Brigade Dirlewanger
und fragt: »Was soll mit den beiden Burschen vom Holzkommando geschehen?«
»Ach so«, erwidert der Standartenführer und lächelt süffisant. »Holen Sie sie her.«
Das Gespräch flaut ab. Die Tischrunde ist gespannt. Sicher hat Dirlewanger eine Sonderbehandlung im Sinn mit den beiden.
Als B-Soldat Haubach und sein Kumpel jetzt in jämmerlicher Angst vor ihrem Chef stehen, wirken sie bereits wie gerädert.
»Sie haben eine gute Nase«, wendet sich Dirlewanger an den Aufgeschwemmten.
»Jawohl, Standartenführer.«
»Und Kohldampf, was?«
»Jawohl.«
»Bitte«, versetzt der Chef und deutet auf die Bratenplatte.
Der Mann, der fürchtete, ausgepeitscht, wenn nicht erschossen zu werden, wagt nicht, sich zu rühren.
»Los!« wendet sich Dirlewanger an den zweiten und gibt ihm einen leichten Klaps. »Oder soll ich Ihnen noch gebratene Tauben in den Mund schieben?« Er lacht, seine Umgebung lächelt. »Fresst euch satt, ihr Armleuchter!«
Die beiden stürzen an den Tisch. Seit Wochen bekamen sie nichts in den Magen als Wassersuppe und rohe Kartoffeln … Jetzt sehen sie die Delikatessen, von denen sie träumten, und es wird ihnen schlecht, hundserbärmlich schlecht. Das ist mehr, als ihre überreizten Nerven aushalten können: eine Henkersmahlzeit ohne Hinrichtung. Sie sehen, wie sich aller Augen auf sie richten, und ihre Hände zittern.
Der Standartenführer lächelt zufrieden. Seine Suite begreift, daß es einer seiner feineren Scherze ist.
»Gnad' euch Gott, wenn ihr die Platte nicht leert!« ruft er den beiden zu.
Seine Burggendarmen schließen Wetten ab, wer sich von beiden zuerst übergeben muß. Dirlewanger trinkt, verfolgt das Spiel, bis es ihm langweilig wird. Gerade will seine Laune abkippen, da fällt ihm etwas auf. Er betrachtet den linken seiner Gäste, Haubach. »Was bist du von Beruf?« fragt er.
»Handwerker.«
»Woher?«
»Aus Niederbayern.«
Die Ähnlichkeit, überlegt Dirlewanger. Je mehr er trinkt, desto frappanter wird sie. Irgendwo kommt ein Ausweg auf ihn zu …
»Was soll mit den beiden geschehen, Standartenführer?« fragt ihn der Burggendarm.
»Den tauschen wir mit Aumeier aus …«, versetzt er halblaut.
Sein Leibwächter begreift nicht.
»Köpfchen«, setzt der Chef des Sonderkommandos hinzu und tippt sich an den Vogelschädel.
Paul Vonwegh, der drahtige Zugführer, hatte ohne Zaudern gehandelt und war mitten in den Schuß Petrats, seines Mörders, hineingesprungen. Noch in der Luft erfasste er den Gewehrlauf und fälschte die Kugel nach links ab.
Von der Wucht des Aufpralls wurde Petrat zu Boden gerissen. »Du Sau!« keuchte er. Von seinen wulstigen Lippen tropfte der Speichel. Er kam wieder auf die Beine und setzte zum Sprung an.
Vonwegh fing ihn in der Luft auf, wirbelte ihn ein paar Mal um die eigene Achse und schleudert ihn dann im Schulterwurf auf das eigene Gesicht. Er wartete, bis Petrat wieder hochkam, um ihn jetzt systematisch fertigzumachen. Er trommelte mit den Fäusten auf ihn ein, ohne Erregung, nur mit Berechnung: Halsschlagader, Magen, Nase, Kinn. Immer dahin, wo es am schmerzhaftesten war, um Petrat für immer das Rückgrat zu brechen. Stirnhaare klebten in seinem verschmierten Gesicht, Tränen bahnten sich durch Schmutz und Blut. Die Zunge hing aus seinem geöffneten Mund. Mit einem abschließenden Kinnhaken klemmte sie ihm sein Zugführer zwischen die Zähne.
Petrat fiel um. Sein Hass ging in Angst über. Todesangst. Er weinte wie ein Kind und wimmerte wie eine Memme. Das heulende Elend steigerte sich zur letzten Erbärmlichkeit. Als er sah, wie Vonwegh das Gewehr aufhob, winselte er keuchend: »Du … ich war's doch nicht … Der Go … der Gorilla … Wenn du nicht aufpasst …« Ein verschlagener Zug glitt über sein verwüstetes Gesicht.
»Was ist mit Kortetzky?« fragte der Zugführer und hielt den Gewehrlauf spielerisch zwischen Petrats Augen.
»Der Gorilla«, zischte Petrat, »der will dich … umlegen … aber ich doch nicht …«
»So«, entgegnete Vonwegh gleichgültig.
»Ich nicht … ich ganz bestimmt nicht«, winselte der Mörder weiter.
»Steh auf!« befahl ihm der Zugführer.
Zitternd kam Petrat hoch.
»Hier«, sagte Vonwegh und warf ihm das Gewehr zu.
Der Mörder begriff überhaupt nichts mehr.
»Da vorne spielt die Musik«, versetzte der Zugführer und deutete mit der Hand in Richtung Gefecht.
»Du …«, keuchte Petrat mit verzerrtem Gesicht, »du willst mich melden?« Seine Gaunervisage verwandelte sich wieder
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