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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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die mit unebenen Pflastersteinen ausgelegten Gassen, stiegen über faulig riechende Pfützen mit abgestandenem Wasser, wichen gammeligen Kisten aus, deren Inhalt schon lange zu Schleim verwest war, verdorbenem Obst und Gemüse, Ratten und den Katzen, die hinter den Ratten herjagten.
    Drei Blocks weiter lag alles im Dunkeln. Nur noch ein dünner Streifen Himmel war über ihnen zu sehen. Statt der Lagerhäuser säumten nun Mietskasernen und windschiefe Baracken die Gassen. Gesichter lugten aus schmutzstarrenden Fenstern, die zur Straße hinausgingen. Als die Straße in einer Sackgasse endete, blieben Walker und Boners stehen und betrachteten das Gebäude, das ihnen den Weg versperrte.
    Es war ein altes, rußbeflecktes graues Steinhaus mit einem Turm. Früher einmal war es eine Kirche gewesen, aber jetzt waren die Fenster mit rotem Backstein zugemauert, alle, bis auf eins: eine dreieckige Öffnung mit Buntglas über der schweren Holztür. In der mittäglichen Dunkelheit der schmalen Gasse funkelte das Licht strahlend durch die vielfarbigen Glaselemente. Wenn die Umgebung nicht so düster und grimmig gewesen wäre, hätte dieses Licht einladend gewirkt.
    Der Name der Kirche, einstmals über der Tür eingemeißelt, war schon vor langer Zeit ausgemerzt worden. Der Stein war geglättet worden, um den Untergrund für ein einziges Wort zu bilden: Christophel.
    Walker betrachtete den Dreck auf seinen teuren Schuhen, seufzte, stieg die feuchten Stufen zur Eingangstür hinauf, hob die Faust und hämmerte gegen das Holz der Tür. «Da ist eine Glocke», wies Bones ihn zurecht.
    Walker warf nur einen stirnrunzelnden Blick über die Schulter. Dann hämmerte er erneut gegen die Tür, diesmal noch lauter. «Der große Läufer und Bones verlangen nach Basile Christophel!», rief er.
    «Na, sieh mal einer an», ließ sich eine kultivierte Stimme vom anderen Ende der Straße vernehmen. «Besuch von weither. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue.»
    Der Mann trat näher. Er war noch sorgfältiger gekleidet als Walker, wenn das überhaupt denkbar war. Der Stoff seines sommerlich leichten Anzugs schimmerte sanft und kostbar in dem schummrigen Licht. Sein Hut war makellos gebürstet und seinen Schuhen stand sogar der Dreck, der sich darauf gesammelt hatte, gut zu Gesicht. Apropos Gesicht: Sein Bart war zu einem scharfen V gestutzt, und seine olivfarbenen Finger umfassten den Messingknauf eines Spazierstocks aus poliertem Holz, mit dem er den Unrat aus dem Weg stieß.
    «Basile», sagte Bones.
    «Es ist mir ein Vergnügen, Mr. Bones», erwiderte Basile Christophel und streckte die Hand aus. «Obwohl es mir wohl immer seltsam vorkommen mag, eine Hand aus Staub und Dreck zu schütteln.» Über Bones’ Schulter hinweg warf er einen Blick zu Walker. «Rotschwäre. Oder warte mal: Du nennst dich doch jetzt anders. Wie war das doch gleich? Ein fesselnder Name, wenn ich mich recht erinnere.»
    «Walker ist völlig ausreichend», sagte Walker kalt. «Willst du uns einlassen?»
    Christophel lächelte. «Aber gewiss doch, Freunde.» Er stolzierte an Bones vorbei die Treppe hinauf, wo Walker mit vor der Brust verschränkten Armen stand. «Immer herein mit euch!»
    «Also: Warum genau soll ich Jack Höllenkohle helfen? Und warum wollt ihr ihm überhaupt helfen?»
    Im Inneren der zugemauerten Kirche saß Basile Christophel in einem dick gepolsterten Sessel. Er lehnte sich zurück und betrachtete Walker und Bones, die ihm gegenüber vor einem zierlichen Teeservice saßen. Walker starrte ihn seinerseits über den Rand seiner unberührten Tasse hinweg an. Bones beobachtete die beiden mit einem Knirschen im Gesicht, das durchaus Belustigung ausdrücken mochte.
    «Du sollst ihm helfen, weil ihm die Stadt so oder so in die Hände fallen wird», sagte Walker, der mit seinen spitzen Fingernägeln Furchen in die Tischplatte rechts und links von seiner Teetasse ritzte.
    «Ich kann nicht umhin zu bemerken, dass du meine zweite Frage ignoriert hast, aber lassen wir das für den Augenblick.» Christophel zeigte die Zähne. Es war nicht unbedingt ein Lächeln. «So so, diese Stadt wird also auf jeden Fall Jack gehören? Ich denke nicht, dass ihr zu mir gekommen wärt, wenn ihr das tatsächlich glaubtet.»
    «Dann wart’s nur ab. Jack wird kommen, und du weißt es.» Walker erwiderte das Zähnefletschen, wobei er nicht nur jeweils eine Zahnreihe entblößte, sondern zwei – eine hinter der anderen. «Wenn es nach mir ginge, wären wir auch nicht
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