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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Polen gefallen.«
    Er ging auf sie zu. Sie sahen sich an. Er griff nach ihr …
    Der Pfiff reißt Paul Vonwegh wieder in die Wirklichkeit zurück. Der Wachtraum ist zu Ende. Der Appell beginnt. Draußen fluchen die Ausbilder. Wer nicht läuft, kriegt einen Tritt in den Hintern. Irgendwo knallt's schon wieder. Daß der Oberscharführer besoffen ist, hört ein Tauber.
    »Abzählen!« brüllt er. Dann kommt er näher heran, die rechte Hand des Chefs, der Schinder Weise, der seine ›Bewährung‹ im Salon Dirlewangers hinter sich bringt, Günstling, Zuträger und Schweinehund Nummer eins. »Halbkreis!« ruft er. »Müller!«
    »Hier«, schreit der Rundliche.
    »Kordt!«
    »Hier«, antwortet der Student.
    Der Spitzel hat sie geliefert, überlegt Vonwegh.
    »Mal herhören!« brüllt Weise. »Ihr Schweine seid hier, weil euch der Führer in seiner großen Güte noch eine Chance gewährt, die ihr nicht verdient … Statt daß ihr dem Sturmbannführer auf den Knien dankt, daß er Gnade vor Recht ergehen läßt, hetzt ihr gegen ihn … Hinlegen! Ihr gehört aufgehängt! Erstochen! In den Arsch getreten! …«
    Sie fielen um wie die Kegelkeile, in den Schnee hinein.
    »Und keiner macht Meldung!« schreit Weise weiter. »Ich reiß' euch den Arsch auf bis zum Hals! … Achtung!«
    Sie springen wieder auf die Beine.
    Sturmbannführer Dirlewanger hat befohlen, ein Exempel zu statuieren. Der Oberscharführer sieht den käsebleichen Kirchwein. »Fall nicht um, Junge«, fährt er ihn an, »sonst bleibst du liegen …« Er lacht grell.
    Alle starren Kirchwein an. Wenn er jetzt in epileptische Krämpfe verfällt, ist er erledigt. Ein paar Sekunden kämpfen sie alle gegen einen Anfall, wie sie ihn nie hatten.
    Der Adjutant drückt dem jungen Kordt seine Pistole in die Hand. »Du hast ihm zugestimmt«, sagt er, »das nächstemal bist du reif.«
    Kordt steht da wie ein Gespenst.
    »Los«, befiehlt der Oberscharführer, »leg ihn um!«
    Der Junge begreift nicht.
    »Ja, du hast schon verstanden … Wird's bald?«
    Kordt hält die Waffe unschlüssig in der Hand, schüttelt den Kopf.
    »Ach so, das kannst du nicht … Humanitätsduselei und so … Na, prima … Dann gib Müller das Ding, vielleicht schafft's er bei dir …«
    »Nein«, heult der Junge plötzlich.
    »Siehst du, mein Sohn«, sagt Weise gönnerhaft, »also, los!«
    Langsam hebt Kordt den zitternden Arm mit der Waffe und richtet sie auf den biederen, rundlichen Müller, aus dessen Gesicht ihn fünfundvierzig Jahre Leben, eine Frau, die viel mitmachte, und zwei Söhne, die trotz allem auf ihn warten, anbetteln …
    »Ich zähl' bis drei!« schreit der Oberscharführer. »Eins …«
    Kortetzky, der Gorilla, starrt in stumpfsinniger Wut vor sich hin. Kirchweins Zähne klappern aufeinander. Seine Augen treten aus den Höhlen. Aber er hält durch, diesmal noch. Petrat, der Stubenälteste, fletscht die Zähne, grinst wie ein Idiot. Fleischmann wird sich gleich übergeben. Nur Vonwegh steht ruhig da, gelassen, kalt. Auf Draht gehalten von einem Hass, den ihm keiner ansieht.
    Der Gorilla schlägt Müller in die Rippen. »Du Sau hast ihn verpfiffen!« quetscht er zwischen den Zähnen hervor.
    »Zwei …«
    »Nein!« brüllt Müller. Seine Stimme überschlägt sich. Er heult wie ein Tier: »Nein … Das dürft ihr …«
    »Drei!« ruft Oberscharführer Weise.
    »Nein!« stöhnt Müller wie im Fieber. »Bitte, nein! … Das darfst du nicht!« Seine Stimme steigt schrill an: »Kordt, hör doch … Ich bin dein Kumpel … dein Freund!« stieß er keuchend hervor. »Hörst du?«
    »Los, Beeilung!« ruft Oberscharführer Weise überraschend unbeteiligt.
    Kordt, der morden muß, um nicht selbst gemordet zu werden, kommt mit taumeligen, lahmen Schritten näher auf sein Opfer zu. Die Waffe in seiner Hand zittert wie Gras im Wind. Der Finger am Abzug schmerzt im Krampf.
    »Bitte, Kordt … bitte … bitte nicht!« Müller dreht sich zu dem Oberscharführer um und sprudelt hastig, wie eine überdrehte Platte, herunter: »Ich sag' nie mehr ein Wort … Ich will nie mehr trinken! … Der Sturmbannführer … ist ein feiner Kerl … Führ' jeden Befehl aus … jeden … Ich … ich …«
    Weise nickt Kordt, dem zögernden Jungen, zu und verlängert die Gemeinheit, holt sich gemächlich eine Zigarette aus der Tasche, zündet sie in manierierter Pose an, lächelt fahl. »Na, wird's bald?« sagt er fast gemütlich.
    »Ja … jawohl, Oberscharführer«, erwidert der Junge

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