Bring mich heim
zu waschen, oder wie man diese kurzen Federn auf meinem Kopf nennen mochte. Deshalb blieb ich meist einfach nur unter dem Duschstrahl stehen.
Danach versteckte ich meinen knochigen Körper wieder unter einer langen pfirsichfarbenen Tunika. Das gute Gefühl von der Dusche war schnell verflogen. Nur eine lange Hose hielt ich bei dieser Hitze nicht aus, somit nahm ich meine Jeansshorts.
Schnell stopfte ich all meine Sachen zurück in die Tasche. Richtig stopfen. Ich fragte mich, wo das vorher alles Platz gehabt hatte. Irgendwie passte es dann doch. Mit dem Rucksack um die Schultern hüpfte ich die Stufen zur Rezeption herunter.
»Ich möchte gerne mein Zimmer bezahlen«, sagte ich zur Dame hinter dem Computer. Sie sah mich nur hilflos an.
»Bezahlen bitte«, sagte ich noch einmal.
Aber sie schüttelte nur den Kopf und hob die Augenbrauen. Es schien so, als ob sie mich nicht verstand. Gestern Nacht war wohl eine andere dahinter, denn sie sprach Deutsch mit mir. Nur ich hab sie mir nicht besonders genau angesehen, denn die Frau heute könnte auch die von gestern gewesen sein.
Ich kramte in meinem hintersten Stübchen des Hirns nach meinen wenigen Ungarischkenntnissen.
»Fizetni kèrem«, stotterte ich in gebrochenem Ungarisch.
»Igen, igen«, lächelte sie mich glücklich an und schrieb mir auf einen Zettel den Preis auf.
Langsam schlenderte ich durch die Straßen Budapests. Ich kannte die Plätze schon und blieb deshalb nirgends richtig stehen. Um ehrlich zu sein, machte es mir absolut keine Freude hier zu sein. Jeder Platz brachte eine Erinnerung an schöne Tage. Jedes Mal, wenn ich an diese dachte, wollte ich am liebsten losheulen und fing nervös an meinem Arm zu kratzen an. Ich wollte hier nicht lange bleiben. Ich konnte hier nicht lange bleiben. Auch meine Füße begannen bereits nach kürzester Zeit zu schmerzen. Es war heiß.
Ich machte Rast am Fischermädchenbrunnen in der Váci utca. Erschöpft legte ich den Rucksack ab und setzte mich auf eine Bank. Meinen Kopf legte ich an der Lehne ab. Ich schloss die Augen, um mich zu erholen. Die Sonne schien mir ins Gesicht. Es war ein herrlicher Junitag. Ich streckte mich. Ließ meine Augenlider geschlossen und entspannte mich. Es war nicht hektisch auf der Straße. Leise Stimmen und Gelächter waren zu hören. Mit den Augen geschlossen konnte man sich so beinahe seine eigene Welt erschaffen. Eine Geschichte zu dem Gekichere, Gesichter zu den Stimmen ausdenken. Ich liebte es, solche Fantasien zu kreieren. Dann war ich nicht mehr in diesem Universum, sondern verschwand auf meinen Planeten. Einmal nicht ich sein. Meine Arme breitete ich auf der Bank aus. Ich kratzte mit meinen Nägeln an der harten Oberfläche, bis ich an einer großen Furche hängen blieb. Sachte öffnete ich meine Augen, blinzelte einige Male, bis ich mich wieder an die Helligkeit gewöhnt hatte.
Ich sah herab. Es war nach all den Jahren noch immer hier. Danach hörte ich zu atmen auf.
Kapitel 14 1/2
Mia – Ich liebe dich, Christoph
Budapest, Januar 2009
Ich war gerade mal die erste Woche alleine in Budapest. Genoss es natürlich, endlich frei von den Eltern zu sein. Dennoch vermisste ich alle daheim. Mama, Papa, Anni und vor allem Christoph.
Wie sollte ich es nur vier Monate ohne ihn aushalten? Okay, fast ohne ihn. Wir würden uns schon an einigen Wochenenden sehen. Nur ständig hin- und herreisen konnten wir nicht. Irgendwie musste es gehen ...
Heute war Sonntag und ich wollte meinen freien Tag mit meiner neuen Freundin Kriszta verbringen. Sie arbeitete auch nicht. Somit war Zeit, um mir eine persönliche Sightseeingtour zu geben, inklusive Nachtleben.
Eine halbe Stunde vor dem ausgemachten Zeitpunkt, wo sie mich holen kommen wollte, klopfte es bereits an der Tür. Ich hatte nur mein Handtuch um den Körper gebunden, da ich gerade dabei war, mich zu schminken. Ich rief aus dem winzig kleinen Badezimmer, dass ich sofort da wäre. Nachdem diese Wohnung so mini war, hätte ich wohl gar nicht schreien müssen und man hätte es durch die Tür gehört.
Schnell zog ich mir Unterhose, BH und schwarze Leggins an und sauste zur Tür. Ohne durchs Guckloch zu sehen, öffnete ich und jauchzte vor Freude auf.
»Ahhhh ... Chris, was machst du hier«, schrie ich, dabei fiel ich ihm um den Hals. Er wirbelte mich einmal im Kreis, küsste meinen Nacken.
»Ich wollte dich überraschen, Mimi«, lächelte er mich an. »Gelungen?«
»Und wie«, grinste ich ihn an. Und gab ihm einen Kuss auf den
Weitere Kostenlose Bücher