Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
sollte auch versuchen.«
Dann trat ich hinaus ins Licht der Harley Street und zog, wie vom Arzt empfohlen, allerlei Grimassen.
»Bridget!«
Ich blickte auf die andere Straßenseite. Dort stand Woney, Gattin des Cosmo.
Auch sie sah seltsam verändert aus. Sie hatte sich doch nicht … Extensions machen lassen? Ihre Haare jedenfalls waren zwanzig Zentimeter länger als noch auf Talithas Party. Vor allem aber waren sie braun und nicht grau. Und statt ihrer gewohnten Gouvernantenaufmachung trug sie ein körperbetontes Sommerkleid in Peach mit einem wunderschönen Ausschnitt, dazu Highheels.
»Du siehst fantastisch aus«, sagte ich.
Sie lächelte mich an. »Danke. Ich glaube, das musste mal sein. Wie du beim letzten Mal auf Magdas Party schon sagtest … Und dann nach Talithas Party dachte ich … vor allem weil Talitha mir dann noch die Nummer von ihrem Friseur gab … Ach ja, und Botox habe ich auch machen lassen, aber erzähl Cosmo nichts davon. Wie läuft es eigentlich mit deinem jungen Mann? Neulich, bei einem Wohltätigkeitsdinner habe ich neben so einem gesessen, und ich muss schon zugeben, so ein kleiner Flirt ist einfach nur … das lässt sich nicht beschreiben.«
Was sollte ich jetzt dazu sagen? Dass mich der junge Mann abserviert hatte, weil zu alt? Dann hatten die Cosmos dieser Welt erst recht gewonnen.
»Stimmt«, sagte ich. »Das lässt sich nicht beschreiben, man muss es erlebt haben. Und du siehst hinreißend aus.«
Kichernd zog sie ab, und wenn mich ihr unsicherer Gang nicht täuschte, war sie um zwei Uhr mittags bereits angeschickert.
Doch wenigstens hatte ich jetzt Nägel mit Köpfen gemacht, sagte ich mir. Wenn mein Botox später so gut aussah wie bei ihr, hatte sich selbst diese Trennung gelohnt.
Freitag, 21. Juni 2013
Konsonanten, die ich noch artikulieren kann: 0.
14.30 Uhr. Ogottogott! Was ist denn mit meinem Mund los? Er ist von innen ganz aufgequollen.
14.35 Uhr. Hab gerade in den Spiegel geguckt. Lippen sind dick wie Treckerreifen, und Mund ist wie gelähmt.
14.40 Uhr. Die Schule rief gerade an wegen Billys Fagottunterricht, und ich konnte nicht richtig sprechen. Alles mit P , B oder F geht gar nicht. Was mache ich denn jetzt? Bleibt das in den nächsten drei Monaten so?
14.50 Uhr. Fange auch an zu sabbern. Habe kein Gefühl mehr in den Lippen, und der Sabber läuft mir aus dem Mundwinkel wie – o grausame Ironie … bei einem Schlaganfallpatienten. Hey, sollte dies nicht mal eine Verjüngungskur sein? Und jetzt muss ich mir dauernd den Mund abtupfen.
14.55 Uhr. Talitha angerufen und ihr die Lage geschildert.
»Das sollte eigentlich nicht sein. Du musst sofort wieder zu dem Arzt. Irgendwas ist da schiefgelaufen. Vielleicht eine allergische Reaktion. Es geht wieder weg.«
15.15 Uhr. Muss die Kinder abholen, aber das geht schon. Wickle mir einfach Halstuch um den Mund. Überhaupt merken sich die Leute ja nie irgendwelche Einzelheiten, sondern sehen immer nur den ganzen Menschen.
15.30 Uhr. Mit Halstuch vor Mund Mabel abgeholt. Sah aus wie der Frosch mit der Maske und konnte das Tuch erst im Auto wieder abnehmen. Dann die übliche Verrenkung, um Kindersitz anzuschnallen. Zumindest Mabel hat bisher nichts gemerkt, sie mampft nur zufrieden an ihren Reiswaffeln.
15.45 Uhr. Herrgott, dieser Verkehr wieder! Warum fahren die Leute eigentlich diese Dickschiffe von SUV s, und das in einer Stadt, die eh schon so eng ist? Aber sie sitzen wohl gern in einem Schützenpanzer, mit dem sie alles aus dem Weg räumen können …
»Mummy?«
»Ja, Mabel.«
»Dein Mund sieht so komisch aus.«
»Oh«, sagte ich – ein Satz ohne Konsonanten!
»Warum ist dein Mund so komisch?«
Wollte sagen: »Das ist, weil …«, aber heraus kam nur: »Baff iff, beil …«
»Mummy, warum redest du so komisch?«
»Baff geht fbon, der Mund iff nur ein isschen krank.«
»Was hast du gesagt, Mutter?«
»Baff geht fbon, Toffter«, mümmelte ich. Na also, klappt doch. Wenn ich mich an Stimm-, Kehl- und Zischlaute halte, iff allef wonderbra.
16.00 Uhr. Verbarg Mund erneut hinter Bankräuber-Halstuch, nahm Mabel bei der Hand und ging zum Eingang der Grundschule.
Hinten auf dem Spielplatz spielte Billy Fußball. Wollte nach ihm rufen, scheiterte aber schon an »Bfilly«.
Zweiter Versuch: »Hoi Illy!« Billy hob zwar kurz den Kopf, spielte dann aber ungestört weiter. »Illy!«
Wie bekam ich Billy jetzt von dem Spielplatz herunter? Tut mir ohnehin jedes Mal in der Seele weh, wenn ich der Spielverderber bin.
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