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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Hochkönig, zu ihm zu reisen, um über diese Angelegenheit zu sprechen.«
    Welche Angelegenheit? Artor hatte über Gallien nachgegrübelt und bestenfalls mit einem Ohr zugehört. Die Iren – das war es. Der König von Dalriada hatte ihm ein Bündnis angeboten. Er räusperte sich und richtete sich auf.
    »Ich will Ridarchus’ Gesuch in Erwägung ziehen, doch ich verfüge, dass Erius Männer sich wenigstens bis zum nächsten Frühling ruhig verhalten müssen. Ich werde kommen, aber ich muss erst die Bedürfnisse des übrigen Britannien bedenken, ehe ich entscheide wann.«
    Das war eine taktvolle Antwort, die ihn zu nichts verpflichtete, dennoch entsprach sie der Wahrheit. Selbst wenn er beschlösse, Riothamus’ Angebot anzunehmen, musste er noch eine Weile bleiben, um hier einige Dinge zu regeln, bevor er aufbrechen konnte. Vielleicht konnte Bediver eine vorläufige Streitmacht nach Gallien führen…
    Der Mann aus Dun Breatann verneigte sich und wich zurück. Die Menge regte sich, und Artor erblickte die hellen Köpfe von Goriat und Gwyhir, die über den anderen schwebten wie Schwäne auf einem Bach.
    »Mein Herr und Onkel!«, rief Gwyhir. »Wir bringen einen neuen Rekruten, der in Eure Dienste treten will!«
    Ein weiterer Mann war bei ihnen – nein, ein Junge mit dunkelrotem Haar an der Schwelle zum letzten Wachstumsschub. Der Glanz seiner Silberkette sprang Artor ins Auge, die Züge des Jungen jedoch wirkten verschwommen. Sein Herz begann urplötzlich und heftig zu pochen, als wäre er völlig überraschend einem Feind begegnet.
    »Der letzte der Söhne meiner Mutter ist gekommen, um sich uns anzuschließen«, fügte Goriat Überschwanglieh hinzu. »Hier ist Medrod, mein König. Heißt Ihr ihn willkommen?«
    Artor starrte auf das geneigte Haupt des Jungen hinab. Ohne recht zu verstehen, hatte er ihn bereits erkannt. Doch wie konnte die Zeit so schnell verstrichen sein? Dieser Junge war beinahe erwachsen! Medrod ähnelte in keiner Weise seinen Brüdern, wenngleich seine langen Knochen eine stattliche Körpergröße versprachen. Aber als er sich aufrichtete, musste der König an sich halten, um nicht zusammenzuzucken, denn in den fein geschnittenen Zügen erkannte er Morgause. Er fragte sich, ob seine Schwester ihrem Sohn die Wahrheit über seine Herkunft erzählt hatte.
    »Es ist dein Wunsch, mir zu dienen, Junge?« Artors Stimme klang heiser in den eigenen Ohren.
    »Ihr sollt mir wie ein Vater sein…«, antwortete Medrod lächelnd.

II
    Der Kreis der Koenige
    A.D. 503
     
    Die Ebene erstreckte sich zu einer grauen Hügelreihe hin; eine frische Schicht grünen Grases schimmerte durch das zertrampelte Stroh des vergangenen Jahres. Medrods Stute zog an den Zügeln, um einen Happen zu erhaschen, doch er riss sie zurück. Seit er letzten Herbst in Artors Hof eingetreten war, hatte er wesentlich mehr Übung im Reiten erhalten. Auch im Winter zog der Hochkönig häufig um, und sein Haushalt reiste stets mit ihm. Medrod fand diese südlichen Länder mit ihren dichten Wäldern und fruchtbaren Feldern schön und üppig, doch für jemanden, der die rauen Landschaften des Nordens gewöhnt war, fühlte sich all diese Pracht beengend an.
    Von Castra Legionis aus waren sie zunächst gen Süden nach Dumnonia gereist, danach für die mittwinterlichen Festtage weiter nach Camelot. Er wünschte, sie hätten dort bleiben können, denn Artors Königin hatte sich ihm gegenüber ausgesprochen freundlich verhalten. Gwendivars goldene Schönheit erinnerte ihn an seine verlorene Kea. Aber vielleicht war es ohnehin besser, dass sie nicht lange verweilt hatten, dachte er. Vermutlich hätte sie sich weit weniger freundlich gezeigt, hätte ihr jemand verraten, dass er Artors Sohn war.
    Sollte dies je geschehen, trüge allein er selbst die Schuld dafür, dachte er mit Bedauern. Oder vielleicht seine Brüder – nachdem sie ihn beharrlich so behandelt hatten, als wäre er noch ein Kind, war es zu einem dummen Streit gekommen, und er hatte ihnen scharf erwidert, dass nur er und Gwalchmai wahrlich wussten, wer ihre Väter waren. Nachdem die erhitzten Gemüter gekühlt waren, hatten sie zwar vereinbart, Stillschweigen darüber zu bewahren, aber irgendjemand musste sie belauscht haben. Er spürte es daran, wie ihn die Leute danach ansahen.
    Dieser Fehler würde ihm nie wieder unterlaufen, schwor er sich und verlagerte im Sattel das Gewicht. Und dennoch – vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn die Neuigkeit nicht völlig überraschend

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