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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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tun.«
    Oscar ließ diese Neuigkeit einsinken. Sonderlich ermutigend klang sie nicht. »Und warum blockiert die Air Force einen Bundeshighway?«
    »Hier in Louisiana läuft schon immer einiges anders«, meinte Fontenot. Im dünnen Lautsprecher des Telefons schwoll fernes Hupen zu einem Crescendo an.
    »Oscar, ich glaube, Sie sollten sich das ansehen. Ich kenne Louisiana. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, aber dafür fehlen mir die Worte.«
    »Ist gut«, sagte Oscar. »Bin gleich da.« Er stopfte das Telefon in den Ärmel. Er kannte Fontenot jetzt seit über einem Jahr, doch eine solche Einladung hatte er von ihm noch nicht erhalten. Fontenot forderte niemals andere Leute auf, die Risiken zu teilen, die sein Beruf mit sich brachte; dies wäre seinem Berufsverständnis als Bodyguard zuwidergelaufen. Oscar brauchte man nicht zweimal zu bitten.
    Er stellte den Laptop ab und erhob sich. »Leute, hört mal her, es gibt hier ein Problem! Vor uns liegt wieder mal eine kleine Straßensperre.« Laute Unmutsäußerungen. »Fontenot kümmert sich drum. Jimmy, stellen Sie die Alarmanlage an.«
    Der Fahrer hielt am Straßenrand und schaltete die eingebauten Schutzvorrichtungen ein. Oscar warf einen Blick aus dem Fenster. Eigentlich hatte der Wahlkampfbus keine Fenster. Von außen betrachtet war der Bus hermetisch verschlossen. Bei den großen Innenfenstern handelte es sich um Displays, verkabelt mit Außenkameras, welche die Umgebung ständig überwachten. Bambakias’ Wahlkampfbus zeichnete grundsätzlich alles auf Video auf. Im Notfall wurden die Beobachtungen gespeichert, katalogisiert und über Satellit in ein tief in den Rocky Mountains gelegenes Archiv übertragen. So eine Art Bus war das.
    Im Moment beobachtete der Bus zwei hohe, grüne Wände aus düsteren Pinien und einen Stacheldrahtzaun mit morschen Pfosten. Sie hielten am Interstate Highway 10, zehn Meilen hinter dem gespenstisch anmutenden postindustriellen Städtchen Sulphur, Louisiana. Als der Bus durch Sulphur hindurchgerast war, hatte das Team mit Beklommenheit auf den Anblick reagiert. Im dichten Winternebel wirkte die Cajun-Stadt wie eine riesige Ölraffinerie, durchsetzt mit Grashütten und zerbeulten Wohnwagen.
    »Ich steige aus«, verkündete Oscar, »und schaue mich mal um.«
    Donna, seine Imageberaterin, brachte ihm ein Frackhemd. Oscar nahm seidene Hosenträger, Hut und seinen Mailänder Trenchcoat entgegen.
    Während ihm die Stylistin in die Schuhe half, musterte Oscar seine Leute. Ein bisschen Action und frische Luft würden ihnen gut tun. »Wer möchte sich mit der U.S. Air Force anlegen?«
    Jimmy de Paulo sprang vom Fahrersitz hoch. »Hey, Mann, ich bin dabei!«
    »Jimmy«, sagte Oscar mit sanfter Stimme, »das geht nicht. Sie müssen den Bus fahren.«
    »Schon klar«, meinte Jimmy und ließ sich wieder auf den Sitz plumpsen.
    Moira Matarazzo richtete sich widerwillig in ihrer Koje auf. »Gibt es irgendeinen Grund, weshalb ich mitkommen sollte?« Moira war als Wahlkampfsprecherin monatelang den Kameras ausgesetzt gewesen. Jetzt hatte die normalerweise tadellos gekleidete Moira wirres Haar, rissige Lippen und pelzige Augenbrauen und trug einen zerknitterten Baumwollpyjama. Das böse Funkeln ihrer vom Champagner verquollenen Augen hätte selbst eine Mokassinschlange abgeschreckt. »Wenn es unbedingt sein muss, komme ich mit, aber ich sehe einfach keinen Grund dafür«, jammerte Moira. »Straßenblockaden sind manchmal gefährlich.«
    »Dann solltest du auf jeden Fall mitgehen.« Bob Argow hatte gesprochen, der Systemadministrator. Bobs eisiger Tonfall machte unmissverständlich klar, dass er kurz vor der Explosion stand. Seit der Siegesfeier in Boston hatte Bob unablässig getrunken. Damit angefangen hatte er in der freudigen Erleichterung, und während die Meilen vorbeirollten und sich die Flaschen systematisch leerten, war er in eine klassische posttraumatische Depression verfallen.
    »Ich begleite Sie, Mr. Valparaiso«, ließ sich Norman-der-Praktikant vernehmen. Wie üblich beachtete ihn niemand.
    Die zwölf Wahlkämpfer standen nach wie vor auf der Gehaltsliste und verbrauchten Bambakias’ letztes Kampagnengeld. Offiziell nahmen sie gerade ihren hochverdienten ›Urlaub‹. Diese großzügige Geste war typisch für Alcott Bambakias, doch war dies auch dazu gedacht, die Wahlkampfmannschaft langsam aus der Nähe des neugewählten Senators zu entfernen. In seinem ultramodernen Hauptquartier in Cambridge war der charismatische Milliardär derzeit

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