Brockmann Suzanne
sie wusste, war SEAL gleichbedeutend mit Superman. Eigentlich stand die Abkürzung für sea, air und land – Meer, Luft und Boden. Die SEALs waren nämlich ausgebildet, um in allen drei Elementen problemlos eingesetzt werden zu können. Sie waren aus den Kampfschwimmereinheiten, den Underwater Demolition Teams, im Zweiten Weltkrieg hervorgegangen und verstanden sich auf das Beschaffen geheimer Informationen ebenso gut wie auf das Sprengen von allem Möglichen.
Sie waren die härtesten, klügsten und tödlichsten Krieger, die Besten der Besten. Sie arbeiteten in kleinen Gruppen von sieben oder acht Männern und verfolgten ihre Ziele mit äußerst unkonventionellen Methoden.
Admiral Jake Robinson war als SEAL in Vietnam gewesen. Die Geschichten, die er zu erzählen hatte, waren genug, um Nell restlos davon zu überzeugen, dass es reiner Wahnsinn gewesen wäre, sich mit einem Mann wie Crash einzulassen.
Natürlich ließ sie bei diesen Überlegungen eine entscheidende Tatsache außer Acht: Der Mann, um den es hier ging, hatte kaum jemals mehr als drei Worte mit ihr gewechselt. Nein, Halt! Als er sie das erste Mal traf, hatte er vier Worte gesagt: „Freut mich, Sie kennenzulernen.“ Er hatte eine leise, tiefe Stimme, die so verdammt gut zu seinem vorsichtigen Auftreten passte. Niemals zuvor in ihrem Leben war sie so kurz davor gewesen zu zerschmelzen, wie damals, als er sie so begrüßt hatte.
Als sie sich zum zweiten Mal trafen, hatte er nur drei Worte gesagt. „Schön, Sie wiederzusehen.“ Die beiden anderen Male hatte er ihr nur zugenickt.
Mit anderen Worten: Er flehte sie nicht gerade an, mit ihm auszugehen.
Und ganz gewiss tat er nichts derart Lächerliches wie sich die Anzahl ihrer Zusammentreffen zu merken oder die Wörter zu zählen, die sie zu ihm gesagt hatte.
Wenn sie Glück hatte, war er gar nicht zu Hause.
Aber dann würde sie wiederkommen müssen.
Daisy und Jake Robinson, ihr langjähriger Lebensgefährte, hatten Crash in den letzten Wochen bereits mehrmals zum Abendessen auf ihre Farm eingeladen. Doch Crash hatte immer wieder abgesagt.
Nell hatte die Fahrt in die Stadt unternommen, um ihm zu sagen, dass er unbedingt kommen musste. Obwohl er nicht ihr leibliches Kind war, war er doch eine Art Sohn für Daisy und Jake, die ansonsten kinderlos waren. Und nach allem, was Daisy ihr erzählt hatte, wusste Nell, dass auch er die beiden als seine Familie betrachtete. Seit er zehn Jahre alt war, hatte er seine Ferien bei dem etwas exzentrischen Paar verbracht. Daisy hatte ihm ihr Haus und ihr Herz geöffnet, als seine eigene Mutter gestorben war.
Aber jetzt hatte man bei Daisy einen bösartigen Tumor gefunden, den man nicht operieren konnte. Die Krankheit war bereits weit fortgeschritten. Daisy wollte nicht, dass Crash davon am Telefon erfuhr, und Jake weigerte sich, von ihrer Seite zu weichen.
Daher hatte Nell sich bereit erklärt, die undankbare Aufgabe zu übernehmen.
Verdammt, was sollte sie nur sagen?
„Hallo, Billy, ähm, Bill! Ich bin Nell Burns … Erinnern Sie sich?“
Crash starrte die Frau an, die vor seiner Tür stand. Er trug nichts als ein Handtuch um seine Hüften. Während er die Enden des Badetuchs mit einer Hand zusammenhielt, strich er sich mit der anderen das nasse Haar aus den Augen.
Nell lachte nervös auf. Sie konnte ihren Blick nicht daran hindern, über seinen halbnackten Körper zu streifen, bevor er zu seinem Gesicht zurückkehrte. „Nein, wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht an mich. Vor allem nicht so, aus dem Zusammenhang gerissen. Ich arbeite für …“
„Meine Cousine Daisy“, unterbrach er sie. „Natürlich weiß ich noch, wer Sie sind.“
„Daisy ist Ihre Cousine?“ Sie war ehrlich überrascht und vergaß für einen kurzen Moment alle Nervosität. „Ich wusste gar nicht, dass Sie tatsächlich miteinander verwandt sind. Ich dachte immer, sie hätte … Ich meine, Sie wären …“
Die Nervosität war zurück und, anstatt den Satz zu beenden, winkte sie mit einer Hand so elegant wie möglich ab.
„… ein Streuner, den Daisy und Jake irgendwo aufgegabelt haben?“, vollendete er den Satz an ihrer Stelle.
Sie bemühte sich, nicht ertappt zu wirken, aber ihr heller Teint machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Crash musste die Röte auf ihren Wangen bemerken. Wenn sie ehrlich war, war sie bereits rot angelaufen, als sie bemerkt hatte, dass er nichts als ein Handtuch trug.
Eine erwachsene Frau, die immer noch errötete! Das war wirklich etwas
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