Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
Schwelle stand. Es dauerte einige Zeit, bis ich herausfand, was los war, während sie in der Küche herumflatterte und in zunehmend heftigere Heulkrämpfe ausbrach und sagte, sie wolle nicht darüber sprechen, bis ich mich zu fragen begann, ob ihre sich selbst vervielfältigende Welle sexueller Macht wie ein Kartenhaus zusammengebrochen war und Dad, Julio und der Finanzbeamte alle zugleich das Interesse verloren hatten. Aber nein. Sie war lediglich mit dem »Ich will alles«-Syndrom infiziert.
»Ich fühle mich wie die Grille, die den ganzen Sommer über gesungen hat«, erklärte sie (sobald sie merkte, dass ich das Interesse an ihrem Zusammenbruch verlor).
»Und jetzt befinde ich mich im Winter meines Lebens und habe mir nichts für mich selbst zurückgelegt.«
Ich wollte sie gerade darauf hinweisen, dass drei potentielle Lebensgefährten, die nach ihr lechzten, plus das halbe Haus und die Pensionsansprüche nicht direkt nichts waren, biss mir aber auf die Zunge.
»Ich will einen Beruf«, sagte sie. Und ein schrecklich gemeiner Teil von mir war glücklich und selbstzufrieden, weil ich einen Beruf hatte. Nun ja - zumindest einen Job. Ich war eine Grille, die einen großen Haufen Heu oder Fliegen - oder was auch immer Grillen fressen - sammelte, der für den Winter bereitlag, selbst wenn ich keinen festen Freund hatte.
Schließlich gelang es mir, Mum aufzuheitern, indem ich ihr erlaubte, meinen Schrank zu durchwühlen, alle meine Kleider zu kritisieren und mir zu sagen, warum ich mir von nun an alles bei Jaeger und Country Casuals kaufen solle. Es wirkte Wunder, und schließlich war sie wieder so gut in Form, dass sie es tatsächlich schaffte, Julio anzurufen und mit ihm zu vereinbaren, sich auf einen »Schlummertrunk« zu treffen.
Als sie ging, war es schon nach zehn, und ich rief Tom an, um ihm die entsetzliche Nachricht zu überbringen, dass Daniel das ganze Wochenende nicht angerufen hatte, und um ihn zu fragen, was er von Judes und Sharons widersprüchlichen Ratschlägen hielt. Tom sagte, ich solle auf keine von beiden hören und weder mit Daniel flirten noch ihm Vorhaltungen machen, sondern einfach die reservierte, kühl-professionelle Eiskönigin geben.
Männer, so behauptet er, sehen sich selbst stets auf einer Art Sex-Leiter, auf der sämtliche Frauen entweder über oder unter ihnen stehen. Wenn die Frau »darunter« steht (d. h. bereit, mit ihm zu schlafen bzw. sehr scharf auf ihn ist), dann möchte er, frei nach Groucho Marx, nicht zu ihrem Club gehören. Diese ganze Mentalität deprimiert mich ungemein, aber Tom sagte, ich solle nicht so naiv sein, und wenn ich Daniel wirklich liebte und sein Herz für mich gewinnen möchte, müsse ich ihn ignorieren und so kalt und abweisend zu ihm sein wie möglich.
Schließlich kam ich um Mitternacht ins Bett, s. verwirrt, wurde aber in der Nacht dreimal durch Anrufe von Dad aufgeweckt.
»Wenn dich jemand liebt, ist es, als hättest du eine warme Decke um dein Herz«, sagte er, »und wenn die dann weggezogen wird...« Dann brach er in Tränen aus. Er sprach aus der Oma-Wohnung im Garten der Alconburys, wo er - wie er hoffnungsvoll meinte - nur wohnt, bis alles geklärt ist.
Plötzlich erkenne ich, dass sich alles verschoben hat und ich mich nun um meine Eltern kümmere anstatt sie sich um mich, was mir unnatürlich und falsch vorkommt. Bin ich wirklich schon so alt?
Montag. 6. März
56 kg (s. s. g. - habe erkannt, dass das Erfolgsgeheimnis einer Diät darin besteht, sich nicht zu wiegen).
Kann offiziell bestätigen, dass der Weg zum Herzen eines Mannes heutzutage nicht über Schönheit, Essen, Sex oder ein anziehendes Wesen führt, sondern einzig und allein über die Fähigkeit, nicht besonders interessiert an ihm zu wirken.
Nahm heute in der Arbeit keinerlei Notiz von Daniel und tat so, als sei ich schwer beschäftigt (bitte nicht lachen). Ständig blinkte der virtuelle Briefumschlag auf, doch ich seufzte nur immer wieder und warf mein Haar nach hinten, als wäre ich der Star in dem Laden und wie immer unter enormem Druck.
Gegen Ende des Tages erkannte ich - ähnlich wie bei den wundersamen Versuchen damals im Chemieunterricht (Phosphor, Lackmustest o. ä.) -, dass es tatsächlich funktionierte. Er starrte mich unentwegt an und warf mir bedeutungsvolle Blicke zu. Als Perpetua einmal nicht da war, ging er schließlich an meinem Schreibtisch vorbei, blieb einen Moment stehen und murmelte: »Jones, du umwerfendes Wesen. Warum ignorierst du mich?«
In
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