Broken Heart Vampires 02 - Ein Vampir zum Dinner
ein Bett oder eine Bank hielt. Das Ganze sah aus wie aus einem Science-Fiction-Film.
„Falls du dich fragst, wo die Toilette ist“, sagte Jessica, „das Badezimmer kann man per Knopfdruck öffnen. Ebenfalls per Knopfdruck wird die Nahrung verteilt. Stan hat außerdem besondere Filter entwickelt, durch die Sauerstoff in die Zellen geleitet und wieder in den Kreislauf zurückgeführt wird.“ Sie deutete auf die Zelle rechts. „Die Glasscheibe ist fünfzehn Zentimeter dick und absolut unzerstörbar. Geschosse, Säure, Klauen, Fäuste, Reißzähne - alles ohne Chance. Und unser Genie Stan hat ein Lautsprechersystem eingebaut. So können wir die Gefangenen hören und sie uns.“
Ich nickte, war aber gar nicht richtig bei der Sache. Meine Ohren waren derart auf den einzigen Menschen unter uns fixiert, dass ich hörte, wie das Blut durch seine Venen gepumpt wurde. Meine Reißzähne wollten zum Vorschein kommen, aber das konnte ich zum Glück verhindern.
Die Zellen, die ich von hier aus sehen konnte, waren alle leer. Aber von weiter hinten hörte ich Geräusche und schloss daraus, dass mindestens eine Zelle besetzt sein musste.
„Ich bringe sie hin“, sagte Lorcan. Er legte mir eine Hand auf den Rücken und führte mich, ob ich wollte oder nicht, den schmalen Gang entlang.
In dem Augenblick, als Faustus uns sah, fing er an zu rasen. Er hämmerte mit den Fäusten gegen die Plexiglaswand und kratzte mit seinen Klauen daran. Speichel flog aus seiner Schnauze, er heulte und kreischte.
Hör auf!, sandte ich ihm als mentale Botschaft.
Augenblicklich beruhigte er sich. Seine breite, haarige Brust hob und senkte sich heftig, als er mich ansah. Ich betrachtete die Narbe auf seinem Gesicht und fragte mich, seit wann er sie hatte und woher sie rührte.
Will raus. Er schlug wieder gegen die Wand. Raus! Raus! Raus!
Beruhige dich. Du bekommst hier zu essen, hast ein Dach über dem Kopf und bist in Sicherheit. Niemand wird dir etwas tun.
Du lügst. Er fing an, in seiner Zelle auf und ab zu gehen. Den Wraiths entkommen. Betrüger! Will auf meine Art sterben. Meine!
Mein Herz krampfte sich zusammen. Er wusste, dass ihm nur noch wenig Zeit blieb - und er auf die eine oder andere Weise sterben würde. Faustus...
Plötzlich drehte er sich um und presste seine Handflächen gegen die Trennwand. Seine dunklen Augen schienen sich in meine zu brennen. Mein Verstand flackerte - es war, als würde jemand das Programm umschalten.
Plötzlich sah ich vor mir einen Mann auf einem Feld. Er war nicht allein, doch der Hintergrund war nur verschwommen zu erkennen, als wäre die Kameralinse verschmiert. Der Mann trug einen silbernen Helm mit einem roten Helmbusch aus Pferdehaar; über seinem Lederhemd glänzte eine silberne Rüstung. Er trug ein Beinkleid, das zwischen Knie und Fußknöcheln mit silbernen Beinstutzen geschützt war. An den Füßen trug er Ledersandalen. Ein Dolch und ein Schwert hingen an seinem Gürtel, und in der Hand hielt er einen langen Stock.
„Du warst ein römischer Centurio“, stellte ich fest. „Wie wurdest du ein Wraith?“
Aus seinem Maul drang ein Knurren. Flehentlich hielt ich meine Hände hoch. Ich hatte es hier mit einer emotional verwundeten Kreatur zu tun - einem Menschen, den man in ein Tier verwandelt hatte. Ich wusste nicht, warum aus dem großen Mann dieses wütende Monster geworden war. Plötzlich empfand ich nicht nur Angst, sondern auch Mitleid mit ihm. Seine Seele war gefangen, er musste leiden, weil ein anderer Gefallen an Verfolgung fand. Aber immerhin waren auch die Römer Experten für Verfolgungen gewesen. Vielleicht hatten die Wraiths ja deshalb eine gewisse Faszination auf Faustus ausgeübt.
Ich richtete meinen Blick auf ihn. Wo sind deine Artgenossen? Wie viele seid ihr? Und wo sind die Wraiths?
Er schüttelte seinen gewaltigen Kopf. Ist es möglich, uns zu retten ?
Ich sah Lorcan an, der unsere Kommunikation mit unbewegter Miene verfolgte. Nervös rang ich nach einer Entscheidung. Sollte ich lügen, um die gewünschte Information zu bekommen? Ihm falsche Hoffnungen machen, um unser Ziel voranzutreiben? Ich schluckte einen Seufzer hinunter. Ich schaffte es nicht, bei diesem Betrug mitzumachen.
Es gibt kein Heilmittel für Kontaminus, Faustus. Und selbst wenn: Bei deiner Form der Krankheit könnten wir nichts für dich tun.
Er nickte. Langsam glitten seine Pfoten von der Scheibe, und er wandte sich ab.
Bitte hilf uns, sagte ich
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