Brennendes Wasser
zu Ihrem Wort stehen werden?«
»Keine. Aber Ihnen bleibt auch keine Alternative.«
Francesca nickte. »Ich werde gewisse Geräte und bedingungslose Unterstützung benötigen.«
»Was immer Sie wollen«, sagte Brynhild und winkte mehrere der Techniker zu sich heran. »Sie werden Dr. Cabrals Anweisungen uneingeschränkt befolgen, ist das klar?«
Dann ließ sie sich von einem der Männer einen verbeulten Metallkoffer bringen, nahm ihn und reichte ihn an Francesca weiter. »Ich glaube, das gehört Ihnen. Wir haben es im Haus Ihrer Freunde gefunden. Jetzt muss ich gehen. Geben Sie mir Bescheid, sobald ein erster Testlauf stattfinden kann.«
Während Francesca liebevoll über den Koffer strich, der ihr ursprüngliches Modell enthielt, kehrte Brynhild mit großen Schritten zum Aufzug zurück. Wenige Minuten später befand sie sich wieder in ihrem Turmzimmer. Unterwegs hatte sie über ein Mobiltelefon die Kradziks verständigt, die sie dort bereits erwarteten.
»Nach all den Jahren der Wartezeit und Enttäuschungen wird das Cabral-Verfahren nun endlich uns gehören«, verkündete sie triumphierend.
»Wie lange noch?«, fragte einer der Zwillinge.
»Der Prozess dürfte in vierundzwanzig Stunden funktionsbereit sein.«
»Nein«, sagte der andere Zwilling, derweil das Licht sich auf seinen metallenen Zähnen brach. »Wie lange noch, bis wir die Frauen haben können, um uns ein wenig zu vergnügen?«
Sie hätte es wissen müssen. Die Brüder glichen todbringenden Computern und waren ausschließlich auf Folter und Mord programmiert. Brynhild hatte nicht vor, die beiden Geiseln nach der Erfüllung des Auftrags am Leben zu lassen. Ein Grund dafür war der Neid, den sie im Hinblick auf Francescas überragende wissenschaftliche Fähigkeiten und die Schönheit der Brasilianerin empfand. Ein anderer Grund war pure Rachsucht. Die Frau hatte sie viel Zeit und Geld gekostet. Gamay war Brynhild mehr oder weniger egal. Aber auch hier war es besser, kein Risiko einzugehen.
Ihr Lächeln ließ die ohnehin niedrige Temperatur des Raums um weitere fünf Grad sinken.
»Bald«, sagte sie.
37
Der Posten stand am Ende des Walhalla-Piers und rauchte eine Zigarette, als sein Kamerad eintraf, der ihn nach der langen Nachtwache ablösen sollte, und sich nach dem Stand der Dinge erkundigte. Der dunkelhäutige Ex-Marine blickte mit zusammengekniffenen Augen hinaus auf den im Sonnenlicht funkelnden See und schnippte den Zigarettenstummel ins Wasser.
»Heute war hier mehr los als beim Hürdenlauf der Einbeinigen«, antwortete er in gedehntem Tonfall, der seine Herkunft aus Alabama verriet. »Die ganze Nacht über sind Hubschrauber eingeflogen.«
Der Neuankömmling, ein früherer Green Beret, legte den Kopf in den Nacken und schaute einem weiteren Helikopter entgegen. »Wie’s aussieht, kommen immer noch neue Gäste hinzu.«
»Was ist denn los?«, fragte der Posten. »Da ich nachts arbeite und tagsüber schlafe, bekomme ich kaum etwas mit.«
»Eine Menge hoher Tiere wollen hier eine Sitzung abhalten.
Bei uns wurden alle Mann mobilisiert und die Sicherheitsvorkehrungen noch mal verschärft.« Er sah auf den See hinaus. »Da ist die alte
Tahoe Queen
, pünktlich auf die Minute.«
Er nahm sein Fernglas und richtete es auf den Raddampfer, der gemächlich das Nordufer des Sees ansteuerte. Die
Tahoe Queen
sah aus, als würde sie zum Inventar des Musicals
Showboat
gehören. Ihr Rumpf und die Aufbauten waren weiß gestrichen und wirkten wie mit Zuckerguss überzogen, abgesehen von einem hellblauen Zierstreifen zwischen den beiden Oberdecks.
Im vorderen Teil ragten zwei hohe schwarze Schornsteine auf.
Die Schaufelräder, die sich durch die glatte Wasseroberfläche wühlten und das Boot vorantrieben, waren feuerrot bemalt. An der obersten Reling hingen rote, weiße und blaue Wimpel und flatterten im Wind.
»Hmmm«, sagte der Wachposten und suchte das Deck ab.
»Heute sind kaum Touristen an Bord.«
Er wäre weniger gelassen geblieben, wenn er gewusst hätte, dass dieselben korallenblauen Augen, die ihn bereits am Vortag vom Gleitschirm aus gemustert hatten, nun erneut auf ihn fixiert waren. Austin stand auf der Brücke des Dampfers, die wie eine überdimensionale Zigarrenkiste auf dem oberen Vorderdeck thronte. Er beobachtete die Wachen, um sich einen Eindruck zu verschaffen, wie aufmerksam sie waren. Er sah, dass die Männer bewaffnet waren, doch ihre nachlässige Körperhaltung deutete auf Langeweile hin.
Der Kapitän des Schiffs, ein
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