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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Michael J. Simmons auf seiner Koje saß und über die Dinge nachdachte, die er gehört und gesehen hatte, verlangsamte sich der Pulsschlag des Komplexes allmählich und bekam so etwas wie eine sanfte Regelmäßigkeit. Draußen war es Nacht, und auch hier im Innern war es Zeit, schlafen zu gehen. Doch nicht alle Mitarbeiter des Institutes und der angrenzenden Abteilungen schliefen. Die Wachen am Tor zum Beispiel waren hellwach. Und die Kreatur im Komplex, die weder menschlich war noch aus der menschlichen Welt stammte, schien überhaupt keinen Schlaf zu brauchen.
    Das dachte wenigstens Vasily Agursky, der mit dem Kinn auf die Handflächen gestützt vor dem Glaskäfig saß und Begegnung Nummer drei anstarrte. Agursky war ein kleiner Mann, keine 1,60 groß, schlank, mit hängenden Schultern und einem Kopf, dessen Schädel langsam glänzend durch den unregelmäßigen Heiligenschein von grauem Kraushaar hindurch sichtbar wurde. Die hellbraunen Augen in dem bleichen Gesicht lagen hinter dicken Brillengläsern, sie hatten tiefe Ränder und waren unter den schmalen, aber deutlich ausgeprägten Augenbrauen immer in hektischer Bewegung. Mit seinen dünnen Lippen und den großen Ohren wirkte er wie ein Gnom, woran aber erstaunlicherweise überhaupt nichts Komisches war.
    Die roten Lichter in der Behausung der Kreatur waren heruntergedreht, damit es sich nicht verängstigt in dem Sand seines Kastens verbuddelte. Es kannte Agursky und wurde in seiner Gegenwart selten hektisch. Wenn er mit gespreizten dünnen Beinen verkehrt herum auf einem Stahlstuhl saß und mit über der Lehne verschränkten Armen das Ding beobachtete, lag es auf dem Boden seines Kastens und beobachtete ihn ebenfalls.
    Zurzeit war es ein wurmartiges Wesen mit dem Gesicht einer Ratte. Ein Tentakel, der an einer Stelle hinten links an seinem Körper herauswuchs, bewegte sich langsam auf spinnenartigen Beinen voran, untersuchte Kiesel und Klumpen von verkrustetem Sand und legte sie dann jedes Mal wieder zurück. Das einzelne rudimentäre Auge des Tentakels war wachsam und blinzelte nicht.
    Das Wesen hatte Hunger, und Agursky, der trotz der halben Flasche Wodka, die er konsumiert hatte, nicht schlafen konnte, war heruntergekommen, um es zu füttern. Es war erstaunlich, aber in letzter Zeit hatte er den Eindruck, dass die Launen des Wesens auf ihn selbst übertragen wurden. Wenn es unruhig war, war er das auch. Genauso war es, wenn es Hunger hatte. Heute Nacht hatte er Hunger, obwohl er den Tag über gut gegessen hatte. Und deswegen wusste er, dass es ebenfalls hungrig sein musste. Es war nicht darauf angewiesen zu essen, jedenfalls nicht, soweit er das festzustellen in der Lage war, aber es tat es gern. Abfall aus der Küche, das Blut geschlachteter Tiere, die verklebten Felle und Hufe, Augen und Hirn und Eingeweide, Dinge, die die Menschen nicht essen wollten – all das waren Leckerbissen für die Kreatur. Zerkleinert wurden sie durch den Fütterungsschlauch gepumpt, und das Ding in dem Kasten schlang das Gemisch gierig herunter.
    »Was zum Teufel bist du?«, fragte Agursky die Kreatur bestimmt schon zum tausendsten Mal, seit er zu ihrem Wärter bestimmt worden war. Es war gelinde gesagt frustrierend, denn wenn jemand die Antwort darauf wissen sollte, so war es Agursky. Zoologie und Psychologie waren seine Spezialgebiete; man hatte ihn extra angefordert, damit er das Ding untersuchen und herausfinden konnte, wie es funktionierte. Nachdem er ungefähr einen Monat mit dem Wesen gearbeitet hatte, waren andere Wissenschaftler, die angeblich besser qualifiziert waren, eingeflogen worden. Offenbar hatten Agurskys Leistungen nicht den erwarteten Erfolg gezeigt. Aber die Neuen sahen sich die Kreatur an, lasen seine Notizen, schüttelten den Kopf und gingen irritiert wieder. Und er blieb allein mit der Kreatur zurück. Was sollte er damit anfangen? Er kannte das Wesen so gut, wie irgendein Mensch es nur kennen konnte, und trotzdem wusste er nichts darüber.
    Sein Blut ähnelte dem unzähliger irdischer Tiere, war aber dennoch andersartig genug, um fremd zu sein. In Bezug auf Intelligenz hatte es nicht viel vorzuweisen – nicht im Vergleich zu Menschen, Delfinen, Affen oder Hunden – und dennoch besaß es so etwas wie eine grundlegende Intelligenz. Seine Augen zum Beispiel hatten fast hypnotische Fähigkeiten. Immer wieder musste Agursky es aufgeben, der Kreatur seinen Blick aufzuzwingen, andernfalls würden ihn die rasch herausgebildeten Augen in Schlaf versetzen. Das

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