Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
während ich sprach, an meine Mutter denken und mich fragen, ob ich »Wie bitte?« hätte sagen müssen.
»Ich kann nächstes Wochenende nicht nach Prag fahren. Vielleicht ein andermal.«
In meinem Kopf plärrte eine Sirene los, und ein riesiges Neonschild mit Sharons Kopf in der Mitte blinkte: » FLACH - WICHSEREI , FLACHWICHSEREI.«
Ich stand stocksteif auf dem Gehsteig und funkelte ihn an.
»Was ist denn los?« sagte er und sah amüsiert drein.
»Ich habe die Nase voll von dir«, sagte ich wütend. »Ich habe dir schon, als du zum erstenmal versucht hast, mir den Rock auszuziehen, klipp und klar gesagt, dass ich mit emotionaler Flachwichserei nichts am Hut habe. Es war schon schlimm genug, ständig mit mir zu flirten und mit mir zu schlafen und danach nicht einmal mehr anzurufen, sondern so zu tun, als sei das alles nie passiert. Hast du mich nur gefragt, ob ich mit nach Prag will, um dich zu vergewissern, dass du immer noch mit mir schlafen kannst, wenn du Lust hast, so als stünden wir auf irgendeiner Leiter?«
»Eine Leiter, Bridge?« sagte Daniel. »Was für eine Leiter?«
»Hält's Maul!« schnaubte ich wütend. »Bei dir ist immer alles ein ewiges Hin und Her. Entweder gehst du mit mir und bist nett zu mir, oder du lässt mich in Ruhe. Wie gesagt, an Flachwichserei bin ich nicht interessiert.«
»Was hast du denn diese Woche? Zuerst ignorierst du mich komplett wie eine Eis Jungfrau aus der Hitlerjugend, dann verwandelst du dich in ein unwiderstehliches Sexkätzchen, das mich über den Computer hinweg mit einem an Lüsternheit kaum zu überbietenden Schlafzimmerblick ansieht, und jetzt machst du plötzlich auf Jeremy Paxman.«
Wir starrten uns regungslos an wie zwei kampfbereite afrikanische Tiere in einem Film von David Attenborough. Dann drehte sich Daniel plötzlich abrupt um und ging aufs Pub zu, während ich wie betäubt ins Büro zurückstolperte, wo ich aufs Klo stürzte, die Tür absperrte und mich setzte, während ich mit einem Auge blödsinnig die Tür anstarrte. O Gott.
17 Uhr. Har har. Bin klasse. Bin s. zufrieden mit mir. Habe nach der Arbeit Krisengipfeltreffen mit Sharon, Jude und Tom im Caff Rouge einberufen, die allesamt begeistert davon waren, was zwischen Daniel und mir passiert ist, da jeder von ihnen davon überzeugt ist, dass es auf seinen Ratschlag zurückzuführen ist. Außerdem hatte Jude im Radio von einer Erhebung gehört, der zufolge zur Jahrtausendwende ein Drittel aller Haushalte aus einer Einzelperson bestehen wird, womit bewiesen wäre, dass wir zumindest keine tragischen Außenseiter mehr sind. Shazzer brach in schallendes Gelächter aus und sagte: »Ein Drittel? Wohl eher neun von zehn.« Sharon vertritt die Meinung, dass Männer - Anwesende (d.h. Tom) natürlich ausgenommen - so katastrophal zurückgeblieben sind, dass Frauen sie bald nur noch als Haustiere für Sex halten werden, was vermutlich dann nicht mehr als gemeinsamer Haushalt gelten wird, da die Männer außerhalb in Zwingern untergebracht sein werden. Jedenfalls fühlte ich mich s. stark. Ungeheuer. Glaube, ich werde ein bisschen in Susan Faludis Backlash lesen.
5 Uhr morgens. O Gott, ich bin so unglücklich wegen Daniel. Ich liebe ihn.
Mittwoch. 15. März
57 kg, Alkoholeinheiten 5 (eine Schande: Urin des Satans), Zigaretten 14 (Kraut des Satans - werde es an meinem Geburtstag aufgeben), Kalorien 7795.
Humpf. Ganz entnervt aufgewacht. Zu allem Überfluss sind es nur noch zwei Wochen bis zu meinem Geburtstag, an dem ich mich der Tatsache stellen muss, dass ein weiteres Jahr vergangen ist, in dem alle außer mir zu selbstgefälligen Ehefrauen mutiert sind und, wo man nur hinschaut, plopp, plopp, plopp ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen, Hunderttausende von Pfund verdienen und in den inneren Kreis der guten Gesellschaft vordringen, während ich orientierungslos und freundlos durch nicht funktionierende Beziehungen und beruflichen Stillstand torkle.
Ertappe mich andauernd dabei, wie ich mein Gesicht im Spiegel nach Falten absuche, wie besessen Hello! lese und auf der verzweifelten Rolle nach Vorbildern das Alter der Stars nachrechne (Jane Seymour ist zweiundvierzig!). Kämpfe verzweifelt gegen die lang unterdrückte Angst, dass mir eines Tages mit Ende Dreißig unvermittelt und ohne Vorwarnung ein riesiges, unförmiges knitterfreies Polyesterkleid, eine Einkaufstasche und eine steife Dauerwelle wachsen und mein Gesicht einsinken wird wie bei einem Spezialeffekt im Kino, und das war's
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