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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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wir sehen. Als ich jung war, habe ich ständig den Himmel befragt, aber je älter ich werde, desto weniger möchte ich wissen.«
    »Aber wenn man eine Gefahr vorhersieht, kann man sie abwenden«, rief sie aus.
    »Kann man das wirklich? Die Griechen berichten von einem Mann namens Ödipus, dessen Bestreben, seinem Schicksal zu entrinnen, es stattdessen erfüllte.«
    Igraine funkelte ihn an. Sie wusste, dass Frauen, wenn sie älter wurden, oft auch stärker, entschlossener wurden, während viele Männer im Alter sanftmütiger wurden. Auf Merlin traf dies jedenfalls zu. Er, der in ihren Jugendtagen hart wie die felsigen Hügel gewesen war, erschien ihr nun nachgiebig wie Wind oder Wasser.
    »Wenn ich Gefahr auf mein Land oder mein Kind zukommen sehe, dann stelle ich mich ihr«, erklärte sie und beugte sich mit den Händen auf den Knien vor. »Und ich werde nicht aufhören, gegen jenes Schicksal anzukämpfen, solange ich lebe.«
    »Vielleicht ist das dein Schicksal, Igraine«, erwiderte Merlin leise und lächelte.
     
    »Mutter, Aggarban trägt meinen roten Gürtel!«
    »Warum kann ich ihn nicht haben? Du hast doch gesagt, du nimmst ihn nicht mit.«
    Gwyhirs Antwort ertönte gedämpft, so als hätte er beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Morgause seufzte. Eigentlich hatte sie Leudonus’ Entscheidung, ihren zweiten Sohn zu seinem Bruder am Hofe Artors zu schicken, bedauert, doch in diesem Augenblick kümmerte es sie weder, ob er nach Castra Legionis oder zum Teufel ging, solange sie nur wieder Ruhe im Haus hatte.
    »Lass ihn ihm doch, Gwyhir!«, herrschte sie ihn an und riss den Vorhang zwischen ihrer Bettkoje und dem allgemeinen Aufenthaltsbereich rings um das Feuer beiseite. »Erst gestern hast du gesagt, der Gürtel wäre dir zu klein.«
    »Aber er sollte wenigstens fragen, Mutter«, erwiderte Gwyhir und streckte sich zu voller Größe. In den vergangenen Monaten war er zu Manneshöhe aufgeschossen, aber er musste noch das nötige Fleisch auf die Knochen bekommen. Sein Haar, das etwas heller als jenes Gwalchmais war, stand in vereinzelten Zotteln vom Kopf ab, was ihm das Aussehen eines zerzausten Kükens verlieh.
    Aggarban, der mittlerweile rot angelaufen war, trug den Gürtel immer noch, obwohl sein Kittel an der Stelle, an der sein Bruder ihn gepackt hatte, ganz zerzaust aussah. Er hatte dunkles Haar und war untersetzt, kaum größer als der dritte Bruder, Goriat, obwohl Aggarban beinahe vier Jahre älter war. Kopfschüttelnd betrachtete Morgause die beiden. Sie war zu jung, um die Mutter einer solchen Horde großer, ungestümer Burschen zu sein. Im Augenblick hätte sie am liebsten alle zu Artor geschickt; dass hieß, alle außer ihrem süßen Medrod.
    Ihr jüngster Sohn war diesen Frühling zwei Jahre alt geworden. Dieses Jahr hatte sie um die Beltene-Feuer getanzt und sich anschließend mit einem von Leudonus’ Kriegern in den Wald geschlichen. Doch die Saat war nicht aufgegangen. Sie redete sich ein, es hätte nichts zu bedeuten – schließlich lagen zwischen Gwyhir und Aggarban drei Jahre und zwischen Goriat und Medrod gar vier –, aber in ihrem Herzen wuchs die Angst, Medrod könnte ihr letztes Kind sein. War er ihre Strafe oder ihr Schlüssel zu wahrer Größe? Sie wusste es immer noch nicht.
    »Wirst du uns schreiben und uns alles über Artors Festung berichten?«, fragte Goriat.
    »Ich werde viel zu beschäftigt sein, um Briefe zu schreiben«, antwortete sein Bruder überheblich. »Reiten, Schwert- und Speerübungen. Sobald ich meinen ersten Kampf gewonnen habe, lasse ich es euch wissen.«
    »Und was, wenn du verlierst?« Aggarban streckte ihm die Zunge heraus und wich flugs dem Hieb seines Bruders aus.
    »Unser Bruder Gwalchmai ist der wackerste Krieger, den der Hochkönig hat«, sagte Gwyhir. »Er mag mich vielleicht schlagen, aber, bei den Göttern, sonst niemand, nachdem meine Ausbildung zu Ende ist.«
    Wenigstens, dachte seine Mutter, ist ihm klar, dass er noch ein paar Dinge zu lernen hatte. Auf lange Sicht jedoch teilte sie seine Zuversicht. Keiner ihrer Söhne konnte etwas anderes als ein Sieger sein.
     
    »Ein prächtiger Bursche«, meinte Bliesbituth, während sie beobachteten, wie Gwyhir mit Leudonus und dessen Männern fortritt. Er war ein Häuptling, der häufig als Bote zwischen Fodreu und Dun Eidyn diente. »Aber warum schickt Ihr ihn zu den Römern? Wenn Ihr ihn ins Land der Pikten kommen ließet, würden wir ihn mit einer unserer Prinzessinnen verheiraten, und er

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