Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
Werbespot für einen Designer-Gasherd.
Perpetua war heute im Büro auf dem Gipfel ihrer Unausstehlichkeit und hat eine Dreiviertelstunde mit Desdemona am Telefon gehangen und darüber debattiert, ob gelbe Wände neben rosa-grau gerüschten Vorhängen hübsch aussehen würden oder ob sie und Hugo sich für Blutrot mit einem geblümten Zierstreifen entscheiden sollten. Geschlagene fünfzehn Minuten lang sagte sie überhaupt nichts außer »Unbedingt... nein, unbedingt... unbedingt«, und kam dann zu dem Schluss: »Aber dasselbe gilt natürlich auch für das Rot, gewissermaßen.«
Doch anstatt ihr die Meinung zu sagen, lächelte ich nur selig vor mich hin und dachte daran, wie bald all das für mich bedeutungslos sein würde, wenn ich für ein winziges, neues Wesen zu sorgen hatte. Als nächstes entwickelte ich eine ganz neue Welt der Daniel-Phantasien: Daniel, wie er das Baby in einem Bauchgurt trägt; Daniel, wie er von der Arbeit nach Hause geeilt kommt und überglücklich ist, wenn er uns beide rosig und strahlend in der Badewanne entdeckt; und wie er später bei Elternabenden alle Anwesenden schwer beeindruckt.
Bis dann Daniel leibhaftig auftauchte. Ich habe ihn noch nie in üblerer Verfassung gesehen. Die einzig mögliche Erklärung war, dass er, nachdem er gestern von mir weggegangen war, weitergetrunken hatte. Mit dem Gesichtsausdruck eines Axtmörders sah er kurz zu mir herüber. Schlagartig wurden meine Phantasien von Bildern aus dem Film Barfly verdrängt, wo das Paar die ganze Zeit sturzbesoffen ist, sich anplärrt und gegenseitig mit Flaschen bewirft, oder an The Slobs von Harry Enfield, worin Daniel brüllt: »Bridge, das Baby schreit sich schon wieder die Seele aus dem Leib, verdammt!« Und ich erwidere dann: »Daniel. Ich bin am Rauchen.«
Mittwoch. 3. Mai
58 kg (Igitt. Das Baby wird an Monster); Alkoholeinheiten 0, Zigaretten 0, Kalorien 3100 (aber in erster Linie Kartoffeln, o mein Gott). Muss jetzt wieder auf mein Gewicht achten, des Babys wegen.
Hilfe. Am Montag und Dienstag dachte ich irgendwie, ich sei schwanger, wusste aber, dass ich es nicht wirklich war - es war eher so, wie wenn man spätabends nach Hause läuft und sich einbildet, jemand verfolge einen, obwohl man weiß, dass es nicht stimmt. Doch dann packt einen plötzlich jemand am Hals, und jetzt bin ich schon zwei Tage überfällig. Daniel hat mich am Montag den ganzen Tag lang ignoriert und mich dann um
18 Uhr abgefangen und gesagt: »Hör mal, ich fahre bis Ende der Woche nach Manchester. Wir sehen uns am Samstag Abend, okay?« Er hat nicht angerufen. Bin alleinerziehende Mutter.
Donnerstag. 4. Mai
58 > 5 kg, Alkoholeinheiten 0, Zigaretten 0, Kartoffeln 12.
Ging in die Apotheke, um diskret einen Schwangerschaftstest zu erstehen. Ich schob gerade dem Mädchen an der Kasse mit gesenktem Kopf die Packung zu und wünschte, ich hätte daran gedacht, mir einen Ring an den Ringfinger zu stecken, als der Apotheker rief: »Sie wollen einen Schwangerschaftstest?«
»Schhh«, zischte ich und blickte über die Schulter.
»Wie lang ist Ihre Periode überfällig?« brüllte er. »Mit dem blauen sind Sie besser beraten. Er sagt Ihnen schon am ersten Tag nach Ausbleiben der Regel, ob Sie schwanger sind oder nicht.«
Ich grapschte nach der blauen Packung, die er mir hingeschoben hatte, reichte die verfluchten acht Pfund fünfundneunzig hinüber und huschte hinaus.
Die ersten beiden Stunden an diesem Morgen starrte ich meine Handtasche an, als wäre sie eine noch nicht explodierte Bombe. Um halb zwölf hielt ich es nicht mehr aus, packte die Tasche, stieg in den Aufzug und ging zu den Toiletten zwei Stockwerke tiefer, um nicht zu riskieren, dass irgend jemand, den ich kannte, ein verdächtiges Rascheln hörte. Aus irgendeinem Grund machte mich die ganze Geschichte plötzlich wütend auf Daniel. Es war ebenso seine Verantwortung, und er musste keine 8,95 £ hinlegen und sich in einer Toilette verstecken, um auf ein Stäbchen zu pinkeln. Zornig nahm ich die Packung auseinander, stopfte die Schachtel in den Mülleimer und machte alles genau nach Vorschrift. Dann legte ich das Stäbchen verkehrt herum hinten aufs Klo, ohne es anzusehen. Drei Minuten. Ich wollte einfach nicht dabei sein, wenn sich in jener unheilvollen Blaufärbung des Teststreifens mein Schicksal besiegelte. Irgendwie überstand ich diese hundertachtzig Sekunden - meine letzten hundertachtzig Sekunden in Freiheit -, nahm das Stäbchen in die Hand und hätte beinahe
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