Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
dasselbe zu bringen. »Du könntest etwas abnehmen, das ist wahr. Und von Zeit zu Zeit bisschen Botox kann ebenfalls nicht schaden. Die Frisur würde ich ändern, die geht gar nicht, aber sonst …«
»Botox?«, entrüstete ich mich.
»O Gott!«, rief Jude plötzlich. »Dieser Typ ist gar kein Arzt. Der war schon mit demselben Foto auf DanceLoverDating.«
»Vielleicht ist es ein Arzt, der gern das Tanzbein schwingt und jede Möglichkeit nutzt«, tröstete ich sie.
»Komm endlich wieder runter, Jude«, sagte Tom. »Du versinkst noch in diesem Sumpf von halbseidenen Cyber-Replikanten. Die meisten davon existieren ohnehin nicht, sondern törnen sich nur gegenseitig an – oder ab, wie’s beliebt.«
»Von Botox kann man sterben«, sagte ich. »Es hat nämlich was mit Botulismus zu tun, einem Gift, und wird von Kühen übertragen.«
»Na und? Lieber an Botox krepieren als an Einsamkeit wegen zu vieler Mimikfalten.«
»Halt endlich die Klappe, Talitha«, sagte Tom.
Abermals vermisste ich Shazzer, die sich spätestens jetzt eingeschaltet und gesagt hätte: »Würdet ihr bitte aufhören, euch gegenseitig das Wort zu verbieten, verdammte Scheiße?«
»Genau, hör auf, Talitha!«, sagte Jude. »Nicht jeder will aussehen wie Botox-Bärbel aus der Geisterbahn.«
»Ach, Schätzchen«, sagte Talitha und legte die Hand an die Stirn. »Von Geisterbahn kann überhaupt keine Rede sein. Trauerzeit hin oder her, Bridget hat ihren Sextrieb verloren, oder sagen wir: kurzzeitig verlegt. Jetzt ist es unsere Aufgabe, ihr beim Wiederfinden zu helfen.«
Worauf sie ihre schimmernde Lockenmähne schüttelte und sich zufrieden zurücklehnte. Wir sahen sie an und nuckelten stumm an unseren Trinkhalm-Cocktails.
Aber Talitha war noch nicht fertig. »Das ganze Anti-Aging-Ding beruht darauf, bestimmte Zeichen der Alterung gar nicht erst zuzulassen. Heißt: Der Körper wird gezwungen, die typischen Fettpölsterchen & Co., wie sie mit etwas reiferen Jahren leider vorkommen können, nicht anzulegen. Auch Falten sind meiner Meinung nach überflüssig, umso wichtiger ist dagegen volles gesundes Haar…«
»Das sich noch vor Kurzem auf dem Kopf eines armen indischen Mädchens befand und für ein paar Rupien verkauft wurde«, warf Tom ein.
»Ich gebe zu, es sind Echthaar-Extensions. Mehr braucht man aber nicht, um die Uhr zurückzudrehen.«
»Habe ich richtig gehört?«, sagte Jude. »Hast du gerade ›in reiferen Jahren‹ gesagt?«
»Wie auch immer«, meinte ich. »Für mich kommt das alles sowieso nicht infrage.«
»Jetzt hört mal zu«, sagte Talitha. »Ich finde es wirklich traurig, wenn Frauen in unserem Alter …«
»Du meinst in deinem Alter …«, murmelte Jude.
»… Frauen in unserem Alter nicht begreifen wollen, dass sie an ihrem miesen Selbstwertgefühl selber schuld sind. Wer sich ständig damit runterzieht, dass er seit vier Jahren kein Date mehr hatte, darf auch nichts anderes erwarten. Ger maine Greers Disappearing Woman sollte man echt erschlagen, erschlagen und irgendwo vergraben. Wir brauchen ein neues Selbstbewusstsein, wir müssen uns mit der Aura einer geheimnisvollen Anziehungskraft umgeben, uns geradezu neu erschaffen – und das sowohl für uns selbst als auch für unsere Geschlechtsgenossinnen.«
»Sag ich ja. Wie Gwyneth Paltrow«, sekundierte Tom.
»Gwyneth Paltrow ist aber nicht gerade in unserem Alter«, sagte Jude. »Außerdem ist sie verheiratet.«
»Nein, ich meinte, ich kann doch nicht einfach mit jedem ins Bett steigen«, erklärte ich. »Das wäre nicht fair den Kindern gegenüber. Außerdem bin ich auch so ausgelastet, da brauche ich keinen Kerl, der noch Sonderwünsche anmeldet. Männer sind eh so aufwändig.«
Talitha sah mich mitleidig an in meiner schwarzen Komforthose und dem sackartigen Shirt, das über die Trümmer meiner früheren Figur gebreitet war. Ich meine, Talitha spricht aus Erfahrung. Sie war dreimal verheiratet und kreuzt auch heute nirgendwo ohne irgendeinen Vollhorst im Schlepptau auf, der sich in sie verknallt hat.
»Eine Frau hat ihre Bedürfnisse«, dräute sie. »Was kann sie ihren armen Kindern denn mitgeben, wenn sie selbst unter Minderwertigkeitskomplexen und sexueller Frustration leidet? Ich sage dir, wenn du nicht bald Sex hast, wächst du buchstäblich zu. Und verkümmerst. Und wirst alt und verbittert.«
»Mir egal«, sagte ich.
»Wie war das?«
»Es wäre nicht fair Mark gegenüber.«
Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille. Es war, als hätte man einen
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