Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
Ewigkeit, sondern als ganz normale Abkühlungsperiode, in der man seine Gefühle sammeln kann, bevor man weitermacht. Daniel, so Jude, sei sicher besorgt wegen mögl. Gerede am Arbeitsplatz etc., etc., also solle ich ihm eine Chance geben und mich freundlich und flirtgeneigt zeigen: ihm also zu verstehen geben, dass ich ihm vertraue und die Lage insgesamt unter Kontrolle ist. Von wegen Besitzansprüche und so. An diesem Punkt hätte Sharon vor Zorn fast in den geriebenen Parmesan gespuckt, sagte aber nur, es sei unmenschlich und ein entsetzlicher Vertrauensbruch, eine Frau nach dem Sex zwei Wochenenden lang in der Luft hängen zulassen, und ich solle ihm sagen, was ich von ihm hielte. Hmmm. Was soll's? Werde noch ein kleines Nickerchen machen.
14 Uhr. Soeben triumphierende Rückkehr von heldenhafter Expedition nach unten, um die Zeitung und ein Glas Wasser zu holen. Konnte Wasser wie kristallklaren Bach in jenen Teil des Kopfes fließen spüren, wo es am dringendsten gebraucht wurde. Obwohl ich mir, wenn ich es mir genau überlege, nicht sicher bin, ob Wasser überhaupt in den Kopf gelangen kann. Vermutlich dringt es über den Blutkreislauf dort ein. Da ein
Kater die Folge von Dehydrierung ist, wird das Wasser womöglich durch das Kapillarsystem ins Gehirn gesogen.
14.15 Uhr. Zeitungsartikel über Zweijährige, die Tests bestehen müssen, um in den Kindergarten aufgenommen zu werden, brachten mich ganz aus dem Häuschen. Muss zum Kaffeeklatsch anlässlich des Geburtstages meines Patenkinds Harry.
18 Uhr. Fuhr mit halsbrecherischer Geschwindigkeit und dem Gefühl, sterben zu müssen, durch das graue, regennasse London zu Magda, mit einem Zwischenstopp bei Waterstone's, um Geburtstagsgeschenke zu besorgen. Meine Stimmung sank, als ich daran dachte, dass ich zu spät dran und überdies verkatert war und gleich von ehemaligen, zu Müttern gewordenen Karrierefrauen und ihrer von Konkurrenzdenken geprägten Kinderaufzucht umringt sein würde. Magda, ehemalige Brokerin an der Warenterminbörse, lügt mittlerweile über Harrys Alter, um ihn fortgeschrittener erscheinen zu lassen, als er ist. Selbst die Schwangerschaft war mörderisch, da Magda versuchte, achtmal soviel Folsäure und Mineralien einzunehmen wie jede andere Frau. Die Geburt war großartig. Monatelang hatte sie allen und jedem erzählt, dass es eine natürliche Geburt werden würde, und dann brach sie nach zehn Minuten in der Klinik zusammen und begann zu brüllen: »Wo bleibt das Schmerzmittel, Sie fette Kuh?«
Der Kaffeeklatsch war ein einziger Alptraum: Ich und ein Raum voller Powermütter, eine davon mit einem vier Wochen alten Säugling.
»Oh, ist er nicht süß?« gurrte Sarah de Lisle, um dann zu bellen: »Wie ist denn sein agp ar ausgefallen?«
Ich weiß nicht, wozu diese Tests gut sein sollen - dieser agpar ist jedenfalls einer, den sie im Alter von zwei Minuten schaffen müssen. Magda blamierte sich vor zwei Jahren auf einer Party damit, dass sie behauptete, Harry hätte in seinem zehn Punkte geschafft, woraufhin eine der Geladenen, die zufällig Kinderkrankenschwester war, erklärte, dass der AGPAR-Test nur bis neun geht.
Jedoch hat Magda unverzagt unter anderen jungen Müttern verbreitet, dass Ihr Sohn ein Wunderkind der Darmentleerung sei und damit den Kreislauf von Prahlerei und Gegenprahlerei in Gang gesetzt. Deshalb torkelten die Kleinkinder, die eindeutig in einem Alter waren, in dem sie sicher in mehreren Schichten Gummihöschen hätten verpackt sein sollen, in wenig mehr als Baby-Tangas herum. Ich war kaum drei Minuten da, als schon drei Haufen auf dem Teppich lagen. Es entspann sich ein oberflächlich betrachtet humorvoller, aber unterschwellig boshafter Disput darüber, wer die Haufen hinterlassen hatte, gefolgt von angespanntem Herunterzerren von Frotteehöschen, was auf der Stelle einen weiteren Wettstreit um die Größe der Genitalien der Jungen und darauf aufbauend um die der Ehemänner auslöste.
»Da kannst du gar nichts machen, das ist die reinste Vererbung. Cosmo hat doch auf diesem Gebiet kein Problem, oder?«
Ich dachte, mir würde von dem ganzen Gezeter der Kopf zerplatzen. Schließlich entschuldigte ich mich, fuhr nach Hause und gratulierte mir selbst dazu, alleinstehend zu sein.
Montag. 6. März
9 Uhr. Büro. Völlig erschöpft. Gestern Abend lag ich gerade mit einem Wodka-Tonic in einem schönen, heißen Bad mit Geranienöl, als es an der Tür klingelte. Es war meine Mutter, die in Tränen aufgelöst auf der
Weitere Kostenlose Bücher