten Telefons.
    »Sie werden eine kleine Verzögerung bemerken«, sagte Fontenot zu Oscar. »In Boston hat man Vorsorge gegen eine Überwachung getroffen.«
    »Wie steht es mit den hiesigen Behörden? Geht von ihnen Gefahr aus?«
    »Waren Sie schon mal auf der hiesigen Polizeiwache?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Ich schon. Vielleicht haben sie ja vor zehn Jahren die Sicherheit ernst genommen. Jetzt könnte man die ganze Anlage mit einem Besenstiel zum Einsturz bringen.« Fontenot hängte den bunten Hörer in die Plastikhalterung, dann wandte er sich um und musterte die umhertollenden Kinder. Wie ihre Eltern waren auch sie barhäuptig und ungepflegt und trugen grell bunte, schlecht sitzende Kleidung. »Nette Kinder.«
    »Hm.«
    »Hatte leider nie so recht Zeit dafür…« Fontenots umwölkter Blick zeugte von verborgenem Schmerz.
    Das Telefon läutete. Oscar nahm ab. »Ja?«
    »Oscar.«
    Oscar straffte sich ein wenig. »Ja, Senator.«
    »Schön, Ihre Stimme zu hören«, sagte Bambakias. »Ich habe Ihnen vor einer Weile ein paar neue Files geschickt, aber das ist nicht das Gleiche.«
    »Nein, Sir.«
    »Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie mich auf die Zustände in Louisiana aufmerksam gemacht haben. Für die Aufzeichnungen, die Sie mir geschickt haben.« Bambakias’ Stimme schwang sich in die Höhe, als stünde er vor einem Rednerpult. »Die Straßenblockade. Die Air Force. Erstaunlich, Oscar. Empörend!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das ist ein Riesenskandal! Einfach unglaublich! Diese Leute tragen Uniform und stehen im Dienste der Vereinigten Staaten!« Bambakias holte rasch Luft, dann wurde seine Stimme noch lauter und eindringlicher. »Wie, zum Teufel, sollen wir uns der Loyalität der Männer und Frauen versichern, die gelobt haben, das Land zu verteidigen, wenn wir sie auf zynische Weise als Spielfiguren in einem billigen, schmutzigen Machtkampf benutzen? Wir haben sie praktisch dazu verdammt, zu verhungern, im Dunkeln zu erfrieren!«
    Fontenot hatte sich zu den Kindern an der Wippe gesellt. Er hatte Weste und Hut ausgezogen und half einem quirligen Dreijährigen, auf den Sitz zu klettern. »Senator, heutzutage verhungert niemand mehr. Bei den niedrigen Nahrungsmittelpreisen ist das nahezu unmöglich. Außerdem werden sie im tiefen Süden wohl kaum erfrieren.«
    »Sie haben mich nicht richtig verstanden. Der Stützpunkt erhält keine Gelder mehr. Er hat seine rechtliche Grundlage verloren. Glaubt man dem Ausschuss für den Notstandshaushalt, existiert der Stützpunkt gar nicht mehr! Man hat ihn einfach aus den Akten gestrichen. Mit dem Federstrich eines Bürokraten hat man politische Unpersonen aus diesen Leuten gemacht!«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Oscar, das ist ein wichtiges Thema. Amerika hat Höhen und Tiefen durchlaufen, das streitet niemand ab, aber wir sind immer noch eine Großmacht. Und so darf eine Großmacht mit ihren Soldaten nicht umspringen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Das ist grotesk, das ist kompletter Wahnsinn. Und wenn das Beispiel nun Schule macht? Wollen wir etwa, dass die Army, die Navy und die Marines über die Bürger herfallen – die Wähler –, bloß damit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können? Das

Weitere Kostenlose Bücher