Brockmann Suzanne
Besonderes. Und es war der tausendste Grund, warum er sich von ihr fernhalten sollte.
Sie war einfach zu nett.
Als sie sich kennenlernten, als Crash zum allerersten Mal in ihre Augen sah, hatte sein Puls begonnen zu rasen. Es gab überhaupt keinen Zweifel daran, dass er körperlich auf sie reagierte, stark auf sie reagierte. Jake hatte ihm Nell damals auf einer von Daisys Abendgesellschaften vorgestellt. Schon als er den Raum betreten hatte, war ihm Nells blondes Haar und ihre zierliche, durchtrainierte Figur aufgefallen, die durch ein klassisches schwarzes Cocktailkleid betont wurde. Aber erst als er ihr gegenüberstand, als sie sich begrüßten, war er in ihren blauen Augen versunken. Im nächsten Moment ertappte er sich dabei, wie er darüber nachdachte, sie an der Hand zu nehmen und nach oben zu führen. Am liebsten hätte er sie in eines der Gästezimmer gezogen, sie gegen die geschlossene Tür gedrückt und …
Das Erschreckende daran war, dass Crash spürte, dass diese überwältigende körperliche Anziehungskraft auf Gegenseitigkeit beruhte. Nell hatte ihn mit einem Blick angesehen, den er bereits zuvor bei anderen Frauen gesehen hatte.
Es war ein Blick, der sagte, dass sie bereit war, mit dem Feuer zu spielen. Zumindest dachte sie, dass sie bereit war. Aber er würde auf gar keinen Fall eine Frau verführen, von der Daisy und Jake so liebevoll gesprochen hatten. Sie war einfach zu nett.
Im Moment konnte er jedoch nur einen Anflug jenes Blickes von damals in ihren Augen entdecken. Sie war schrecklich nervös – und traurig, wurde ihm schlagartig bewusst. Wie sie so vor ihm stand, wirkte es, als kämpfe sie gegen Tränen an.
„Ich hatte gehofft, Sie hätten ein paar Minuten Zeit, um mit mir zu sprechen“, sagte sie schließlich. Für eine Person von ihrer zarten Statur hatte sie eine verführerisch tiefe, leicht raue Stimme. Sie klang unbeschreiblich sexy. „Vielleicht könnten wir ja irgendwo hingehen und einen Kaffee trinken oder …?“
„Dafür bin ich wohl kaum richtig angezogen.“
„Ich kann warten. Ich gehe so lange runter.“ Sie zeigte mit ihrem Kinn über ihre Schulter auf den Aufzug hinter ihr in dem etwas heruntergekommen wirkenden Hausflur. „Ich warte einfach draußen, bis Sie angezogen sind.“
„Das hier ist keine sehr sichere Gegend“, erwiderte er. „Sie kommen besser rein und warten hier.“
Crash öffnete die Tür ein Stück weiter und trat zur Seite, um sie hereinzulassen. Sie zögerte für einen Moment. Damit konnte er die Idee, dass sie hergekommen war, um ihn zu verführen, wohl aufgeben.
Er war sich nicht sicher, ob er darüber erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
Endlich trat sie ein, streifte ihren gelben Regenmantel ab und hängte ihn an die Garderobe neben der Tür. Darunter trug sie Jeans und ein langärmeliges Oberteil mit einem tiefen runden Ausschnitt, das ihren honigblonden Bob und ihren langen, eleganten Hals betonte. Sie wirkte zerbrechlich. Ihre Nase war winzig und ihre Lippen perfekt geformt. Ihr Kinn jedoch zeugte von einem starken, eigenwilligen Charakter.
Sie war nicht im klassischen Sinne schön. Doch die Intelligenz und Lebendigkeit, die in ihren Augen funkelten, machten sie für Crash beinahe unwiderstehlich.
Er beobachtete, wie sie sich in seiner Wohnung umsah. Als sie das grün und lila karierte Sofa und die beiden passenden Sessel entdeckte, konnte sie ihre Überraschung kaum verbergen.
„Das Apartment war möbliert“, beeilte er sich zu sagen.
Zunächst schien sie etwas überrascht, doch dann lachte sie los. Sie war unglaublich hübsch, wenn sie lachte. „Sie können wohl Gedanken lesen.“
„Ich wollte nicht, dass Sie denken, dass ich mir dieses lilagrünkarierte Monstrum selbst ausgesucht habe.“
In Crashs Augen schien Erheiterung zu funkeln und, wenn sie sich nicht getäuscht hatte, zuckten seine Mundwinkel sogar, als würde er lächeln. Himmel, war es tatsächlich möglich, dass William Hawken Humor hatte?
„Ich ziehe nur rasch etwas über“, murmelte er und verschwand den Korridor hinunter.
„Lassen Sie sich Zeit“, rief sie ihm nach.
Je schneller er war, desto eher würde sie ihm sagen müssen, warum sie hergekommen war. Und wenn es nach ihr ginge, hätte sie das am liebsten in alle Ewigkeit verschoben.
Nell schlenderte zum Fenster und schluckte ihre Tränen hinunter. Das gesamte Mobiliar in dieser Wohnung schien angemietet zu sein. Selbst auf dem Fernseher klebte ein Aufkleber mit dem Namen des
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