Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
kalten nassen Fisch auf die gute Stimmung geklatscht.
Später folgte mir ein angetrunkener Tom auf die Damentoilette. Schwankend lehnte er an der Wand, während ich mit der Hand vor dem Designer-Wasserhahn herumwedelte, um die Aufmerksamkeit des Bewegungssensors zu erregen.
»Bridget«, sagte er, als ich vor lauter Verzweiflung unter dem Waschbecken nach Fußhebeln suchte.
Ich sah ihn von unten an. »Was ist?«
Tom war wieder im Therapeuten-Modus.
»Da wir gerade von Mark reden: Er würde sich sicher wünschen, dass du wieder jemanden findest. Er wollte nicht, dass du aufhörst zu leben.«
»Ich habe nicht aufgehört zu leben«, sagte ich und richtete mich mühevoll auf.
»Du solltest wieder arbeiten«, sagte er. »Wieder am Leben teilnehmen. Und du brauchst jemanden an deiner Seite, der dich liebt.«
»Aber ich nehme am Leben teil«, versetzte ich missmutig. »Und ich brauche bestimmt keinen Kerl. Ich habe die Kinder.«
»Zumindest hättest du dann jemanden, der dir zeigt, wie so ein Wasserhahn aufgeht«, sagte er, drehte an dem viereckigen Ding in der Mitte, worauf Wasser sprudelte. »Geh auf Goop.com«, sagte er und schlug erneut seinen flapsigen Ton an. »Lies, was Gwyneth über Sex und relaxte Kindererziehung zu sagen hat.«
23.15 Uhr. Soeben Chloe verabschiedet und so getan, als sei ich noch nüchtern.
»Tut mir leid, ich habe mich etwas verspätet«, sagte ich dümmlich.
»Waren ja auch nur fünf Minuten«, erwiderte sie und rümpfte die Nase, aber nicht unfreundlich. »Ich hoffe, du hast dich wenigstens amüsiert.«
23.45 Uhr. Endlich im Bett. Bedenklich, bedenklich: Trage zum ersten Mal seit Langem nicht Pyjama mit Hunden drauf (passend zu den Schlafanzügen der Kinder), sondern das einzige halbwegs sexy Nachthemd, in das ich noch hineinpasse. Habe auf einmal wieder Hoffnung. Vielleicht hat Talitha ja recht. Verschrumpelt und verbittert nütze ich den Kindern gar nichts. Sie entwickeln sich bloß zu Egoisten und kleinen Tyrannen, und ich werde eine griesgrämige alte Schachtel, die ohne die Sherryflasche nicht mehr leben kann und überall Undank wittert. »Warum tut keiner mal was für mich, wäääääh!«
23.50 Uhr. Vielleicht liegt der lange dunkle Tunnel bald hinter mir, jedenfalls ahne ich irgendwo Licht. Vielleicht kann mich jemand noch lieben. Es gibt keinen Grund, nicht mal einen Mann nach Hause zu bringen. Müsste aber zusätzlichen Riegel an die Schlafzimmertür anbringen, damit die Kinder nicht einfach so hereinspaziert kommen, wenn wir gerade im Reich der Sinne sind und die Spiele der Erwachsenen spielen. Oh nein! Das ist Mabel. Mabel schreit.
23.52 Uhr. Schnell ins Kinderzimmer, wo kleiner Strub belkopf aufrecht im unteren Etagenbett saß, sich aber ganz schnell wieder ganz klein machte wie Möbel im Ikea-Karton, denn bei uns wird durchgeschlafen. Aber dann setzte sie sich erneut auf und starrte auf ihre Pyjamahose, wo das Malheur passiert war. Wortlos öffnete sie den Mund und übergab sich.
23.53 Uhr. Mabel ins Bad getragen und erst mal Schlafanzug ausgezogen. Durchfall riecht ja nie so prickelnd, doch diesmal musste ich echt würgen.
23.54 Uhr. Mabel gewaschen, abgetrocknet und auf den Boden gesetzt und frischen Schlafanzug gesucht. Dasselbe mit dem Bettzeug. Keine Ahnung, wo die Laken wieder liegen.
Mitternacht. Schon wieder Weinen aus dem Kinderzimmer, dabei hatte ich die Durchfall-Laken noch nicht einmal entsorgt. Also wieder hoch, doch da meldete sich konkurrierendes Heulen aus dem Bad. Was hätte ich jetzt für ein Glas Wein gegeben! Sagte mir aber, ich bin eine verantwortungsvolle Mutter, keine Thekenschlampe.
0.01 Uhr. Wie eine Irre zwischen Kinderzimmer und Bad hin und her gerannt. Schreipegel im Bad jetzt deutlich höher. Dachte erst, Mabel hätte Einwegrasierer in die Finger gekriegt oder WC -Reiniger verschluckt, war aber nur so, dass sie nicht mehr an sich halten konnte und auf den Boden kackte und dabei ein Gesicht machte, das zugleich schuldbewusst und völlig überrascht war.
War überwältigt von einer ungeheuren Liebe zu diesem Kind. Nahm Mabel in den Arm, wodurch Kotze und Durchfall nicht nur auf Laken, Badematte und Mabel waren, sondern auch auf meinem einzigen halbwegs sexy Nachthemd.
0.07 Uhr. Ging mit Mabel plus vollgekackter Bettwäsche ins Schlafzimmer zurück, wo sich folgender Anblick bot: Billy war aufgestanden, sein Gesicht glühte, und unter seinen wirren Haaren sah er mich an, als sei ich eine gütige Gottheit mit Antwort auf sämtliche
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