Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
half mir beim Aufwischen. Zu guter Letzt verstummte sogar die Alarmanlage, und wir eilten gerade noch rechtzeitig ans Fenster, um den Saab davonrasen zu sehen, dicht gefolgt von einer röhrenden Harley-Davidson.
Wir fingen beide an zu lachen - inzwischen hatten wir eine Menge Whisky intus. Und plötzlich - ich weiß gar nicht, wie es dazu kam - küsste er mich. In puncto Etikette war es eine heikle Situation, da ich gerade seine Wohnung unter Wasser gesetzt und ihm den Abend ruiniert hatte und nun nicht undankbar sein wollte. Ich weiß, dass ihm das nicht das Recht gab, mich sexuell zu belästigen, aber diese (weitere) Komplikation war eigentlich ganz angenehm nach all dem Theater heute, einschließlich der inneren Ausgeglichenheit und meiner abgeklärten Schlaflosigkeit. Plötzlich stand ein Mann in einer ledernen Motorradkluft in der offenen Tür und hielt uns eine Pizzaschachtel entgegen.
»Ach du Scheiße«, sagte Dan. »Ich hab' ganz vergessen, dass ich eine Pizza bestellt hab'.«
Und so aßen wir die Pizza, tranken eine Flasche Wein, rauchten noch mehr Zigaretten und tranken noch mehr Scotch, und dann fing er wieder an, mich zu küssen, und ich nuschelte »Nein, nein, das dürfen wir nicht«, woraufhin er ganz komisch wurde und murmelte: »Himmelarsch.«
»Was ist denn?« fragte ich.
»Ich bin verheiratet«, sagte er.
Als er endlich gegangen war, sank ich zitternd und mit dem Rücken an die Wohnungstür gelehnt auf dem Fußboden zusammen und rauchte die Kippen aus dem Aschenbecher auf. »Innere Ausgeglichenheit«, sagte ich halbherzig. Dann klingelte es an der Tür. Ich reagierte nicht. Es klingelte wieder. Und dann ununterbrochen. Ich ging an die Sprechanlage.
»Liebling«, sagte eine andere betrunkene Stimme, die ich kannte.
»Geh weg, Daniel«, zischte ich.
»Nein. Lasses mich erklärn.«
»Nein.«
»Bridge... ich will reinkommen.«
Schweigen. O Gott. Warum stehe ich immer noch so sehr auf Daniel?
»Ich liebe dich, Bridge.«
»Verzieh dich. Du bist betrunken«, sagte ich, obschon mir ganz anders zumute war.
»Jones?«
»Was?«
»Kann ich mal bei dir aufs Klo?«
Samstag. 29. April
Alkoholeinheiten 12, Zigaretten 57, Kalorien 8489 (hervorragend).
Zweiundzwanzig Stunden, vier Pizzas, eine Mahlzeit vom Inder, drei Schachteln Zigaretten und drei Flaschen Champagner später ist Daniel immer noch hier. Ich bin verliebt. Außerdem gibt es da noch folgende Probleme: Ich bin nämlich
a) wieder bei dreißig Zigaretten pro Tag
b) verlobt
c) dumm
d) schwanger.
23.45 Uhr. Gerade wurde mir schlecht, und als ich mich übers Klo beugte und versuchte, es wenigstens leise hinter mich zu bringen, damit Daniel nichts davon mitbekam, rief er mir plötzlich aus dem Schlafzimmer zu: »Da geht sie dahin, deine innere Ausgeglichenheit, mein Dickerchen. Ist auch der beste Ort dafür, würde ich sagen.«
MAI Die werdende Mutter
Montag. 1. Mai
Alkoholeinheiten 0, Zigaretten 0, Kalorien 4200 (esse für zwei).
Ich bin fast sicher, dass ich schwanger bin. Wie konnten wir nur so blöd sein? Daniel und ich waren so euphorisch, weil wir wieder zusammengefunden hatten, dass die Wirklichkeit aus dem Fenster zu fliegen schien - und wenn man erst einmal... ach, Mensch, ich will nicht darüber reden. Heute morgen habe ich eindeutig erste Symptome morgendlicher Übelkeit an mir festgestellt, aber das könnte auch daran liegen, dass ich, nachdem Daniel gestern Abend gegangen war, wegen meines schlimmen Katers folgende Sachen verdrückt habe, da ich hoffte, davon würde es mir besser gehen:
- 2 Packungen Emmentaler in Scheiben
- 1 Liter frisch gepressten Orangensaft
- 1 kalte Ofenkartoffel
- 2 Stück ungebackenen Zitronenkäsekuchen (ganz leicht, außerdem esse ich ja vielleicht für zwei)
- 1 Milky Way (hat nur 125 Kalorien. Begeisterte Reaktion meines Körpers auf Käsekuchen beweist, dass Baby Zucker brauchte.)
- 1 Viennoise-Schokodessertzeugs mit Sahne. (Das Baby hat nicht nur Hunger, es ist auch unheimlich anspruchsvoll.) Gedünsteten Brokkoli. (Versuch, das Baby babygerecht zu ernähren, ohne es gleich zu verziehen.)
- 4 kalte Frankfurter Würstchen (einzig vorhandene Dose im Schrank - bin von Schwangerschaft zu
erschöpft, um noch einmal einkaufen zu gehen)
Ach du liebe Zeit. Lasse mich von der Vorstellung meiner selbst als Calvin-Klein-Mutterfigur hinreißen (evtl. in einem nabelfreien Top) oder wie ich das Baby in die Luft werfe und lache wie diese Supermuttis der FunGeneration in einem
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