Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
dem Krieger in den leeren Raum gekickt. Schließlich stand der Krieger blutbesudelt, aber ungebändigt – und allein – auf den rotverschmierten Brettern des Steges. Und dann sah er Khuv, und nichts trennte sie mehr außer vier oder fünf Schritte über die Holzbohlen.
»Flammenwerfergruppe!« Khuvs Stimme war heiser, fast ein Flüstern in der plötzlichen ehrfürchtigen Stille. »Zu mir – Tempo!« Er hatte sich nicht umgesehen, wagte es nicht, für einen Moment lang die Augen von diesem bedrohlichen Mann aus der Kugel zu nehmen.
Aber der Krieger hatte seinen Befehl gehört. Er legte den Kopf auf die Seite und verengte seine roten Augen. Vielleicht fasste er die Worte des KGB-Majors als eine Herausforderung auf. Er antwortete: Ein kurzer, harsch herausgebellter Satz – wahrscheinlich eine Frage – in einer Sprache, bei der Jazz wieder den Eindruck hatte, er sollte sie eigentlich verstehen, eine Frage, die in dem Wort »Wamphyri?« endete. Er trat zwei Schritte vor und wiederholte die rätselhaften, vage vertrauten Worte des Satzes. Und diesmal wurde das Wort »Wamphyri?« mit stärkerer Betonung gesprochen, drohend und mit einer Art stolzen Triumphs.
Khuv sank auf ein Knie herab und brachte eine bösartig aussehende Automatik mit einem langen Lauf in Anschlag. Er hielt damit einhändig und wacklig den Krieger in Schach, während er drängend mit der freien Hand den Männern hinter sich bedeutete vorzurücken. »Flammenwerfergruppe!« Er krächzte. Der Speichel war ihm in der Kehle eingetrocknet, so wie auch Jazz’ Kehle austrocknete, als er den Film sah.
Und dann setzte sich der Krieger wieder in Bewegung, aber diesmal sah es nicht so aus, als wolle er anhalten, und sein Blick und die Art, wie er den Handschuh hielt, ließen keinen Zweifel an seinen Absichten. Stiefelgepolter erklang und dunkle Schatten verdeckten die eine Seite der Leinwand, als die Männer nach vorn stürzten, aber Khuv wartete nicht auf sie. Sein eigenes Schießverbot war jetzt vergessen, von der Wirklichkeit überholt. Er hielt seine Automatik in beiden Händen und feuerte mit zitternden Fingern zwei Schüsse direkt auf die drohende Todesmaschine ab.
Sein erster Schuss traf den Krieger in der rechten Schulter, unter dem Schulterbein. Ein dunkler Fleck blühte dort auf wie eine scheußliche Blume, als er zurückgeworfen wurde und auf die Planken stürzte. Die zweite Kugel verfehlte ihr Ziel offenbar völlig. Der Krieger setzte sich auf, berührte das Loch in seiner herabhängenden Schulter und starrte mit unverkennbarem Erstaunen auf das Blut an seiner Hand. Aber die Schmerzen waren offenbar nicht zu ihm durchgedrungen. Noch nicht. Aber eine Sekunde später war es dann so weit ...
Das Heulen des Kriegers war kein menschlicher Schrei. Es war etwas viel Primitiveres. Es kam aus nachtdunklen Höhlen aus einer fremden Welt, die nicht unseren Gesetzen von Raum und Zeit gehorchte. Und es war so schrecklich und furchterregend, wie man es von einem solchen Mann erwartete.
Er hätte sich auf Khuv gestürzt, er duckte sich sogar und machte Anstalten dazu, aber die dreiköpfige Flammenwerfercrew kam ihm in die Quere. Die Maschine, mit der sie arbeiteten, war keine Ein-Mann-Einheit, die man auf dem Rücken tragen kann. Es war ein schweres Ding, das aus einem Benzintank auf einem kleinen Motorwagen bestand, den ein Mann lenkte, während ein anderer mit der Werfereinheit selbst daneben herging. Das dritte Mitglied der Einheit trug einen großen elastischen Asbestschild, einen schwachen Schutz vor Flammenrückschlag.
Es gelang dem Mann aus der Kugel trotz seiner Verwundung, mit seiner Handschuhwaffe den Schild zu durchschlagen, und er hätte ihn dem Schildträger beinahe aus den Händen gerissen. Bevor er den Handschuh zurückziehen konnte, der sich offenbar verhakt hatte, schrie Khuv: »Zeigt ihm das Feuer! Aber vorsichtig, verbrennt ihn nicht!«
Vielleicht waren sie ein wenig übereifrig: Ein Feuerstrahl schoss dem vor Wut und Angst heulenden Krieger entgegen und versengte ihm die eine Körperhälfte. Als der Feuerstrahl versiegte, bleckten die Flammen immer noch an dem Mann hoch. Sie verbrannten seinen Bart, seine Augenbrauen und ließen den schwarzen Zopf schwelen. Auf seiner Haut bildeten sich Brandblasen. Er schrie vor Schmerz und versuchte, die Flammen mit der linken Hand auszuschlagen. Dann riss er dem Soldaten den Asbestschild aus den Händen und warf ihn der Gruppe entgegen. Bevor sie sich davon erholen konnten, hatte er sich umgedreht
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