Brennendes Wasser
wusste, dass er den anderen aufgrund seiner Verletzung nur in die Quere gekommen wäre. Zudem hatte Austin ihn davon überzeugt, dass jemand mit kühlem Kopf über Wasser bleiben musste, um Unterstützung herbeizurufen, falls die Situation zu heikel wurde.
Ein Kran war gekommen und hatte das Tauchboot vom Tieflader auf das Floß gehoben. Dann war der Raddampfer frühmorgens in See gestochen, noch bevor am Hafen wieder reger Betrieb herrschte. Das Schiff fuhr zunächst weit aufs Wasser hinaus, bis es Zeit wurde, den üblichen Kurs einzuschlagen.
Trotz der schweren Last wankte und ächzte das mitgeschleppte Floß unaufhörlich. Austin und Zavala mussten sich festhalten, als sie nun am hinteren Ende neben den Nylonschläuchen niederknieten und sie auf ein Signal hin im selben Moment mit ihren Tauchermessern aufschlitzten. Die Luft entwich mit lautem Zischen, das sich bald in ein stetes Brodeln verwandelte, während die zwischen Wasser und Floß eingeklemmten Pontons schnell in sich zusammenfielen. Als der hintere Teil der Plattform sich in den See senkte, lösten sie die Sicherungsleinen der SeaBus. Dann krochen sie durch die Heckluke, verriegelten sie sorgfältig und nahmen im Cockpit Platz.
Anfangs ragte der Bug des Boots nach oben. Je mehr Luft aus den Schläuchen strömte, desto mehr kam alles wieder ins Gleichgewicht, und schließlich versank das Floß. Es war eine eher primitive Methode, ein solch hoch technisiertes Fahrzeug zu Wasser zu lassen, aber sie funktionierte. Die SeaBus trieb nun im See, und das Floß wurde von der Vorwärtsbewegung des Dampfers unter ihr weggezogen. Sie schwankte im Kielwasser des größeren Schiffs und tauchte im Schaum der Schaufelräder hinab. Die Farbe des Wassers wechselte von blaugrün nach blauschwarz.
Als sie fünfzehn Meter erreicht hatten, verringerte Austin den Ballast, um die Tiefe zu halten. Die batteriebetriebenen Motoren erwachten heulend zum Leben, und Zavala lenkte das Boot in Richtung Ufer. Sie hatten Glück, dass der runde, fast stumpfe Bug der SeaBus nicht gegen eine Strömung ankämpfen musste, und so kamen sie mit konstanten zehn Knoten voran. Nach kurzer Zeit hatten sie die Strecke bis zum Land zurückgelegt.
Zavala war für die Steuerung verantwortlich, und Kurt überwachte das Sonar. Das felsige Ufer fiel mehr als dreißig Meter senkrecht ins Wasser ab und ging dann in einen breiten Vorsprung über. Auf diesem Vorsprung, unmittelbar unter dem schwimmenden Pier, registrierte das Ortungsgerät ein überaus großes Objekt. Kurz darauf schauten sie empor und sahen über sich den langen Schatten des Stegs und seiner Schwimmer, die sich gegen das helle Tageslicht abhoben. Austin hoffte, dass seine frühere Einschätzung zutraf und der Wachposten zu abgestumpft und gelangweilt war, um eventuelle Auswirkungen der Anwesenheit des Tauchboots zu bemerken. Zavala ließ die SeaBus in einer flachen Spirale nach unten sinken, während Austin immer wieder zwischen Sonarecho und eigener Betrachtung wechselte.
»Stopp.
Schnell
«, rief er.
Zavala reagierte sofort, und das Boot kreiste wie ein hungriger Hai auf der Stelle.
»Sind wir dem Vorsprung zu nahe gekommen?«
»Nicht direkt. Fahr wieder ein Stück zurück, und geh weitere fünfzehn Meter nach unten.«
Die SeaBus entfernte sich vom Ufer und drehte sich, so dass sie in Richtung des Vorsprungs sahen.
»
Madre de Dios
«, sagte Zavala. »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, stand der Astrodome noch in Texas.«
»Ich bezweifle, dass du in dem Ding die Dallas Cowgirls vorfinden wirst«, sagte Austin.
»Es sieht genauso aus wie die Anlage, die vor der Baja in die Luft geflogen ist. Ich gebe es nur ungern zu, aber du hattest wie üblich Recht.«
»Reines Glück.«
»Glück? Wir müssen da irgendwie rein.«
»Wenn, dann jetzt. Ich schlage vor, wir schauen uns mal die Unterseite an.«
Zavala nickte, gab Gas und ließ die SeaBus genau unter das riesige Bauwerk gleiten. Die Oberfläche bestand aus einem durchscheinenden grünen Material, von dem ein schwaches Glühen ausging. Wenngleich Zavala bei seinem Vergleich übertrieben hatte, wäre das Bauwerk selbst an Land als konstruktionstechnische Meisterleistung durchgegangen. Wie vor der Baja, so stand auch dieses Gebilde auf vier zylindrischen Streben.
»In den Säulen sind Öffnungen«, sagte Austin. »Wahrscheinlich dienen sie als Ein- und Auslässe, genau wie in Mexiko.«
Zavala fuhr mit dem Boot bis dicht an eine fünfte Stütze genau unter der Mitte der
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