Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
aufgeschrieen. Da, in dem kleinen Fensterchen war eine unübersehbare, schmale blaue Linie. Aargh! Aargh!
Nachdem ich fünfundvierzig Minuten lang verständnislos auf den Computerbildschirm gestarrt und versucht hatte, so zu tun, als sei Perpetua eine mexikanische Käsepflanze, stürzte ich hinaus und rief von einer Telefonzelle aus Sharon an. Diese dämliche Perpetua. Hatte mich doch glatt gefragt, was denn los sei. Wenn Perpetua Angst hätte, schwanger zu sein, stünde so viel englische Oberschicht hinter ihr, dass sie innerhalb von zehn Minuten in einem Brautkleid von Amanda Wakeley zum Traualtar schreiten würde. Draußen war dermaßen viel Verkehr, dass ich mich Sharon nicht verständlich machen konnte.
»Was? Bridget, ich kann dich nicht hören. Hast du Ärger mit der Polizei?«
»Nein«, schniefte ich. »Mit der blauen Linie im Schwangerschaftstest.«
»Mein Gott. Wir treffen uns in fünfzehn Minuten im Cafe Rouge.«
Obwohl es erst Viertel vor eins war, dachte ich, ein Wodka-Orange könne nicht schaden, da es sich um einen echten Notfall handelte, doch dann fiel mir ein, dass das Baby keinen Alkohol vertrug. Ich saß da und wartete und fühlte mich wie eine sonderbare Art Zwitter oder Zentaur und durchlitt den gesamten Widerstreit der Gefühle gegenüber dem Baby auf einmal. Einerseits empfand ich ganz häuslich und sentimental in bezug auf Daniel, gefiel mir darin, eine richtige Frau - von ununterdrückter Fruchtbarkeit! - zu sein und phantasierte über samtig weiche Baby haut, ein winziges Wesen zum Liebhaben und niedliche Babykleidung von Ralph Lauren. Andererseits dachte ich, o mein Gott, mein Leben ist vorüber, Daniel ist ein wahnsinniger Alkoholiker und wird mich erst umbringen und dann verlassen, wenn er davon erfährt. Keine wilden Nächte mehr mit den Mädels, keine Einkaufsbummel, Flirts, Bettgeschichten, Weingelage und Zigaretten mehr. Statt dessen werde ich zu einer hässlichen, in Säcke gehüllten Milchmaschine werden, auf die kein Mensch steht, und werde in keine meiner Hosen mehr passen, vor allem nicht in meine nagelneue Agnes-B.-Jeans. Diese Wirrnis ist wohl der Preis, den ich dafür bezahlen muss, dass ich eine moderne Frau geworden bin, anstatt dem vorgesehenen Lauf der Natur zu folgen und Abnor Rimer vom Northamptoner Bus zu heiraten, als ich achtzehn war.
Als Sharon kam, schob ich ihr den Schwangerschaftstest mit seiner verräterischen blauen Linie missmutig unter dem Tisch hindurch zu.
»Ist er das?« fragte sie.
»Natürlich ist er das«, murmelte ich. »Was soll es denn sonst sein? Ein Handy vielleicht?«
»Du«, sagte sie, »bist wirklich eine dumme Nuss. Hast du denn die Anweisungen nicht gelesen? Es müssen zwei blaue Linien sein. Diese Linie ist nur dazu da, um zu zeigen, dass der Test funktioniert. Eine Linie heißt, du bist nicht schwanger - du Herzchen.«
Als ich nach Hause kam, war eine Nachricht von meiner Mutter auf dem Anrufbeantworter: »Schätzchen, ruf mich sofort zurück. Ich bin mit den Nerven am Ende.«
Na toll, aber da ist sie nicht die einzige.
Freitag. 5. Mai
57 kg (0 Mist, kann die lebenslange Angewohnheit, mich zu wiegen, nicht ablegen, erst recht nicht nach diesem Schwangerschaftstrauma - werde demnächst eine Therapie machen), Alkoholeinheiten 6 (hurra!), Zigaretten 25, Kalorien 1895, Lose 3.
Habe den Morgen damit verbracht j dem verlorenen Baby nachzutrauern, wurde aber etwas froher, als Tom anrief und vorschlug, mittags gemeinsam eine Bloody Mary zu trinken, um dem Wochenende zu einem guten Start zu verhelfen. Kam nach Hause und fand eine zickige Nachricht von meiner Mutter auf dem Anrufbeantworter vor, in der sie mir mitteilt, dass sie auf eine Schönheitsfarm gefahren sei und mich später wieder anriefe. Ich frage mich, was los ist. Vermutlich wird sie von zu | vielen Tiffany's-Schächtelchen von liebeskranken Verehrern und Jobangeboten als Fernsehmoderatorin von Konkurrenzkanälen überrollt.
23.45 Uhr. Gerade rief Daniel aus Manchester an.
»Na, wie ist es die Woche über gelaufen?«
»Super, danke«, antwortete ich fröhlich. Super, danke. Ha! Irgendwo habe ich gelesen, dass Seelenfrieden das schönste Geschenk ist, das eine Frau einem Mann machen kann. Also konnte ich, nachdem wir gerade
erst angefangen hatten, richtig miteinander zu gehen, wohl kaum zugeben, dass ich, sobald er mir den
Rücken zukehrte, neurotisch-hysterische Anfälle von Scheinschwangerschaft bekam.
Na gut. Was soll's. Wir treffen uns morgen Abend. Hurra!
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