Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
Fragen später stellen.« Als Jazz sich dann wieder zurückgelehnt hatte, fuhr er fort: »Was mich angeht – ich habe keinerlei Interesse an irgendwelchen Löchern oder an höherer Physik. Für mich ist das einfach nur eine tödliche Bedrohung! Aber abgesehen davon ...
Sie haben Begegnung Nummer drei bereits gesehen, und ich habe Ihnen davon erzählt. Die Nummer vier war wiederum weniger aufregend, wenn auch nicht ganz so gewöhnlich wie der Wolf. Es war eine Fledermaus der Gattung Chiroptera, Spezies Desmodus. Seltsamerweise ist die Spezies Vampyrum gar kein Vampir, während Desmodus und Diphylla die wirklichen Blutsauger sind. Diese hier hatte eine Spannweite von siebzig Zentimetern und war damit zwar relativ groß für ihre Art, aber noch im normalen Rahmen. Sie war natürlich schon lange vorher gesehen worden, und diesmal wurde keinerlei Risiko eingegangen. Sobald sie durch die Oberfläche kam, wurde sie erschossen. Aber genau wie der Wolf ein gewöhnlicher Wolf gewesen war, war auch diese eine gewöhnliche Fledermaus. Seltsamerweise ist die Vampirfledermaus jedoch eine Kreatur, die in Süd- und Mittelamerika beheimatet ist. Vielleicht ist unser graues Loch nicht nur ein Durchgang zu anderen Welten, sondern auch zu anderen Regionen auf dieser Welt.
Egal, jedenfalls war ich damals schon hier, und für den Rest der Erzählung bin ich Augenzeuge. Ach ja, ich kann Ihnen auch einen Film vom Auftauchen der Fledermaus zeigen, wenn Sie das möchten, obwohl Sie wohl auch nicht mehr dadurch erfahren würden, als ich Ihnen schon erzählt habe, denn genau so ist es geschehen. Aber Begegnung Nummer fünf – das ist wieder etwas anderes.«
An dieser Stelle hatte Jazz bemerkt, wie Vyotsky unter dem dunklen Bart sehr blass wurde. Auch er war bei dieser fünften Begegnung dabei gewesen. »Machen Sie es kurz.« Der große KGB-Mann stand auf, stürzte seinen Drink in einem Zug hinunter und begann, im Raum hin und her zu laufen. »Erzählen Sie ihm davon, oder zeigen Sie ihm den Film, doch bringen Sie es hinter sich.«
»Karl hat die Sache nicht gefallen.« Khuvs Bemerkung war überflüssig, sein Lächeln dünn und hart. »Mir aber auch nicht. Aber ob es mir gefällt oder nicht, spielt keine Rolle. Das ändert nichts an den Tatsachen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Film.«
In einem angrenzenden kleinen Raum hatte Khuv so etwas wie ein Arbeitszimmer eingerichtet. Dort standen Bücherregale, ein winziger Tisch, Stahlrohrstühle, ein moderner Projektor und eine kleine Leinwand. Vyotsky machte keinen Versuch, Jazz und seinen kommandierenden Offizier zu begleiten, sondern goss sich noch einen Drink ein und blieb in Khuvs Wohnzimmer. Jazz wusste jedoch, dass der einzige Weg aus Khuvs Quartier durch das Wohnzimmer führte und dass nur ein paar Schritte und eine dünne Holztür ihn von dem bulligen KGB-Schläger trennten.
Jetzt sah er auch, dass für seinen Besuch schon alles vorbereitet war. Khuv musste nur noch das Licht herunterdimmen und den Projektor anschalten. Und was Jazz auch erwartet haben mochte, es war bestimmt nicht das, was er jetzt zu sehen bekam.
Der Film war in Farbe, hatte eine Tonspur und wirkte sehr professionell. Ein dunkler, unscharfer Schatten auf der einen Seite der Leinwand entpuppte sich als ein russischer Soldat, der eine glänzende Kalaschnikow an seiner Hüfte hielt. In der Mitte war die weiße Kugel zu sehen, oder das »Tor«, wie Jazz erfahren hatte. Die Unterkante des Bildes lag nur Zentimeter über den Brettern des Steges, der die Spanne zwischen der Plattform des Saturnrings und der Kugel überbrückte, und auf der blendenden Oberfläche der Kugel sah man das Bild ... eines Mannes!
Die Kamera hatte darauf gezoomt, und das Bild der Kugel füllte die ganze Leinwand aus und blendete nicht mehr so sehr. Der Mann befand sich jetzt in der Mitte des Bildes. Er schritt geradeaus und blickte direkt in die Kamera. Seine Bewegungen waren so schmerzhaft langsam, dass jeder Schritt mehrere Sekunden dauerte und Jazz sich fragte, ob er jemals ankommen werde. Aber Khuv warnte ihn: »Sehen Sie, wie das Bild schärfer wird? Ein sicheres Zeichen dafür, dass er die Oberfläche gleich durchstoßen wird. Aber wenn ich Sie wäre, würde ich nicht darauf warten. Sehen Sie ihn sich jetzt genau an, solange Sie noch die Gelegenheit dazu haben.«
Und wie um das zu betonen, verdichtete die Kamera auf das Gesicht des Mannes. Er hatte eine fliehende Stirn, und der Schädel war kahl rasiert bis auf eine einzelne Locke, wie
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