Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Miranda.
14.10 Uhr. Ich hasse Miranda. »Oh, oh, schaut mich an! Ich bin ja soo jung, mit soo langen Beinen und soo dünn und überhaupt von Kopf bis Fuß perfekt!« Sehr wahrscheinlich schläft sie auch mit Roxster, die Schlampe!
ADVENTSSINGEN
Mittwoch, 11. Dezember 2013
Das Adventssingen rückt näher. Und da die Kinder am selben Abend auch bei Freunden übernachten dürfen und ich deshalb zwei Rucksäcke packen muss, herrscht im Haus Hektik pur. Festlich anziehen müssen wir uns auch noch, und vor allem sollten wir diesmal zumindest so pünktlich sein, dass bei unserer Ankunft nicht schon alles vorbei ist.
Outfit- und stylemäßig gab ich alles, denn zweifellos würde auch Miranda anwesend sein, um »ihrem« Mann Beifall zu spenden. Mabel trug ein Kunstpelzjäckchen mit einem roten Glockenröckchen, das ich bei IL oveGorgeous.com günstig im Sale erstanden hatte, ich einen Mantel in Schneeköniginnenweiß. (Die Idee hatte ich von Nicolette, die gerade auf den Malediven weilt, wo sie ihrem Fremdgänger von Mann die Ehehölle heißmacht. Davon abgesehen muss es aber traumhaft sein. Luxus-Bungalow am Strand mit eigenem Steg und Haien drum herum, die beim Anblick der weißen Badegäste Appetit bekommen.) Da ich selber nicht mal Fremdgänger habe, sondern gar keinen Mann, lasse ich mir wenigstens die Haare schön machen und habe jetzt eine richtig gute Föhnfrisur. Die Kinderrucksäcke mit Disney Princess und Super Mario passen zwar nicht ganz ins elegante Gesamtbild, aber was soll ich machen? Ich muss akzeptieren, dass Miranda bereits jetzt uneinholbar vorn liegt. Ich sehe sie richtig vor mir in einer Klamotte, die einerseits das reine Understatement ist, aber gleichzeitig so unverschämt sexy und trendy, dass sich sogar Mabel die Augen reibt und glaubt, sie träumt.
Als wir aus der U-Bahn nach oben kamen, lag das ganze Viertel in magische Lichter getaucht, die bis in die Bäume hochstrahlten. Auch die Geschäfte waren festlich illuminiert, und ein Posaunenchor spielte Guter König Wenzeslaus . Im Metzgergeschäft hingen Truthähne im Fenster, und wir … wir waren zum ersten Mal seit Menschengedenken zu früh da.
Und da ich mir ein Beispiel am guten Wenzeslaus nehmen wollte, kaufte ich beim Metzger rasch vier Cumberland-Würstchen – nur falls ich ebenfalls einem armen alten Mann begegnen sollte. Neben zwei knatschbunten Kinderrucksäcken hatte ich, als weiteres Accessoire, nun auch eine Metzgertüte in der Hand. Dann wollte Mabel eine heiße Schokolade und bekam sie auch. Aber unversehens war es Viertel vor sechs, die Zeit, in der das Publikum die Plätze einnehmen sollte, und jetzt mussten wir doch noch einen Zahn zulegen. Wir rannten los, wobei Mabel stolperte und den ganzen Kakao über meinen weißen Mantel kippte. Sie war untröstlich, und heiße Tränen sprangen ihr aus den Augen. »Mummy, jetzt habe ich deinen Mantel … Der schöne neue Mantel.«
»Ist doch egal, Schatz«, sagte ich. »Macht doch nichts. Es ist nur ein Mantel. Hier, nimm meinen Kakao.« Aber insgeheim dachte ich: Ach, du Kacke! Jetzt hätten wir es beinahe mal geschafft, halbwegs manierlich auszusehen, und ich vermassle wieder alles.
Aber der Kirchplatz war so schön mit der erleuchteten Tanne, den georgianischen Häusern ringsum, dem Weihnachtsschmuck in den Fenstern und den Adventskränzen an den Haustüren. Die Kirchenfenster glühten orange, und von innen ertönte bereits Orgelmusik.
Ganz vorn in der Kirche waren sogar noch ein paar Plätze frei. Aber keine Spur von Miranda. Ich bekam Herzklopfen, als Mr Wallaker erschien, gelassen-souverän in einem blauen Hemd mit dunklem Jackett.
»Guck mal, da ist Billy«, sagte Mabel, als Chor und Orchester Aufstellung nahmen. Billy hatte uns eingeschärft, ihm, bitte, nicht zuzuwinken, aber Mabel machte es natürlich trotzdem – und ich schloss mich an, ich konnte einfach nicht anders. Mr Wallaker sah zu Billy hinüber, der die Augen verdrehte und grinste.
Dann setzte sich alles, und der Pfarrer schritt durch den Mittelgang und sprach den Segen. Billy guckte dauernd zu uns rüber und grinste, stolz, endlich im Chor zu sein. Zum ersten Adventslied standen alle wieder auf, und wie immer sang Spartacus den Solopart. Ich fand, das ging auch völlig in Ordnung, so, wie seine glockenhelle Stimme den Kirchenraum erfüllte.
Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.
Ich merkte, wie mir die Tränen kamen.
Dann setzte
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