Brennendes Land
es einfach keine passende Unterbringungsmöglichkeit, wo wir Besucher empfangen könnten, zum Beispiel einen Senatsausschuss. Deshalb sollten wir unser eigenes Hotel aufmachen.«
Fred Dillen, der für Hausmeisterarbeiten und die Wäsche zuständig war, setzte sein Bier ab. »Unser eigenes Hotel?«
»Warum nicht? Wir ruhen uns jetzt seit zwei Wochen in Buna aus. Wir haben wieder Atem geschöpft. Es wird allmählich Zeit, dass wir uns reorganisieren und etwas bewirken. Wir können ein Hotel aufmachen. Das liegt eindeutig im Bereich unserer Mittel und Möglichkeiten. Schließlich war das unsere beste Wahlkampftaktik. Die anderen Kandidaten haben Versammlungen abgehalten, Fototermine veranstaltet und sich bemüht, auf die Medien einzuwirken. Alcott Bambakias aber hat eine Wahlkampfmeute zusammengebracht und für dauerhafte Unterbringung gesorgt.«
»Wollen Sie damit sagen, wir sollten ein Hotel eröffnen, um Gewinn zu machen?« fragte Fred.
»Also, vor allem zu unserer eigenen Bequemlichkeit, aber auch um des Profits wegen. Die Baupläne und die Software bekommen wir von Bambakias’ Firma. Mit den Bauarbeiten kommen wir schon klar, und was am besten ist, wir verfügen tatsächlich über die nötigen Fertigkeiten, um ein Hotel erfolgreich zu betreiben. Wenn man’s recht bedenkt, ist ein Wahlkampfbus im Grunde ein mobiles Hotel. In diesem Fall aber bleiben wir vor Ort, während die Leute zu uns kommen. Und dann werden sie uns bezahlen.«
»Mann«, sagte Fred. »Das ist wirklich um drei Ecken rum gedacht…«
»Ich halte es für machbar. Ihr könnt alle die gleiche Rolle weiterspielen, die ihr während des Wahlkampfes inne hattet. Fred, Sie kümmern sich um die Wäsche und um die Zimmer. Corky ist für die Gäste und den Empfang zuständig. Rebecca für das physische Wohlbefinden und hin und wieder eine Massage. Jeder hat seinen Platz, und notfalls stellen wir vorübergehend eben ein paar Einheimische ein. Und wir verdienen Geld damit.«
»Wie viel Geld?«
»Ach, das obere Marktsegment sollte eigentlich recht großzügig sein. Ich habe im Labor schon millionenschwere Vertragspartner gesehen, die Tür an Tür mit Postdocs und Doktoranden eingepfercht waren. Das ist einfach unnatürlich.«
»Heutzutage nicht mehr«, räumte Negi ein.
»Das ist eine prima Marktlücke. Yosh regelt das Finanzielle. Lana kümmert sich um die Baubehörde von Buna. Um Interessenkonflikten aus dem Weg zu gehen, lassen wir alles über eine Bostoner Firma laufen. Und wenn wir hier fertig sind, verkaufen wir das Hotel einfach. Bis dahin haben wir eine ordentliche Unterkunft und ein stetiges Einkommen.«
»Das habe ich schon zehnmal miterlebt«, sagte Ando ›Corky‹ Shoeki. »Ich hab sogar dabei mitgeholfen. Ich kann mich trotzdem noch nicht damit anfreunden. Mit der Vorstellung, dass ein Haufen Branchenfremder eine dauerhafte Unterkunft errichten soll, meine ich.«
»Ich gebe zu, dass die distributierte Realisierung auf manche Leute noch immer abschreckend wirkt. Bambakias ist damit sehr reich geworden, aber hier unten ist es noch neu. Mir gefällt die Vorstellung, so etwas im Osten von Texas zu versuchen. Damit beweisen wir den Einheimischen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.«
»Also«, meinte Fred bedächtig, »so sehr ich mir auch den Kopf zerbreche, fällt mir kein Grund ein, weshalb wir Oscars Vorschlag nicht in die Tat umsetzen sollten.«
»Ihr seid alle kluge Leute«, sagte Oscar. »Nennt mir einen Grund, der dagegen spricht.« Er zog sich in den Bus zurück, um den anderen Gelegenheit zu geben, die Sache zu diskutieren. Hätte er ihnen alles haarklein dargelegt, hätte er ihnen bloß den Spaß verdorben.
Er hängte seinen Hut auf. »Na, Moira«, sagte er, »wie läuft die große Aktion?«
»Oh, prima«, antwortete Moira und schwenkte auf ihrem Drehstuhl herum. Seit der Senator in den Hungerstreik getreten war, sah Moira wieder viel besser aus. Moiras seelisches Wohlbefinden war den Gezeiten des Medientrubels unterworfen. »Die Werte des Senators gehen ab wie eine Rakete. Siebzig Prozent, fünfundsiebzig. Und der Rest sind vor allem Unentschlossene!«
»Phänomenal.«
»Alcotts Blutzuckerwerte im Netz zu veröffentlichen – das war brillant. Die Leute loggen sich rund um die Uhr ein, um ihm beim Hungern zuzusehen! Bei Lorena das Gleiche. Lorena hat große Zustimmung unter den Frauen. Seit Mittwoch war sie auf zehn Glamour-Sites vertreten. Die Leute lieben ihre Wasser-und-Brot-Diät, sie können einfach nicht genug
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