Broken Heart Vampires 02 - Ein Vampir zum Dinner

Lava-Lampe, langsam und wabernd. Sie stießen zusammen und verkeilten sich. „Amahte ist im Sudan. Deshalb die ganze Aufregung dort, stimmt’s?“
    „Wir versuchen, seinen Tempel zu finden“, bestätigte Lorcan. „Dabei scheinen wir ein Seth-Heiligtum entdeckt zu haben. Seth war der ägyptische Gott des Chaos und des Verderbens. Wir glauben, dass Amahte der erste Vampir war, der an Kontaminus erkrankte und der vielleicht ein Gegenmittel besitzt. Aber alles geht nur sehr langsam voran. Die Ausgrabung hat immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen wie Sabotage und Mord.“
    „Wahrscheinlich gefällt es den Ahnen nicht, dass ihr dort herumschnüffelt.“
    „Khenti hat uns seine Erlaubnis gegeben, also können sie nicht viel tun“, sagte er so trotzig, dass ich amüsiert lächeln musste.
    „Und du hast die Geschichte der ersten sechs Vampire aufgeschrieben. Die Recherche für das Buch war bestimmt interessant.“
    „Ich habe mit ihnen allen gesprochen und bin ihnen so lange auf die Nerven gegangen, bis ich wirklich alles richtig verstanden hatte. Aber ich frage mich immer wieder, ob es richtig war, die Geschichten im Märchenstil zu verfassen.“
    Lorcan zweifelte an seinen Fähigkeiten als Autor - wie albern! Seine Karriere umfasste vier Jahrtausende. Er hatte nun wirklich genügend Zeit gehabt, seine Kunst zu perfektionieren.
    „Lies mir vor“, bat ich ihn.
    Er setzte sich in den Ohrensessel, der mittlerweile in meiner Zelle stand, legte den Wälzer auf seinen Schoß und begann: „Es war einmal ein großer Magier und Krieger, dessen Name war Ruadan. Um einen Mann wirklich zu kennen, muss man seine Geschichte kennen, und die Geschichte eines jeden Mannes beginnt mit seiner Mutter. ...“
    Und so ging es weiter: Bres war ein unsterblicher König, der Eire zurückerobern wollte - selbst, wenn es zum Schaden seiner Söhne war. Seine Frau Brigid, eine unsterbliche Königin, wollte jedoch nichts weiter als Frieden für ihr Volk und Sicherheit für ihre Familie. Doch Bres verlor den Krieg und Brigid ihre Söhne. Bis auf einen ...
    „Morrigu hörte die Totenklage ihrer Tochter. Sie verwandelte sich in eine Krähe und flog ins Land der fomhoire. Obwohl die schwarze Königin das Chaos der Ruhe und den Krieg dem Frieden vorzog, hatte sie Mitleid mit ihrer Tochter. So bot sie Brigid an, ihr ihren Sohn wiederzubringen.
    ,Gib Ruadan einen Becher mit meinem Blut zu trinken, doch sei gewarnt! Wenn er erwacht, wird er nicht mehr als Mensch leben, sondern ein deamhan fola sein. Er wird nie wieder im Licht leben. Er wird kein Essen und kein Getränk mehr zu sich nehmen, sondern sich vom Blut lebendiger Wesen ernähren. Er wird weder Atem noch einen Herzschlag besitzen. Nie mehr wieder wird er ein Kind zeugen können.’
    Verzweifelt erklärte sich Brigid mit den Bedingungen des Zaubers einverstanden - oder des Fluchs, dies liegt in der Entscheidung des Betrachters. In jener Nacht machte Morrigu ihren Enkel zum ersten Vampir. Ruadan erwachte und kehrte zu seiner Familie zurück, doch seine Frau wurde vom Wahnsinn befallen. Sie wollte nicht mit einem Monster verheiratet sein und ihre Söhne bei ihm aufwachsen sehen. Also beschloss sie, sich selbst und ihre beiden Zwillingssöhne, Padraig und Lorcan, umzubringen.
    Ruadan konnte ihr diesen Plan ausreden und überzeugte sie, mit Brigid nach Eire zu gehen. Er dagegen wanderte fünfundzwanzig Jahre über die Erde und machte sechs weitere Vampirmeister. Dann wurde die Sehnsucht nach seinen Söhnen zu groß und er kehrte zu ihnen zurück. Doch seine Ankunft in dem kleinen Dorf an der Küste hatte schreckliche Folgen. Seine Frau nahm sich das Leben und die Dorfbewohner töteten Padraig.
    Als sein Sohn ins Reich der Toten hinübergegangen war, trank Ruadan sein Blut. Dann öffnete er eine Ader an seinem eigenen Hals und zwang seinen Sohn, sein Blut zu trinken. So wurde auch Padraig verwandelt“, las Lorcan mit seiner schönen Stimme. Sein irischer Akzent klang sehr lyrisch. „Ruadan brachte Padraig in die Höhle, in der  Lorcan lebte und bat ihn, sich um seinen Bruder zu küm mern. Er führte Lorcan in die Welt der deamhan fola ein  und warnte ihn, dass sein Bruder nicht länger ein Mensch,  sondern eine Kreatur der Finsternis war.
    Doch Lorcan beherzigte die Warnung seines Vaters nicht. Padraig erwachte, er war wahnsinnig vor Trauer und krank vor Hunger. So riss er den Hals seines Bruders Lorcan auf und trank so viel und gierig