Bring mich heim
»Ich bin Mia Lang«, sagte sie hastig.
Mia, der Name passte perfekt. Noch immer mit dem Lächeln im Gesicht wollte ich erfahren, ob sie hierblieb oder ob sie weiterreiste. Doch sie wimmelte mich einfach ab. Mia hatte scheinbar genug von mir.
Ich verstand ihre Reaktion nicht wirklich. Genau das weckte mein Interesse. Im Hotel würde ich im Internet mal nach ihr suchen. Vielleicht erfuhr ich dort mehr.
Die Taxis waren vor dem Bahnhof in Schlangen gereiht. Das nächstbeste brachte mich in ein Hotel. Welches, war mir egal, wie teuer auch. Hauptsache, ich bekam in der Früh etwas zu essen. Diese Reise war absolut nicht durchgeplant. Sondern es war vielmehr eine Kurzschlussentscheidung zu verschwinden, um eine Auszeit zu haben. Mein Leben war lange genug mit einem Kalender verbunden. Mein erstes Ziel, Budapest, war ja festgelegt. Das reichte für den Anfang.
Der Taxifahrer fuhr mich in eine zentrumsnahe Unterkunft. So hatte ich schon mal keine Probleme das Zentrum zu finden. In Sachen Orientierung war ich eine Niete.
Das Hotelzimmer war großzügig. Ziemlich unnötig ein Zimmer dieser Größe zu haben. Ich schlief ja doch nur hier. Der Vorteil an einem Hotel war jedoch, dass ich mir genau in diesem Moment Essen auf das Zimmer bestellen konnte. Und ich war am Verhungern.
Nach dem Essen fiel ich wie ein Stein ins Bett. Es war spät geworden. Bereits nach 23:00 Uhr. Morgen wollte ich zeitig auf, um mich in dieser Stadt umzusehen. Nur der Schlaf kam nicht. Selbst wenn es unglaublich bequem war. Weiche Matratze, dickes Kissen, frisch duftende Decke.
Jedoch kreiste zu viel in meinem Kopf umher, über das ich nicht nachdenken wollte. Nie wieder. Nur konnte ich es nicht vergessen. Wie konnte ich so etwas Schreckliches tun? Ich hasste mich dafür. Nie wieder würde ich diesen Fehler machen. Es war auch unmöglich, ihn noch einmal zu machen. Denn es war zu spät. Und ich war selbstsüchtig, dachte nur an mich. Es machte mich so wütend. Ich wälzte mich im Bett hin und her und schmiss eines der Kissen gegen die Wand. Fuhr durch meine Haare, riss daran. Ich spürte einen Kloß in meinem Hals. Nein, ich wollte nicht weiter an das denken. Keine Träne darüber vergießen. Es war meine Schuld. Hätte ich nur ein Mal das Telefon abgehoben, dann wäre es so nie passiert. Ich hätte es wissen müssen.
Ich durfte nicht denken. Also versuchte ich meine Gedanken umzulenken. Etwas finden, was nicht mit ihr verbunden war. Am besten wäre schlafen. Aber es ging nicht. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich Smaragdgrün. Diese leuchtende Farbe verfolgte mich.
Ich musste sie wiederfinden.
Kapitel 14
Mia – Die Ruhe bleibt aus
Budapest, Juni 2012
Diese Nacht laugte mich aus. Viel Schlaf bekam ich nicht. Meist war ich wie ausgeschaltet, wenn ich schlief. Vermutlich hätten da auch Bomben neben mir einschlagen können. Nur dieses Bett war unbequem. Auf den Straßen wirbelte es. In den Gängen wurden die Türen zugeschlagen. Betten quietschten. Mein Kopf pochte wie wild. Und meine Gedanken ... Alles verdammte Umstände, durch die ich lange nicht in den Schlaf fand. Ich hoffte nur auf einen besseren Tag.
In meinem Rucksack suchte ich nach frischer Kleidung. Viel hatte ich nicht mit dabei. So groß war dieses Ding nicht. Aber vermutlich hätte ich es dann ohnehin nicht schleppen können. Natürlich befanden sich die Klamotten ganz unten. Also alles raus. Wer hatte nur diesen Rucksack gepackt? Mama ... Aber egal, so fand ich auch gleich das Toilettentäschchen.
Schnell huschte ich ins Badezimmer, welches bei diesem Zimmer zum Glück direkt angrenzend war, und ich musste so hoffentlich niemanden begegnen. Ich zeigte nicht gerne meinen Körper her. Meine Narben waren für mich bestimmt. Die unter meinem rechten Arm. Der riesengroße Strich am Bauch. Viele kleine und dieser eine große Schnitt zierten meine Unterarme. Beinahe alle waren weiß ausgeblichen. Nur einige wenige leuchteten zartrosa. Sie waren eine Erinnerung an eine noch schlechtere Zeit. An Tagen, wo ich wieder von meinem momentanen Pfad abzurutschen drohte, kratzte ich unentwegt daran. Vielleicht war es ein nervöser Tick, oder vielleicht war es auch nur eine Erinnerung an mich, dass ich dort nicht mehr hinwollte.
Ich stand lange in der Dusche und ließ das heiße Wasser an meinem Körper herabrieseln. Es fühlte sich gut an. Es nahm mir die Verspannung weg. Ließ mich für kurze Zeit entspannen. Solange ich mich nicht berühren musste. Es fiel mir schwer, meine Haare
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