Bronwyn Jameson
hat darauf bestanden.“
Kimberley stockte der Atem. Natürlich war das nicht seine Idee gewesen. Wie albern von ihr, anzunehmen, er würde sich noch an ihre Träume von einem perfekt eingerichteten Haus erinnern.
Langsam ging sie zu dem großen abstrakten Ölgemälde und tat so, als betrachtete sie es. Dann trat sie vor die Balkontür und blickte hinaus, ohne etwas zu sehen. „Madeleine?“
„Meine Dekorateurin. Ich habe ihr ungefähr gesagt, wie ich es haben wollte, aber sie hatte auch ein paar eigene Ideen.“
Seine Dekorateurin. Keine Geliebte. Eine Expertin in Sachen Einrichtung. Es hatte nichts mit Kimberley zu tun, war nichts Persönliches. Das war gut. Denn es war schlimm genug, dass sie sich nicht seiner sexuellen Anziehung entziehen konnte, wann immer er näher kam. Wenn er nun auch noch das Haus nach ihren Vorstellungen hätte umgestalten lassen, um ihr zu gefallen, dann wäre sie ihm auch gefühlsmäßig zu leicht in die Falle gegangen. Es war sehr viel besser, sich zu sagen, dass er lediglich ihre Grundidee aufgenommen und Madeleine dann freie Hand gelassen hatte.
Ric trat neben sie und reichte ihr ein Glas Weißwein. Dankend lächelte sie ihn an. „Und wenn du die Wand hellgrün hättest streichen lassen, der Raum hätte es vertragen. Denn das hier ist immer das Wesentliche.“ Sie wies mit dem Glas auf die atemberaubende Aussicht.
Er öffnete die Glastür, und beide traten an das Geländer. Links blickten sie auf Sydneys berühmten Strand, der trotz der späten Stunde noch gut bevölkert war. Manche waren im Wasser, andere gingen spazieren oder lagen in dem hellen Sand und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Kimberley hob den Kopf und richtete den Blick auf den Horizont. Weit draußen war ein Containerschiff zu sehen, aber auch Segelboote waren noch unterwegs.
Von der Straße her drangen Verkehrsgeräusche herauf, aber auch das Rufen und Lachen von Touristen, die über die Strandpromenade bummelten. Kimberley war froh darüber. Nach der letzten Woche in dem fast leeren Haus hatte sie sich wie begraben gefühlt, auch weil sie sich gedanklich nicht von dem Unfall und den Toten lösen konnte. Wie gut tat es, wieder fröhliche Menschen zu sehen und pulsierendes Leben zu spüren.
„Das ist ein wunderbarer Blick“, sagte sie leise. „Die Aussicht von hier oben ist herrlich.“
Ric schwieg und sah Kimberley langsam vom Kopf bis zu den Füßen an, die in Stilettos mit Leopardenmuster steckten. Sie spürte seinen heißen Blick wie eine Berührung. Vielleicht hätte sie doch das sexy Kleid anziehen sollen? Wie sehr wünschte sie sich, dass der Abend weiterhin in dieser entspannten Harmonie verlaufen könnte. Sie würde die Schuhe abstreifen, die Beine auf die Couch legen und sich mit Wein und gutem Essen verwöhnen lassen. Und von Ric, wohin auch immer das führte …
Wenn sie doch nur vergessen könnte, was Qualvolles passiert war, in der Vergangenheit und jetzt in der Gegenwart, und einfach im Augenblick leben könnte.
„Ich bin leider zu selten in meinem Haus“, unterbrach Ric ihre Träumereien. „Die Aussicht ist total verschwendet an mich, weil ich sie kaum genießen kann.“
„Arbeitest du denn immer noch so viel?“
„Wenn ich muss, ja.“
„Kein Mensch muss, wenn er nicht wirklich will“, sagte sie leise, aber nachdrücklich. „Wer das tut, hat diesen Weg bewusst gewählt, was auch immer ihn antreibt. Ehrgeiz, Geld, Ego, Sicherheit, Unsicherheit.“
Sie war sich nicht sicher, was Rics Motivation war. Erfolg bedeutete ihm viel. Kimberley wusste, dass er nur bei seiner Mutter aufgewachsen war, dass er aus eigener Kraft die Schule und dann das Studium geschafft hatte. Aber über seine Kindheit hatte er nie viel erzählt. Das hatte sie auch früher schon sehr bedauert, aber er hatte nur das preisgegeben, was er wollte, und viel mit sich selbst abgemacht.
„Wie ist es denn bei dir, Kim? Was motiviert dich?“
„Die Arbeit.“
„Immer noch?“
„Ja, immer noch.“
Einen Augenblick lang musterte er sie nachdenklich. Die blauen Augen wirkten dunkel in der Abenddämmerung. „Und was ist mit deinem ehrgeizigen Wunsch, irgendwann mal in die obere Führungsetage von Blackstone Diamonds einzuziehen? Früher bist du doch davon ausgegangen, Nachfolgerin deines Vaters zu werden. Hast du diesen Traum ganz aufgegeben?“
„Mir wurde klar, dass es immer ein Traum bleiben würde. Du musst das doch am besten wissen, Ric.“
„Nein“, widersprach er sofort. „Es muss kein Traum
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