Bring mich heim
Kleidung in meinem Schrank, dass meine Sachen demnächst keinen Platz mehr finden. Wieso gibst du deine Wohnung nicht einfach auf? Oder ich komme auch gerne zu dir. Vielleicht etwas ganz Neues?«, redete ich schnell.
»Ich weiß es nicht.« Er seufzte. »Ich ... vielleicht kann ich diesen Schritt noch nicht gehen. Okay? Es ... Mia, ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll.« Er sprach sehr leise und legte seine Stirn an meine. »Es würde sich dann alles so endgültig anfühlen.« Ich weitete meine Augen ... endgültig ... Das war es, was ich wollte. Ich riss mich aus seinem Griff und ging etliche Schritte zurück, bis ich mit dem Rücken an der Mauer angelangt war. Meine Arme verschränkte ich vor meiner Brust.
»Mist, falsches Wort«, sagte er frustriert. »Es soll endgültig sein, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, diesen Schritt zu gehen. Ich bin gerne bei dir, womöglich mag ich deine Wohnung lieber als meine. Sie sieht immerhin wohnlich und aufgeräumt aus.« Ein kleines Lächeln entkam mir. Er ging näher zu mir. »Und mit dir bin ich sowieso gerne zusammen.« Chris atmete tief ein und aus und ging die restlichen Schritte zu mir. Seine Arme stützte er neben meinem Kopf an der Mauer ab. »Ich habe nur Angst, wenn wir ständig aneinanderkleben, dass sich zwischen uns etwas ändern wird, dass es nicht mehr so gut läuft wie jetzt. Ich will nur, dass es so bleibt.«
Da liefen seine Gedanken hin. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und flüsterte gegen seinen Mund: »Christoph, es wird sich nichts ändern. Wir lassen es nicht zu, dass sich etwas ändert. Okay?«
Er sah mich traurig an und seufzte: »Irgendwann ... ganz bestimmt. Lass mir noch etwas Zeit, bitte.«
Ich nickte nur und biss wieder an meiner Lippe.
»Nicht«, grinste er, küsste meine Nasenspitze und flüsterte, »komm«, nahm meine Hand und sprach weiter, »lass uns gehen. Wir kommen sonst noch zu spät.«
Ich stieß ihn verspielt in seine Seite.
Ich konnte ihm tatsächlich nicht lange böse sein.
Kapitel 2
Mia – Die Welt schwebt
Graz, April 2011
Momentan fühlte ich mich einfach nur niedergeschlagen. Es war, als ob all meine Energie aus mir gesaugt wurde, die Batterien leer waren und nicht wieder geladen wurden. Ich fühlte mich schlichtweg nur ausgelaugt und schlief am liebsten den ganzen Tag. Insofern ich das konnte.
Wo waren meine glücklichen Tage hin? Es lief nichts so, wie ich es gerne wollte. Mit Chris hatte ich andauernd denselben beschissenen Streit. Nach wie vor ging es um unsere Wohnungssituation. Was war daran so schwer, einige Kisten zu packen und zusammenzuziehen? Ich verstand es nicht.
Das Hirn eines Mannes . Es würde nämlich gar nichts ändern. Er war ohnehin jede Nacht bei mir. Für zwei Stunden am Tag benötigte man keine eigene Wohnung. Aber für ihn war es das kleine Stück Freiheit. Ich engte ihn nicht ein. Er hatte seine Freiheiten. Konnte alleine ausgehen, wenn er Lust hatte. Oder sonstigen Hobbys nachgehen. Ich war die Letzte, die ihn daran hindern würde zu leben. Dafür war ich selbst zu freiheitsliebend. Jedoch wollte ich einen Schritt weiter mit meinem Freund gehen. Er nicht ... Irgendwann ... Ich mochte dieses Wort nicht. Wenigstens entschädigte mich Chris nachts, wegen der Streitereien, indem er mich verwöhnte.
Und dann diese andauernde Müdigkeit. Ich wollte einfach nur in mein Bett, um abzuschalten. Leider musste ich die Gedanken an Schlaf weit, weit weg in den letzten Winkel meines Hirnes verdrängen. Dazu blieb keine Zeit.
Ich arbeitete so gut wie ununterbrochen bei dem Verlag, denn ich wollte weiterkommen. Ich wollte, dass mich die anderen als Gleichgesinnte ansahen. Akzeptanz war in dieser Firma für viele ein Fremdwort ... schade. Denn ich mochte diesen Job. Die Arbeit war großartig. Mein Chef war großartig. Nur einige meiner Berufsgenossen wussten nicht, was sie mit mir anfangen sollten. Ich leistete schließlich dasselbe und war gut darin. Es gab bislang noch keine Beschwerden von meinem Boss, dass er nicht zufrieden mit mir sei. Und dennoch war ich für viele der Kollegen nichts weiter als eine Sekretärin, welche ihren Kaffee holen durfte oder ihre unbeliebten Arbeiten erledigte.
Ich war genauer gesagt nicht völlig unbeteiligt an dieser Situation. Anfänglich war ich zu schüchtern, um Nein zu den Kollegen zu sagen. Ich dachte mir, wenn ich dies und jenes noch übernahm, sahen sie, dass ich mich engagierte und arbeitete. Dass ich fähig war, alles zu erledigen, was auf
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