Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
ihm die ganze Geschichte mit Roxster. Nicht die ganze Geschichte natürlich, einige Stellen, die Hi ghlights zum Beispiel, waren stark bearbeitet.
»Wie alt war er denn jetzt wirklich?«
»Neunundzwanzig. Das heißt dreißig, als ich …«
»Na dann«, sagte er und kniff die Augen zusammen, wodurch die Falten in den Augenwinkeln zum Vorschein kamen. »Mit anderen Worten, ein richtiger alter Sack.«
»Und Sie? Waren Sie all die Jahre Single?«
»Ich will nicht behaupten, ich hätte ein mönchisches Leben geführt …«
Er schwenkte den Scotch in seinem Glas. O Gott, diese Augen!
»Andererseits …« Er beugte sich vertraulich nach vorn. »Man geht nicht mit anderen aus, wenn man heimlich in jemanden ver…«
»Mr Wallaker!« Diesmal war es Anzhelika Sans Souci. Sie starrte uns nur mit offenem Mund an, sagte sorry und war gleich wieder verschwunden.
Ich sah ihn an und gab mir alle Mühe, dem, was er einen Moment zuvor nicht sagen konnte, Glauben zu schenken.
»Langsam ist es aber gut mit den Schulmuttis«, sagte er. »Ich kann Sie nach Hause bringen, wenn Sie mir versprechen, dass Sie noch einmal zu Killer Queen tanzen.«
Wie berauscht und begleitet von allerlei Komplimenten, die nicht mir galten (»Wunderbare Vorstellung!« »Selten so etwas Schönes gehört.« »Wirklich eindrucksvoll!«), verließ ich an seiner Seite den Pub. Am Ausgang begegnete uns noch Valerie, die uns nachrief: »Viel Spaß, ihr beiden.«
Draußen schneite es immer noch. Ich sah ihn begehrlich an. Er war so groß, so unheimlich anziehend auf seine männliche Art. An so ein Kinn, an so eine behaarte Brust (teilweise sichtbar wegen des offenen Hemdkragens) hätte ich mich jederzeit werfen können.
»Mist, jetzt haben wir das Fagott vergessen«, sagte ich unvermittelt und wollte schon zurückgehen.
Abermals hielt er mich davon ab. »Ich mach das schon.«
Atemlos wartete ich und fühlte die Schneeflocken an meinen Wangen. Dann war er wieder da, mit dem Instrumentenkoffer und der Plastiktüte vom Metzger.
»Hier, die Würstchen«, sagte er und reichte sie mir.
»Richtig, die Würstchen … vom guten König Wenzeslaus … vom Metzger«, sagte ich nervös.
Dann kamen wir uns auf einmal sehr nahe.
»Da oben«, sagte er und zeigte Richtung Himmel. »Ist das nicht eine Mistel?«
»Mistel, glaub ich nicht«, sagte ich, ohne hinzusehen. »Wohl eher eine Ulme ohne Blätter, im Schnee …«
»Bridget.« Plötzlich lag seine Hand auf meiner Wange, und seine eisblauen Augen versenkten sich zärtlich, hungrig in meinen. »Wir sind hier nicht in der Biologiestunde …« Er hob mein Gesicht an, bis er mich küssen konnte, einmal, dann noch einmal, gieriger, und setzte hinzu: »Jedenfalls noch nicht …«
O Gott, wie er küssen konnte. Ja, so küsst ein richtiger Mann! Und dann legten wir richtig los, und einmal mehr drehte sich alles in mir. Wieder dieses Gefühl, als hätte ich mit Stilettos das Gaspedal eines Sportwagens durchgetreten, aber anders diesmal, denn am Steuer saß …
»Mr Wallaker«, keuchte ich.
»Tut mir leid«, sagte er. »Das mit dem Fagott war ein Trick.«
Wir kamen überein, erst einmal das Fagott in seine Wohnung zu bringen, die ganz in der Nähe in einer Seitenstraße lag. Eine sehr schöne Wohnung übrigens, mit alten Holzdielen und einem warmen Feuer im Kamin, davor ein Tierfell. Auf dem Esstisch brannten bereits die Kerzen, und es lag der Geruch von Essen in der Luft. Eine kleine philippinische Hausdame wuselte in der Küche.
»Vielen Dank, Martha«, sagte er. »Sieht alles wunderbar aus. Sie können jetzt gehen. Danke.«
»Oh, Mr Wallaker wieder eilig?« Sie lächelte. »Bin schon weg. Wie war Konzert?«
»Es war fantastisch«, sagte ich.
»Ja, fantastisch«, sagte er und bugsierte sie freundlich hinaus, wobei er ihr zum Abschied auf den Kopf küsste. »Der Posaunenchor klang ein bisschen schief, aber sonst lief es nicht schlecht.«
»Passen Sie gut auf ihn auf«, sagte sie beim Hinausgehen zu mir. »Er ist der Beste. Mr Wallaker ist bester Mann, wo gibt.«
»Ich weiß«, sagte ich.
Als die Tür zu war, standen wir da wie zwei Kinder, die man allein in einem Süßigkeitenladen zurückgelassen hat.
»Ich komme immer noch nicht über diesen Mantel hinweg«, murmelte er. »Du bist so ein Chaot, aber genau deswegen …«
Und dann begann er, meinen Mantel aufzuknöpfen, der sich schon im nächsten Moment von meinen Schultern hob. Erst dachte ich: Mann, der hat ja Übung … Vielleicht hatte sich Martha
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