Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm

Fragen. Er nahm nicht einmal den Blick von mir, als er sich übergab wie in Der Exorzist , nur dass sein Kopf dabei nach vorn knickte, statt zu rotieren.
    0.08 Uhr. Kurz darauf eruptierte der Durchfall auch in Billys Pyjama, und allein die Verwirrung auf seinem Gesicht rührte mich so, dass es wehtat. Am Ende waren wir alle in einer vollgekotzten/-geschissenen Gruppenumarmung vereint, einschließlich Badematte, Laken und halbwegs sexy Nachthemd.
    0.10 Uhr. Wünschte, Mark wäre hier. Erinnerte mich plötzlich, wie Mark immer auf Babychaos reagierte, in seinem Gentleman-Morgenmantel, der nur ein winziges Stück seiner behaarten Brust freigab. Wie er versuchte, alles immer generalstabsmäßig in den Griff zu kriegen, so, als müsse zwischen irgendwelchen Konfliktparteien vermittelt werden, was natürlich absurd war und was er schließlich selber einsah. Dann fing er an zu lachen. Und ich auch. Sogar in solchen Stress-Nächten konnten wir noch gemeinsam lachen.
    All das entgeht ihm jetzt, die vielen kleinen Momente. Er kann nicht mehr miterleben, wie seine Kinder aufwachsen. Selbst so einer Situation hätte er noch etwas Komisches abgewonnen, während ich mir gleich immer die größten Sorgen mache. Einer von uns wäre bei den Kindern geblieben, der andere hätte die Betten frisch bezogen. Dann hätten wir uns zu den Kindern ins Etagenbett gelegt und darüber lachen können. Wer würde das je wieder tun? Die Kinder auch dann noch lieben, wenn sie sich in kleine spuckende Kackmonster verwandeln?
    0.15 Uhr. »Mummy!« Billy kam allmählich wieder zu sich. Dennoch war die Lage weiterhin schwierig, da alle mit Kacke und Kotze beschmiert waren und die Übelkeit nicht nachließ. Ideal wäre es gewesen, sie einzeln von sämtlichen Klamotten und Körperflüssigkeiten zu befreien, in die Badewanne zu setzen und frische Sachen zu suchen, aber wie gesagt: Was, wenn es sie auch in der Wanne überkam? Wasser wäre in null Komma nichts ein tierisch gefährlicher Seuchenherd, wie eine offene Kloake in einem Flüchtlingslager.
    0.16 Uhr. Zwischenlösung: Lege Kunststoffmatte in Badezimmer aus und polstere sie mit Kissen, Handtüchern etc. auf.
    0.20 Uhr. Wollte runter zur Waschmaschine (d. h. Kühl schrank mit Weinflasche).
    0.24 Uhr. Tür zugemacht und nach unten gegangen.
    0.27 Uhr. Schon ein paar Schluck Wein sorgten für einen klaren Kopf. Alkohol wirkt wie Waschmittel für seelische Schmutzwäsche. Hauptsache, die Kinder überleben bis zum Morgen und ich drehe bis dahin nicht durch.
    0.45 Uhr. Musste feststellen, Wein ist zweischneidiges Schwert im Lebenskampf. Stärkt zwar die Nerven, sorgt aber für flaues Gefühl im Magen.
    0.50 Uhr. Jetzt habe ich ebenfalls gekotzt.
    2.00 Uhr. Billy und Mabel sind nach provisorischer Reinigung endlich unter ihren Handtüchern im Bad eingeschlafen. Lege mich in meinem unsexy besudelten Nachthemd zu ihnen.
    2.05 Uhr. Triumphgefühl wie bei einem General, der die Schlacht noch einmal gewendet und friedliche Lösung herbeigeführt hat. In meinem Kopf spielt die Titelmusik von Gladiator . Fühle mich wie Russell Crowe vor düster qualmendem Hintergrund und dem Schriftzug »Zeit für Helden«.
    Trotzdem, der Gedanke, dass dieses von der Realität so schwer geprüfte Haus jemals ein Liebesnest sein könnte, kommt mir ziemlich verwegen vor.

ALLES AUF ANFANG
    Freitag, 20. April 2012
    78,5 kg; eingeplanter Zeitrahmen für Meditation: 20 Min.; davon meditiert: 0 Min.
    14.00 Uhr. Okay. Bin heute zu einem Entschluss gekommen. Werde mich komplett ändern. Werde mich wieder meinen Zen-, New-Age-, Ratgeberbüchern zuwenden. Plus Yoga machen. Es wird eine Revolution von innen, nicht von außen. Werde regelmäßig meditieren und dabei abnehmen. Habe im Bad schon alles bereitgestellt wie Kerze, Yogamatte etc. und will in aller Stille ein Ründchen meditieren, ehe ich mit den Kindern zum Arzt gehe. Muss vorher nur noch a) einen Happen essen und b) die Autoschlüssel finden.
    Alles Weitere steht hier:
    WAS ICH WILL:
15 kg abnehmen.
Account einrichten auf Twitter, Facebook, Instagram und WhatsApp, statt immer alt, hässlich und von allem ausgeschlossen zu sein – denn die anderen tun es ja auch.
Endlich die Gebrauchsanweisung von der Fernbedienung und dem Digitalreceiver finden und durchlesen, damit mir nicht jedes Mal davor graut, das Gerät einzuschalten. Fernsehen soll schließlich Spaß machen.
Werde auch regelmäßigen Putztag einführen, an dem ich das Haus von allem unnötigen Kram befreie, insbesondere