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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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Die Stirn wischte ich mir mit dem Ärmel meiner Tunika ab. Es war mehr als nur der Schweiß in meinem Gesicht. Tränen fanden einen Weg meine Wangen herab. Durch meinen raschen Aufbruch merkte ich noch nicht mal, dass ich zu weinen begonnen hatte. Aber er war es nicht wert, weitere Tränen über ihn zu verlieren. Ich hatte genügend vergossen. Ich tupfte sie schnell weg, um nicht länger darüber nachzudenken. Ich nahm einen ausgedehnten Atemzug, um meine Nerven in den Griff zu bekommen.
    Jetzt erst sah ich mich um, wo ich gelandet war. Vor meinem alten Apartment. Vor dem Café.
    Ohne darüber nachzudenken, welche Erinnerungen mich hier wieder plagen konnten, oder ob sie überhaupt da war, ging ich herein.
    Es roch noch genauso wie im Jahr 2009. Nach frisch gemahlenem Kaffee vermischt mit Schokoladenkuchen und Zigarren. Nichts hatte sich verändert. Es sah nach wie vor gleich aus. Hier gab es keine schlechten Erlebnisse.
    Ich setzte mich an meinen damaligen üblichen Tisch und drehte meinen Kopf, um zu sehen, ob Kriszta da war. Doch leider konnte ich sie nicht erkennen. Ich nahm die Kaffeekarte von der Mitte des Tisches und fing darin zu blättern an, um meinen Händen eine Arbeit zu geben. Mein Blick war auf die Karte fixiert, jedoch sah ich sie mir nicht an.
    »Jó napot!«, begrüßte mich eine freundliche Stimme.
    Mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht hob ich meinen Kopf. Krisztas Augen wurden weit. Stürmisch ging sie um den Tisch und fiel mir um den Hals. Ich hörte zu atmen auf. Mein Lachen verschwand. Biss mir auf der Stelle auf meine Unterlippe. Aber ich musste es schaffen. Irgendwann musste ich lernen, damit umzugehen, mit den Umarmungen, Zärtlichkeiten und Händeschütteln. Zum Glück ließ sie mich ziemlich gleich los und ich konnte frei Luft holen.
    »Ahhh ... Mia!«, schrie sie laut. Einige der Gäste drehten sich um. Ich schmunzelte. Sie setzte sich einfach zu mir an den Tisch und fing zu plaudern an. »Meine Mia, ich hab eine halbe Ewigkeit nichts von dir gehört«, sagte sie mit ihrem süßen ungarischen Akzent.
    »Was treibt dich wieder her? Bist du länger da? Du siehst gut aus. Hast du jetzt kurze Haare?«, redete sie in einem durch. Ich wartete nur mit meinen verschränkten Armen, bis sie zu plappern aufhörte. Ein Lachen war in meinem Gesicht manifestiert. Sie hatte sich nicht verändert. Aufgekratzt und immer den Mund offen.
    »Okay, ich bin schon ruhig«, grinste sie mich an.
    »Es ist so unglaublich schön, dich zu sehen, Kriszta«, sagte ich leise.
    »Mindjárt jövök«, rief sie zu einem der Tische, welcher gerade nach der Rechnung verlangte. Sie stand von dem Sessel auf und sah traurig zu mir herab. »Es tut mir leid, aber ich muss arbeiten.«
    Ich lächelte sie nur an und sagte: »Mach nur, ich werde warten.«
    »So wie früher.«
    »So wie früher«, nickte ich ihr zu. Sie ging weiter an ihre Arbeit. Zwischendurch brachte sie mir Wasser, dazu meinen üblichen großen Schwarzen. Auch ohne zu fragen, wusste Kriszta nach den Jahren, was ich trank.
    Nach getaner Arbeit wollte sie rasch zur Tür heraus. »Stopp, Rucksack.« Ich schulterte wieder mein Gepäck. Gemeinsam spazierten wir zu ihr nach Hause.
    Während ich es mir auf ihrer gemütlichen grauen Rauledercouch komfortabel machte, richtete sie eine Kleinigkeit zu essen und brachte mir etwas zu trinken.
    »Ich sagte, bequem machen. Mütze runter«, forderte sie mich auf.
    Ich ließ einen Luftstoß aus meiner Nase. Kratzte mich nervös an meinem Nacken. Leicht schüttelte ich meinen Kopf, mit dem Blick nach unten.
    »Komm schon, wir haben nicht Winter«, sagte sie salopp.
    Abermals deutete ich ein Nein.
    »Mia!«, lachte sie, »runter damit.« Kriszta lief zu mir und zog sie mir weg. Auf der Stelle verging ihr das Kichern. Sie sah mich geschockt an. Ich hasste diese verachtenden Blicke. Genervt riss ich die graue Beanie aus ihrer Hand und setzte sie wieder auf. Langsam ging sie einige Schritte zu mir. Sie sah mich traurig an. Platzierte sich dann eng neben mich. Ich spielte nervös mit meinen Fingern und war, wie gehabt, versucht, an den Narben zu kratzen. Mit ihrer Schulter stieß sie mich an.
    »Hey, willst du mir erzählen, was passiert ist?«, sagte sie sanft. Aber ich konnte, nein, wollte sie nicht ansehen.
    Sehr leise sprach sie: »Bitte, Mia. Ich hör dir zu. Sieh mich an und sprich mit mir.«
    Zögerlich hob ich meinen Kopf, starrte vorerst nur geradeaus. Ich schloss meine Augen, dann drehte ich mich um, meine Lider nach wie

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