Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Drehbuch, aber am Ende fühle ich mich ohne dich so furchtbar einsam. Ich bräuchte dich dringend hier, bräuchte deinen Rat, deinen Trost – so, wie wir es uns bei unserer Hochzeit geschworen haben. Ach ja, und in den Arm nehmen müsstest du mich auch hin und wieder und mich zur Vernunft bringen, wenn ich wieder verrücktspiele. Und mir sagen, dass ich okay bin, wenn ich das Gefühl habe, wertlos zu sein. Und den Reißverschluss hochziehen – und natürlich auch wieder runter und … Gott, und dein erster Kuss, als ich sagte: »Anständige Jungs tun so etwas aber nicht.« Und du: »Ach was, die kriegen davon gar nicht genug.« Und deshalb vermisse ich dich so und vermisse es, mit dir zu schlafen.
Warum konnte unser Leben nicht so weitergehen? Ich kann es kaum ertragen, dass du nicht erlebst, wie die Kinder aufwachsen.
Wie auch immer, ich muss jetzt das Beste daraus machen. Im Leben läuft es nicht immer so, wie wir es uns wünschen. Immerhin habe ich Billy und Mabel und dank dir auch weiter keine Sorgen. Wir haben ein Haus, und es fehlt uns an nichts. Und ich weiß ja, dass du in den Sudan gehen musstest und wie lange es gedauert hat, bis du die Geiseln frei hattest. Ich weiß, dass du alles getan hast, das Risiko so gering wie möglich zu halten, und dass du dich nicht unnötig in Gefahr gebracht hättest. Es war alles nicht deine Schuld.
Ich fände es nur schön, wenn wir all das gemeinsam erleben könnten. Wie soll Billy je zum Mann werden, wenn er keinen Vater hat? Und Mabel? Beide wachsen ohne Vater auf, sie haben dich nicht einmal gekannt. Warum können wir nicht alle zusammen Weihnachten feiern …? Okay, Schluss damit. Diese Gedanken bringen mich nicht weiter.
Tut mir auch leid, wenn ich so eine beschissene Mutter bin. Bitte verzeih mir. Verzeih mir auch, dass ich geschlagene vier Wochen lang die Dating-Ratgeber gewälzt habe. Und dass ich diese Fake-Version von mir ins Netz gestellt habe, auf die fette Crossdresser im Gummi-Mini anspringen. Und dafür, dass mich dieser Quatsch überhaupt derart beschäftigt, aber es liegt letztlich nur daran, dass du nicht mehr da bist. Ich liebe dich …
… über alles,
Bridget XXXX
23.46 Uhr. Von oben höre ich ein Geräusch. Eines der Kinder ist aufgestanden.
Mitternacht. Mabel ist aus dem Bett geklettert und steht in ihrem kleinen Schlafanzug als dunkle Silhouette vor dem Fenster. Ich ging hin und kniete mich neben sie.
»Da ist der Mond!«, sagte sie. Dann drehte sie sich um und sagte ganz ernst: »Er folgt mir, weißt du?«
Der Mond stand voll und weiß über unserem kleinen Garten. Ich wollte sagen: »Na ja, ganz so ist es nicht …«
»Und die Eule auch«, unterbrach sie mich.
Ich schaute, wohin ihr Finger zeigte. Auf der Gartenmauer saß, bleich im Mondenschein, eine Schleiereule und sah uns reglos an. Ich hatte noch nie zuvor eine Eule gesehen, ich dachte immer, sie wären ausgestorben und höchstens noch auf dem Land oder in Zoos zu finden.
»Ich mache jetzt den Vorhang zu«, sagte Mabel und tat es, geschäftsmäßig und keinen Widerspruch duldend. »Alles wird gut. Sie passen auf uns auf.«
Sie kletterte in das obere Bett zurück: »Und jetzt die Kleine Prinzessin …«
Noch ganz unter dem Einfluss der unheimlichen Eule ergriff ich ihre Hand und sprach das Wiegenlied, das sich Mark kurz nach ihrer Geburt ausgedacht hatte.
»Denn die kleine Prinzessin ist so sanftmütig wie schön, anmutig vom Wesen wie anmutig von Gestalt und ebenso freundlich wie entzückend. Wo immer sie geht und steht, was immer sie tut, Mummy und Daddy haben sie lieb. Weil sie so hübsch ist und weil sie …«
»… Mabel ist«, beendete sie den Satz.
»Und alle Gedanken …«, leierte Billy schläfrig, und ich hörte darin Marks Stimme durch.
»Und alle Gedanken entschwinden. Wie die kleinen Vöglein in ihr Nest, wie die Häschen in ihren Bau. Denn die Gedanken brauchen Billy und Mabel heute nicht mehr. Die Welt dreht sich auch ohne sie weiter. Auch der Mond scheint ohne sie. Denn was Billy und Mabel jetzt tun müssen, ist schlafen … sie müssen schlafen … schlafen …«
Und so geschah es. Ich zog den Vorhang zurück, um zu sehen, ob da draußen tatsächlich eine Eule saß. Sie war übrigens immer noch da und sah mich unverwandt an. Ich schaute eine ganze Weile zurück, ehe ich den Vorhang wieder schloss.
WEIHNACHTEN
Freitag, 7. Dezember 2012
Twitter-Follower: 606 (habe die magische Marke von 600 geknackt); Fortschritt bei Drehbuch: 15 Wörter (zwar nur
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