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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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weist. Das ist es, was wir in jener Nacht gesehen haben, und das ist es, wonach sie suchen.«
    »Vielleicht waren wir zu erfolgreich«, meinte Gai reumütig. »Als wir ständig in Gefahr vor den Sachsen oder den Iren schwebten, hatten die Menschen keine Zeit, sich um etwas anderes als ihre eigene Haut zu sorgen.«
    »Und nun sorgen sie sich um ihre Sünden«, seufzte Artor.
    »Tröstet Euch, Herr. So lange menschliche Wesen auf dieser Welt leben, werden sie eine gute Regierung brauchen, und der Himmel beherbergt nicht die einzige Schönheit, von der Menschen träumen.«
    Kurz streiften Bedivers und Gwendivars Blick einander. Dann schaute er weg. Doch andere waren der Bewegung gefolgt, und mit einem Mal stand Gwendivar im Mittelpunkt der Blicke aller Männer. Sie hörte ihre Gedanken klar und deutlich, wenngleich nicht mit den Ohren.
    »Für manche befindet sich das Gefäß des Lichts hier…«
     
    Igraine schlenderte am Ufer des Sees entlang. Jenseits der gegenüberliegenden Seite erhoben sich die buckligen Gestalten der Berge gleich einer schwarzen Mauer in den leuchtend blauen Nachthimmel und schlossen die Welt aus. Abgesehen vom Klatschen des Wassers und dem Knirschen ihrer Füße auf Stein und Schotter war die Nacht still.
    Das Gelände erwies sich als uneben, weshalb sie sich vorsichtig bewegte und sich auf ihren Stock stützte, denn auf ihre steifen Gelenke würde sie sich nicht verlassen können, wenn sie stürzte. Dies war einer der Nachteile des Alterns, und im Augenblick fühlte sie sich sowohl alt als auch erschöpft.
    Doch zum ersten Mal seit vielen Monaten empfand sie inneren Frieden. Ihre Tochter war nach Hause gekommen, so wie es Igraines Mutter einst vorhergesagt hatte. Morgause hatte noch ebenso viel zu verlernen wie zu lernen, ehe der Zorn und Hass, mit denen sie so lange Jahre gelebt hatte, gänzlich durch Weisheit und Liebe ersetzt sein würden.
    Igraine gab sich nicht dem Glauben hin, dass ihre Beziehung stets friedvoll sein würde, aber wenigstens hatten sie jetzt überhaupt eine Beziehung an Stelle eines fortwährenden Kriegszustandes. Und die Herrin vom See verspürte keinerlei Verlangen, den Willen ihrer Tochter zu brechen – um über die Insel der Maiden zu herrschen, würde Morgause so stark sein müssen, wie sie sich in der Vergangenheit gezeigt hatte.
    Nun aber sah Igraine eine Zeit vorher, da sie selbst in der Lage sein würde loszulassen.
    Der See schlummerte unter den Sternen und warf nur ein gelegentliches Funkeln zurück; auf der Insel schliefen die Priesterinnen. Nur die Herrin vom See war noch wach. An der östlichen Stelle war eine Bank für jene aufgestellt worden, die der Sonne einen guten Morgen wünschen oder den Mond begrüßen wollten. Seufzend ließ Igraine sich darauf nieder und legte den Stock beiseite. Ihre Priesterinnen kamen oft hierher, wenn der Mond neu oder voll war. Der abnehmende Mond hingegen glich einer alten Frau, die spät aufstand, über die stillen Stunden zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang herrschte und somit wenig Anbeterinnen hatte.
    Sie ist wie ich… Igraine lächelte in sich hinein. Sollte Morgause doch lernen, die Macht des Vollmondes zu beherrschen. Ihre Ankunft hatte ihrer Mutter die Möglichkeit eröffnet, die Geheimnisse des abnehmenden Mondes zu studieren und wahrhaft zu dem Raben zu werden, dessen Schwingen in Anderswelt leuchtend weiß schimmern: Branwen, die verborgene Königin.
    Als wäre der Gedanke ein Ruf gewesen, erblickte Igraine hinter dem Berg einen fahlen Schimmer. Einen Lidschlag später erschien die silbrige Sichel des Mondes am Himmel.
    »Herrin der Weisheit, sei willkommen«, flüsterte Igraine. »Schneide fort, was ich nicht mehr brauche und reinige meinen Geist, bis es für mich an der Zeit ist, in deinen dunklen Kessel zurückzukehren und wiedergeboren zu werden…«
     

NACHWORT
     
    Der Heilige Gral und die Schätze Britanniens
     
    Die apokryphe Tradition
     
    Eine der zentralen und zugleich widersprüchlichsten Legenden um König Artus handelt von der Suche nach dem Heiligen Gral. Nach traditioneller Auffassung wird der Gral mit dem Kelch gleichgesetzt, den Jesus Christus beim Letzten Abendmahl benutzte, oder mit dem – möglicherweise identischen – Gefäß, mit welchem Joseph von Arimathia das Blut Christi am Kreuz auffing, nachdem ein römischer Soldat ihm mit der Lanze die Seite geöffnet hatte.
    Diese Legenden gehen im Kern zurück auf die so genannten Pseudo-Apokryphen, Schriften über das Leben und die Lehre

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