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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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einen Weg zur Flucht gegeben. Als nackte, hilflose Seele kauerte sie unter jener gnadenlosen Musterung, die jeden zornigen Gedanken, jede selbstsüchtige Tat, jedes bittere Wort ans Licht zerrte und beurteilte. All ihre Rechtfertigungen und Ausflüchte lösten sich in jenem strahlenden Glanz restlos auf.
    Und mit ihnen verflüchtigten sich auch die einzelnen Bilder, verwoben sich miteinander, bis nur noch eine Göttin übrig blieb, die ihrer Mutter Antlitz besaß und sie mit all der Liebe in den Augen betrachtete, nach der Morgause sich immer gesehnt hatte; dann verblasste auch dieses Bild und wich einem strahlenden Glanz jenseits aller Formen, jenseits jeden Geschlechts, und Morgause verlor das Bewusstsein.
     
    Etwa fünfzig von Artors Gefährten waren losgezogen, um nach dem Kessel zu suchen. Während der Mond immer voller wurde, kehrten sie nach und nach zurück. Einige kehrten so wie Aggarban verwundet heim. Aggarban, der sich missmutig und schweigsam gab, nachdem das Fieber ihn verlassen hatte, genas bald, andere hingegen, die Camelot erreichten, starben, wieder andere kehrten überhaupt nicht zurück, und Gwendivar fragte sich unwillkürlich, ob es Morgause gelungen war, den Kessel zu verfluchen.
    Und doch gab es auch manche, die mit einem neuen Licht in den Augen zurückkamen, die zwar nicht den Kessel, wohl aber das gefunden hatten, was ihm Bedeutung verlieh. Es hatte einige Tage gedauert, bis Gwendivar bemerkte, dass Manus, der Igraine aus dem Norden begleitet hatte, mit den anderen Männern losgezogen war. Auch er war bislang nicht zurückgekehrt, doch sie konnte sich nicht erklären, weshalb sie sich um einen Küchenknecht sorgte.
    Die Tage verstrichen, und Gai traf ein. Er wirkte friedlicher als zuvor, wenngleich er sich weigerte, viel über seine Reise zu erzählen.
    »Ich habe nie auch nur eine Spur von den Dieben gefunden«, erklärte er. »Trotzdem fühle ich mich besser – vielleicht musste ich einfach nur mal raus…«
    Peredur wartete mit einer seltsamen Geschichte über ein Mädchen auf, das er an einer geheiligten Quelle traf, und Gwendivar fragte sich, ob auch er eine Begegnung mit dem Elfenvolk gehabt hatte. Gwyhir kehrte triumphierend zurück, weil er mehr Geächtete getötet hatte als Vortipor. Der junge Amminius kam nicht zurück, sandte jedoch eine Botschaft, die besagte, dass er seine Welt verlasse, um sich einem Einsiedler anzuschließen, den er in einem Wald getroffen hatte.
    Bei Neumond wusste man um den Verbleib der bekanntesten Krieger, mit Ausnahme Gwalchmais. Anfangs weigerte Artor sich, Sorge einzugestehen. Sein Neffe besaß weithin den Ruf, der beste Kämpfer einer Armee zu sein, die als die beste Britanniens galt. Gewiss kam er mit jedem Feind zurande, der ihn herauszufordern wagte. Doch als im Verlauf der Zeit immer noch keine Kunde über ihn eintraf, gestand man sich allmählich ein, dass selbst der großartigste Kämpfer einem Hinterhalt oder schierer Übermacht zum Opfer fallen konnte. Und doch musste Gwalchmai selbst in der Unterzahl seine Haut so teuer verkauft haben, dass die Götter ihm stehend Beifall gespendet hätten.
    Aber dann, als die erste Sichel des Neumondes am nachmittäglichen Himmel schimmerte, berichtete die Torwache, dass ein einsamer Reiter die Straße heraufkam, ein großer Mann mit einem strohblonden Haarschopf. Jenes Haar und der rotweiße Schild waren in ganz Britannien berühmt. Als Gwalchmai durch das Tor ritt, hatte sich die gesamte Bevölkerung Camelots versammelt, um ihn zu begrüßen.
    »Was ist denn hier los?«, fragte er, während er sich umsah. »Findet ein Fest statt?«
    Was immer er getrieben hatte, er hatte nicht gekämpft, denn kein einziges Mal verunzierte ihn. Vielmehr wirkte er jünger. Der Kittel, den er trug, war neu und aus grünen Leinen gefertigt, mit Stickereien um den Kragen und entlang der Säume.
    »Allein dich zu sehen ist ein Fest!«, rief Gwyhir aus. »Wo warst du bloß, Mann? Wir haben uns Sorgen um dich gemacht!«
    »Oh…« Schamesröte überzog Gwalchmais Gesicht. »Das wusste ich nicht.« Eine Pause entstand. »Ich habe geheiratet«, erklärte er schließlich.
    Einen größeren Tumult hätte er wohl kaum auslösen können, dachte Gwendivar, wenn er einen neuen Einmarsch der Sachsen verkündet hätte. In Kriegszeiten galt Gwalchmai als beherzter Kämpfer. In Friedenszeiten hatte er sich den Ruf erwirkt, ein großer Liebhaber von Frauen zu sein. Man hätte ihm beinahe jede Tat zugetraut, sowohl im Schlafgemach als auch

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