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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Felsen des inneren Kreises hindurch zu der ebenen Stelle in der Mitte. Als sie sich dem Altar näherten, spürte Medrod ein unterschwelliges Brummen, so als stünde er neben einem Bienenstock.
    Artors Blick hatte sich nach innen gekehrt. »Macht fließt unter der Erde wie Wasser in Flussbetten, von Kreis zu Kreis, von Stein zu Stein. Hier kreuzen sich zwei gewaltige Ströme. Es ist ein Ort unvorstellbarer Magie.«
    »Habt Ihr auch meine Brüder hierher gebracht?«, erkundigte sich Medrod nach einer Weile mit leiser Stimme, immer noch von der Hand des Königs gehalten.
    Artor schüttelte den Kopf.
    »Ihr wisst doch…«, sagte Medrod, »über mich Bescheid, oder…?«
    Zum ersten Mal gestattete er sich, den Mann direkt anzublicken, der ihn gezeugt hatte. Obwohl der Hochkönig nicht ganz so groß war wie Medrods ältere Brüder, überragte er mit seinem muskulösen Oberkörper doch die meisten Männer. Seine Gesichtszüge waren zu durchfurcht, um sie schön zu nennen; geprägt durch die Jahre der Verantwortung zu einer Maske der Macht. Doch rings um die grauen Augen, die ihn unter ebenmäßigen Brauen musterten, prangten Lachfalten. Abgesehen von diesen Augen konnte er nichts von sich an diesem Mann entdecken.
    Der König ließ Medrods Schulter los und wandte den Blick ab. »Erst als du zehn Jahre alt warst, hat sie mir von dir erzählt.«
    »Warum habt Ihr mich ihr nicht weggenommen?«
    »Ich hatte keinen Beweis…«, flüsterte Artor.
    Mit zehn Jahren hatte Medrod noch geglaubt, seine Mutter wäre ein guter Mensch und er würde eines Tages zu einem Helden heranwachsen. Hätte der König ihn damals geholt, wäre sein Sohn nun vielleicht in der Lage gewesen, ihn zu lieben.
    »Ihr wart frisch verheiratet und habt erwartet, ein rechtmäßiges Kind zu bekommen«, bemerkte er unverblümt. »Aber Ihr habt bis heute keines. Werdet Ihr mich zu Eurem Erben erklären?«
    »Du hast den Anspruch eines Sohnes an mich, Medrod. Aber wenn es um das Reich geht, bin ich mehr Römer als Brite. Man hat mich nicht zum König gemacht, weil ich meines Vaters Sohn war, zumindest nicht ausschließlich deshalb, sondern wegen des Schwertes.« Artors Hand wanderte auf den Griff der Klinge an seiner Seite, und Medrod schauderte, als ein neuer Klang das Summen des Kreises durchschnitt, so hoch und klar, dass es in den Ohren schmerzte. Selbstverständlich wusste er von dem Schwert, doch es war stets der Kessel gewesen, den seine Mutter begehrte. Dies war eine Magie für Männer, und auch sie, dachte er voller Erregung, war sein Erbe.
    Der Laut verblasste, als die Hand des Königs wieder an seine Seite wanderte, und er seufzte. »Wenn die Zeit kommt und es einen Mann gibt, der in der Lage ist, das Schwert zu halten, wird er der Verteidiger Britanniens. Ich werde für dich tun, was in meiner Macht steht, aber ich kann dir nichts versprechen.«
    Medrod legte die Stirn in Falten. Hättest du mich großgezogen, Vater, könnte ich dir vielleicht glauben. Aber wir im Norden wissen, dass den König das Blutrecht an sein Land bindet. Britannien gehört mir… Doch er sprach diese Gedanken nicht laut aus.
     
    Die Straße von Mamucium nach Bremetennacum führte durch niedrige Hügel. Der König und sein Gefolge hatten die Nacht in der verlassenen Feste oberhalb des Flusses verbracht. Die Holzkasernen waren zwar vor langer Zeit in sich zusammengefallen, aber das Torhaus und Teile des Praetoriums, in dem einst der Befehlshaber der Garnison geherrscht hatte, boten nach wie vor Schutz. Trotzdem war es ein trostloses Lager, denn die Stadt außerhalb der Mauern war schon vor einer Generation verfallen.
    Angst hatte die Stadt getötet, nicht die Sachsen, denn es gab keine Anzeichen von Bränden. Die Menschen, die jene stummen, unkrautüberwucherten Trümmerhaufen einst bewohnten, waren einfach fortgezogen. Aber sie werden zurückkehren, dachte Artor bei sich. Die Lage neben dem Fluss ist gut. Aus diesen Ruinen wird eines Tages eine mächtige Stadt entstehen.
    Etwas bewegte sich in den Haselsträuchern entlang der Straße. Als Artor das Zischen von Pfeilen erkannte, drehte er sich bereits um, presste sich an den Hals des Hengstes und griff nach seinem Schild. Ein Pferd bäumte sich laut wiehernd auf. Hinter ihm glitt ein Mann, dem ein schwarz gefiederter Pfeil aus der Brust ragte, kraftlos von seinem Ross. Artor richtete sich auf und spähte aus dem Schutz des Schildes zum Ende der Kolonne hinab. Erleichtert seufzte er auf, als er sah, dass Medrod, der neben Goriat

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