Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
Luft dagegen bewegen sie sich schnell und elegant. Sie sind durch Telepathie mit ihren Herren verbunden und werden so gesteuert. Das muss funktionieren, wenn die Wamphyri auf ihnen in den Kampf fliegen. Sie stellen eine Art von fliegenden Kommandoeinheiten dar.
Die Wamphyri haben übrigens ihre eigenen Kampfregeln, einen verdrehten Ehrbegriff, andere Werte als wir und eine andere Art von Ritterlichkeit. Kannst du dir das vorstellen? Aber natürlich ändert jeder die Regeln ständig nach eigenem Gutdünken – und bestimmt nicht zu seinem Nachteil. Falls es dann einmal zum direkten Kampf Mann gegen Mann kommt, gibt es für die hochrangigen Offiziere und Lords nur eine ehrenvolle Waffe: den Kampfhandschuh. Irgendwo im Osten, in einer kleinen Zigeunersiedlung, werden diese schrecklichen Waffen im Auftrag der Wamphyri angefertigt. Alle Metallgegenstände lassen sie bei den Travellern anfertigen, denn sie selbst haben keine Ahnung von Metallbearbeitung, oder besser gesagt, sie haben eine Abneigung gegen Metalle. Silber ist Gift für sie, Eisen verachten sie, nur Gold ist einigermaßen akzeptabel.
So, jetzt hast du ein etwas klareres Bild vom Leben der Wamphyri in ihren Felsenburgen. Wenn du das jetzt noch hören willst, berichte ich dir von meinen Erlebnissen in Karens Festung ...«
Jazz beendete sein Bad und kletterte aus dem Fluss. Er fühlte sich entspannt – das Wasser schien viel von seiner Anspannung und Nervosität weggewaschen zu haben. Er wischte sich die Tropfen mit den Handkanten am Körper herunter ab und schauderte ein wenig, da die ganz langsam nachlassenden Sonnenstrahlen der Abendkühle Platz machten. Als er sich wieder anzuziehen begann und Zek mit ihrer Geschichte fortfahren wollte, sahen sie, dass Lardis am Ufer entlang auf sie zuschritt.
Jazz hatte die Lederriemen seiner Kampfausrüstung voneinander gelöst und nur den Gürtel mit den beiden Brustriemen und den daran hängenden Taschen und Geräten verbunden gelassen. Während Lardis herankam und neugierig die herumliegenden Ausrüstungsgegenstände betrachtete, half Zek Jazz dabei, den Rest wieder anzulegen. Er zog es vor, in voller Montur zu schlafen, oder zumindest mit einer Notfallausrüstung, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Schließlich nahm Jazz eine Zigarette aus der Tasche, zündete sie an und wandte sich dem Stammesführer der Traveller zu – und ertappte ihn dabei, wie er neugierig die Sicherungsnadel aus einer Splitterhandgranate zog!
Jazz holte tief Luft, schubste Zek zu Boden und hechtete auf Lardis zu. Der hatte das Entsetzen auf Jazz’ Gesicht noch gar nicht bemerkt. Er blickte nur Stirn runzelnd auf die Granate in seiner Linken und die Nadel in seiner Rechten hinab. Jazz entriss ihm die Granate. Im Kopf hatte er mitgezählt: eins, zwei, drei ...
Er schleuderte die Handgranate auf den Fluss hinaus. Vier, fünf ... Sie klatschte ins Wasser, und ein viel gewaltigeres Klatschen folgte augenblicklich darauf!
Die Explosion donnerte über den Fluss, doch zum Glück blieben die meisten Splitter im Wasser. Einige aber heulten durch die Luft über sie hinweg. Eine Wasserfontäne schoss hoch, fiel wieder in sich zusammen, und Echos grollten vom Waldrand und von den Bergen herüber, während Wellen platschend ans Ufer rollten. Dutzende toter Fische schwammen bereits mit den Bäuchen nach oben im Fluss.
Lardis schloss den Mund, sah die Sicherungsnadel in seiner Hand erschrocken an und warf sie schnell und schuldbewusst weg. »Hä?«, fragte er. »Was ...?«
Jazz warf ihm einen finsteren Blick zu und bemerkte: »Ziemlich wirksame Art zu fischen!«
Lardis begriff seinen Sarkasmus nicht. »Äh? Ja, kann man wohl sagen.«
Verblüfft und erschrocken wandte er sich um, stieg die Uferböschung hinauf und auf seine Leute zu, die aufgeregt heranstürmten.
»Das war allerdings wirksam«, stimmte er schließlich Jazz zu. »Aber ich ziehe es vor, auf meine alte Art Fische zu fangen.« Er warf einen Blick auf Jazz’ Ausrüstung am Boden. »Ach ja«, meinte er, »zeig mir diese ... Dinge doch bitte ein andermal. Im Augenblick habe ich zu viel zu tun.«
Jazz und Zek sahen ihm hinterher, als er wegging und dabei beruhigend auf seine Leute einsprach.
Als Jazz seine Sachen wieder eingepackt und sich gemütlich niedergelassen hatte, setzte Zek ihren Bericht fort:
»In Karens Felsenburg hatte ich mein eigenes Zimmer. Sie und ich – wir teilten uns das oberste Stockwerk, enorme Hallen mit unglaublich viel Platz, und wir waren die
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