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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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für den Weisen schwierig.»
    Dann: «Stehen Sie nicht einfach so herum! Holen Sie dem armen Mädchen einen Verband!» Und Burns sprang wieder zum Erste-Hilfe-Kasten, während Liao Jin ein knappes Nicken schenkte, das er wohl für tröstlich hielt.
    Sie waren schon eine merkwürdige Familie, aber nichtsdestotrotz eine Familie.
    Liao hatte den Wagen hinter einer Reihe Ziersträucher angehalten, in der Nähe des hoteleigenen Mietstalls, wo sie vor neugierigen Blicken geschützt waren. Nachdem Jins Hände anständig verbunden waren, traten die drei hinaus ins helle Tageslicht, um sich umzuschauen.
    «Wo bauen wir die Gerüste für die Vorstellung auf?», fragte Mr. Burns.
    « Wir? », fuhr Liao ihn an. Mit schmalen Augen holte er wieder tief und langsam Luft. Jin unterdrückte ein Grinsen. Die Atemübungen waren durchaus echt, aber wenn er sie auf diese Weise vollführte und überdeutlich machte, dass er um Fassung rang, war es so ähnlich, als würde er genervt die Augen verdrehen oder Mr. Burns einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf verpassen. Nur etwas höflicher. «Sie glauben doch nicht etwa, wir würden Sie in die Nähe der Feuerwerkskörper lassen!» Er wandte sich zu Jin. «Entscheide du.»
    Jin versuchte, sich ihren Stolz nicht anmerken zu lassen, während sie sich prüfend umblickte. Den Platz auszuwählen, wo sie alles für die Vorstellung aufbauten, war der wichtigste Teil der Vorbereitungen. Liao hatte diese Entscheidung noch niemals zuvor ihr überlassen. «Es wäre schön, es so einzurichten, dass sie über dem Wasser explodieren», überlegte sie. «Wegen der Spiegelungen.»
    Ihre Augen folgten dem Strandverlauf bis zu einer geschützten Stelle ein Stück weiter östlich, zwischen den beiden Anlegestellen des Hotels Broken Land . «Wie wäre es dort? Dort würde man nicht sehen können, was wir tun. Vielleicht kann man ein paar von den eingetopften Bäumen dort hinüberbringen, das gäbe uns noch mehr Schutz.»
    Liao antwortete mit einem Grunzen. Er verfügte über etwa fünfzig unterschiedliche Geräusche, die ohne Worte auskamen, aber nichtsdestotrotz eine Bedeutung hatten, und dies war eins, das Jin als erfreut-aber-nicht-willens-es-zuzugeben-Grunzen identifizierte. «Vielleicht sollte der Besitzer dieser Kompanie mit dem Hotelmanager darüber reden.»
    Mr. Burns seufzte und schüttelte den Kopf. «Vielleicht sollte ich das.» Er wandte sich an Jin und strich sich über das dunkelgraue Haar. «Sitzt die Krawatte?»
    «Wen kümmert’s?», fauchte Liao.
    «Ja.» Jin lachte.
    Mr. Burns seufzte theatralisch auf und ging in Richtung des Hotels. «Machen wir uns an die Arbeit, Glühwürmchen», sagte Onkel Liao, und Jin fühlte, wie ihr Herz anschwoll, was es nur tat, wenn sie drauf und dran war, aus Sprengstoff etwas Wunderschönes zu erschaffen.

4
DER ZAUBERDIEB
    Es war helllichter Tag, und deshalb war Red Hook einfach nur schmutzig, hektisch und laut. Abends hätte das Viertel regelrecht armselig gewirkt. Walker und Bones strolchten an den Werften entlang, gingen den Schiffsbeladern aus dem Weg, den Seemännern und Kaufleuten. Im Großen und Ganzen schenkten ihnen diejenigen, die im Hafen zu tun hatten, ohnehin kaum Beachtung, trotz Walkers Rüschenhemd und Bones’ Filzmantel, der so gänzlich unpassend für die Jahreszeit war. Die meisten hatten ihr ehrliches Tagewerk vor sich und nicht genug Stunden zur Verfügung, um alles zu erledigen. Die meisten, aber nicht alle.
    Diejenigen, die den beiden Männern einen zweiten Blick gönnten, bildeten einen angemessenen Querschnitt durch die hiesige Unterwelt: ein paar Taschendiebe und Straßenräuber, die eine oder andere Dame mit zweifelhaftem Ruf, einige Trickbetrüger, die arglose Passanten mit Muschelspielen auszunehmen versuchten. Walker und Bones beachteten sie nicht. Besser gesagt: Bones beachtete sie nicht, obwohl einige begehrliche Blicke auf die Reisetasche fielen, die er bei sich trug. Walker hielt die Augen offen, für den Fall, dass jemand zu viel Interesse an ihnen zeigte. Man hatte schon ein-oder zweimal versucht, ihm die Taschen auszuräumen, und er hatte dafür gesorgt, dass diese Möchtegerndiebe dabei ihre Finger verloren. Allerdings konnte er sich nicht entscheiden, ob ihn die Tatsache eher belustigte oder ärgerte: Blutflecken ließen sich aus den teuren Anzügen, die er mit Vorliebe trug, so schwer entfernen.
    Hinter einer Reihe Lagerhäuser aus Backstein wandten sich Walker und Bones landeinwärts. Sie bahnten sich ihren Weg über
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