Broken Heart Vampires 02 - Ein Vampir zum Dinner
herzuhalten. Wie bei den meisten Hunden waren auch seine Gedankengänge und Gefühle recht eindimensional. Er mochte meinen Geruch und er wollte schlafen. Und er hatte Lust auf einen großen Schin kenknochen.
„Sein Blut schmeckt ganz anders.“ Um nicht zu sa gen „schrecklich“. Aber ich wollte weder Lorcans Hilfe schmälern noch den Hund beleidigen.
„Es ist nicht das Ideale“, gab Lorcan zu: „Von Tierblut kannst du langfristig auch nicht leben. Du brauchst zirku lierendes menschliches Blut, um deine Gesundheit zu er halten.“
„Und woher soll ich das bekommen?“
„Wir testen gerade mögliche Spender. Es ist sehr un wahrscheinlich, aber immerhin möglich, dass eine neue Variante des Kontaminus auf Menschen übertragbar ist, und wir möchten vermeiden, dass du jemanden ansteckst. Falls das Virus auf Menschen übertragbar ist, müssen wir uns nach einer neuen Nahrungsquelle für dich umsehen. Stan arbeitet daran, synthetisches Blut herzustellen, aber er hat noch kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt.“
„Das sind ja alles tolle Neuigkeiten“, meinte ich. „Und der Hund? Wird er nur aus nahrungstechnischen Grün den gehalten? Oder für Experimente?“
„Nein. Er ist ein Streuner. Du darfst es Jessica nicht sa gen, aber von mir bekommt er Essensreste. Manchmal ma che ich auch einen Spaziergang mit ihm.“
Lorcan hatte sich ein Haustier angeschafft! Damit punktete er zusätzlich bei mir. Lorcan und ein Hund - das hätte ich nie gedacht. „Wie heißt er?“
„Ich habe ihn Bert genannt.“
Über diesen ungewöhnlichen Hundenamen musste ich nun doch lächeln. Lorcan lächelte zurück. „Ich hatte mich schon gefragt, wen ich darum bitten könnte, in meiner Abwesenheit die Tiere zu füttern.“
„Sie kommen nicht, wenn du nicht da bist“, antwortete Lorcan. „Soll ich dir ein paar Bücher aus der Bibliothek bringen?“
„Warum kann ich nicht mitkommen? Dann kann ich mir aussuchen, welche ich lesen möchte.“
Lorcan gab dem Hund ein Zeichen, und er sprang vom Bett und trottete zur Tür. „Tut mir leid, Eva. Du darfst das Zimmer nicht verlassen. Wir können es nicht riskie ren, dass du andere Vampire ansteckst.“
„Aber Hunde.“
„Sehr unwahrscheinlich.“
„Wisst ihr, wie lange es dauert, bis ich bekloppt werde?“
„Nein. Kontaminus wirkt sich bei jedem Vampir an ders aus, aber bei einem Wandelblut ... Es könnte bei dir schneller gehen als bei Vampiren, die schon viele Hundert Jahre alt sind.“
„Dann darf mich Tamara auf keinen Fall besuchen.“
„Die, die du liebst, kannst du nicht infizieren. Hast du sie nicht unter deinen Schutz gestellt?“
„Natürlich.“ Ich schüttelte den Kopf. „Trotzdem will ich es nicht riskieren, Lorcan. Ich würde mein Kind nicht für eine einzige Sekunde in Gefahr bringen.“
„Wie du willst.“
Oh, wenn er nur wüsste, was ich wirklich wollte! Wenn man dem eigenen Ende nah ist, sehnt man sich nach jedem Buch, das man immer lesen wollte und nach jedem Mann, den man immer küssen wollte, nach jedem Menschen, bei dem man sich für einen Fehler nie entschuldigt hat, und nach jeder Reise, die man immer unternehmen wollte.
Lorcan öffnete die Tür und Bert huschte vor ihm hi naus. Lorcan lächelte mir noch einmal zu, dann schloss sich die schwere Metalltür hinter ihm.
Jetzt war ich in meinem Gefängnis allein. Allein mit meinen Gedanken - und meinen Ängsten.
Die Tage vergingen, und ich wurde immer lethargischer und schwächer. Trotz aller Versuche war es Stan immer noch nicht gelungen, geeignetes synthetisches Blut für meine Ernährung herzustellen. Ich liebte Bert sehr, aber sein Blut war nicht nahrhaft genug. Ich kam mir vor wie ein Puzzle, bei dem jeden Tag zwei oder drei Teile mehr fehlten. Bald würde kein einziges Teil mehr von mir übrig sein.
Lorcan brachte mir Bücher. Wenn ich zu müde zum Lesen war, las er mir vor. Er hatte eine schöne Stimme und brachte mich mit seinem irischen Akzent zum Lachen. An ihm war ein Schauspieler verloren gegangen. Aber er spielte nur für ein Publikum - für mich. Er kam jeden Tag vorbei und blieb stundenlang, erzählte mir lustige Geschichten oder zeigte mir seine Werke, um meine Meinung zu hören. Manchmal hielt er einfach nur meine Hand, weil ich immer wieder das Bewusstsein verlor.
Wir küssten uns nicht und sprachen auch nicht über den Bund. Ein bisschen Romantik hätte mir gut getan, aber
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