Brennendes Wasser
standen über Computermonitore gebeugt.
»Nun, was sagen Sie?«, fragte Brynhild mit unverkennbarem Stolz.
»Das ist unglaublich.« Die Ehrfurcht war nicht geheuchelt.
»Wo sind wir? Auf dem Meeresboden?«
Die Riesin lächelte. »Hier werden Sie arbeiten. Kommen Sie, ich führe Sie herum.«
Francescas wissenschaftlich geschulter Verstand erkannte schnell, dass dem chaotischen ersten Eindruck eine sinnvolle Ordnung zugrunde lag. Obwohl die Rohre in die verschiedensten Richtungen zu verlaufen schienen, führten sie letztlich alle in die Mitte des Raums.
»Hiermit werden die unterschiedlichen Einflüsse auf das Kernmaterial reguliert«, sagte Brynhild und wies auf die blinkenden Lichter einer Schalttafel. »Diese Unterwasseranlage steht auf vier Beinen. Zwei davon dienen als Einlassrohre, die anderen beiden als Abfluss. Da wir uns mitten im Süßwasser befinden, versetzen wir die hereingepumpte Flüssigkeit zunächst mit Salz und Mineralien aus den Containern dort drüben. Danach lässt sie sich nicht mehr von natürlichem Meerwasser unterscheiden.«
Sie gingen auf die Mitte der Halle zu, wo sich ein großer zylindrischer Tank von etwa sechs Metern Länge und drei Metern Höhe befand.
»Da drin dürfte sich das Anasazium befinden«, sagte Francesca.
»Stimmt. Das Wasser wird erst rund um den Kern und dann durch die Abflüsse zurück in den See gepumpt.«
Sie kehrten zu der zentralen Schalttafel zurück.
»Nun, wie nah sind wir dem Cabral-Verfahren gekommen?«
Francesca betrachtete die Anzeigen. »Kühlung, Stromstärke, Temperaturüberwachung, alles prima. Sie sind nah dran, sogar sehr nah.«
»Wir haben das Anasazium Hitze, Kälte und Elektrizität ausgesetzt, aber nur mit begrenztem Erfolg.«
»Das überrascht mich nicht. Es fehlt die Schallkomponente.«
»Aber natürlich. Vibrationen.«
»Ihre Vermutung geht in die richtige Richtung, doch der Prozess wird erst dann funktionieren, wenn die Substanz einem gewissen Maß an Schallwellen und zugleich in korrekter Relation auch den anderen Einflüssen ausgesetzt wird. Im Moment ist es so, als würde in einem Streichquartett das Cello fehlen.«
»Genial. Wie sind Sie auf diese Technik gekommen?«
»Ich habe mich einfach darum bemüht, unkonventionell zu denken. Wie Sie wissen, hat es bislang hauptsächlich drei Entsalzungsmethoden gegeben. Bei der Elektrodialyse und Umkehrosmose wird Wasser durch Membranen geleitet, die das Salz herausfiltern. Das dritte Verfahren beruht auf dem Prinzip der Verdampfung, ähnlich der natürlichen Verdunstung durch Sonnenwärme. Jeder dieser Fälle erfordert einen enormen Energieaufwand, was zu gewaltigen Kosten führt. Meine Methode verändert die molekulare und atomare Struktur. Dabei entsteht Energie, die wiederum genutzt werden kann. Die Kombination der einwirkenden Kräfte muss jedoch genau aufeinander abgestimmt werden. Sollte es auch nur die geringste Abweichung geben, schlägt der Prozess fehl.«
»Nachdem Sie nun einen ersten Eindruck gewonnen haben, was glauben Sie, wie lange wird es dauern, diese Anlage Ihren Anforderungen entsprechend umzurüsten?«
Sie zuckte die Achseln. »Eine Woche.«
»Drei Tage«, entgegnete Brynhild lakonisch.
»Warum dieses Zeitlimit?«
»Es wird hier demnächst eine Direktionssitzung des Konzerns mit Teilnehmern aus aller Welt stattfinden. Aus diesem Anlass möchte ich eine Demonstration des Verfahrens abhalten. Sobald die Leute sich von der Wirksamkeit überzeugt haben, werden sie beflügelt nach Hause zurückkehren, um sich eifrig der nächsten Stufe unseres großes Plans zu widmen.«
Francesca dachte kurz nach.
»Ich kann es in vierundzwanzig Stunden schaffen«, sagte sie dann.
»Verglichen mit einer Woche ist das ein beträchtlicher Unterschied.«
»Mir fehlt nur ein geeigneter Anreiz. Es gibt einen Preis.«
»Sie befinden sich in keiner geeigneten Verhandlungsposition.«
»Dessen bin ich mir bewusst. Aber ich möchte, dass Sie Ihre Gefangene freilassen. Sie wurde unter Drogen gesetzt und hat keine Ahnung, wo sie sich befindet oder wie sie hergekommen ist. Sie wäre niemals in der Lage, Sie zu identifizieren oder Ihnen irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten. Behalten Sie sie ruhig in Gewahrsam, bis ich die Anlage in Funktion gesetzt habe. Aber sobald alles läuft, brauchen Sie die Geisel nicht mehr.«
»Einverstanden«, sagte Brynhild. »Ich lasse die Gefangene gehen, sobald Sie mir den ersten Liter Süßwasser vorweisen können.«
»Welche Garantie habe ich, dass Sie
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