Bronwyn Jameson
erstaunlich gut informiert zu sein.“
„Das ist leider ihr Job.“ Auch Ric wirkte gereizt. „Schnall dich an!“
„Was soll das? Ich bin doch kein Kind mehr. Ich weiß …“
Kurz entschlossen beugte er sich über sie, griff nach ihrem Sicherheitsgurt und machte ihn fest. Dabei sah er ihr tief in die Augen. „Ich weiß nur zu gut, dass du kein Kind mehr bist, Kim. Obgleich du dich manchmal noch so verhältst.“
Was zum Teufel meinte er damit?
Er schlug die Tür zu, ging dann um den Wagen herum und glitt hinter das Steuer.
Kimberley zählte bis zehn, dann hielt sie es nicht mehr aus. „Was meinst du damit? Wieso verhalte ich mich wie ein Kind?“, fragte sie mit erzwungener Ruhe.
„Indem du die Hausangestellten wieder kommen lässt, ohne vorher mit mir darüber zu sprechen. Das hast du doch nur getan, um mich zu ärgern.“
„Wie bitte? Seit wann muss ich dich in einem solchen Fall um Erlaubnis fragen? Hast du denn hier in meinem Haus das Sagen?“
Erst als er auf die Straße eingebogen war, warf er ihr einen kurzen Blick von der Seite her zu. „Ich habe nicht gewusst, dass du dies hier als dein Haus betrachtest.“
Er hatte recht. Kim biss sich auf die Lippen. Sie lebte schon seit zehn Jahren nicht mehr hier und hätte sich nicht durch seine Bemerkung provozieren lassen sollen. „Stimmt“, sagte sie leise. „Ich bin nur zu Besuch hier. Aber ich habe Sonya gefragt, bevor ich die Leute zurückkommen ließ. Ich wollte auch sie entlasten.“
„Vielleicht ist das keine gute Idee. Vielleicht braucht sie Beschäftigung.“
Wieder musste sie ihm recht geben. „Ja, sie muss sich beschäftigen, das ist richtig. Deshalb habe ich auch der Köchin noch eine Woche freigegeben. Sonya kocht gern, aber ich glaube, damit hat sie genug zu tun. Und dann ist ja auch Marcie noch da und kann ihr helfen.“
Wieder sah Ric sie an. „Du nicht?“
„In der Küche?“ Kimberley lachte kurz auf. „Du weißt doch, was passiert, wenn man mich an den Herd lässt.“
Einen Herzschlag lang trafen sich ihre Blicke, und beide dachten an das Gleiche, was nun schon zehn Jahre zurücklag. Als nämlich der Frühstücksspeck in der Pfanne loderte, der Rauchalarm kreischte und Kimberley von einem Fuß auf den anderen sprang und um Hilfe schrie. Ric, mit dem sie gerade sechs Tage verheiratet war, hatte sie hochgehoben und sie sich wie ein Feuerwehrmann über die Schulter geworfen. Erst im Schlafzimmer hatte er sie wieder heruntergelassen. Nur hier solltest du lichterloh brennen und schreien, hatte er mit gefährlich leiser Stimme gesagt. Und dann …
„In zehn Jahren verändert sich vieles“, sagte derselbe Mann jetzt.
„Einiges schon. Anderes bleibt immer gleich.“
Ric stoppte vor einer Ampel, legte einen Arm auf das Lenkrad und betrachtete aufmerksam Kimberleys Profil. Sie trug das Haar zum Pferdeschwanz gebunden, war kaum geschminkt, hatte nur wenig Schmuck angelegt und trug eins dieser vollkommen unauffälligen Kleider, dessen einziger Vorteil war, dass es kurz über dem Knie endete. Doch gerade dadurch wurde der Blick des Betrachters auf ihr Gesicht gelenkt, das noch genauso hübsch wie früher war. Es strahlte diese erstaunliche Mischung von Feuer und Eis aus, von Stärke und Verletzlichkeit, mit dem einladenden verführerischen Mund und den Augen, die kalt und abweisend blicken konnten. Kim Blackstone war alles andere als unauffällig.
„Was hat sich denn nicht verändert?“, fragte er leise.
Sekundenlang dachte er, sie hätte seine Frage überhört, aber dann lehnte sie den Kopf gegen die Stütze und sah ihn an. In ihren Augen stand die Antwort.
Das hatte sich nicht verändert, die sexuelle Anziehung, die beide jetzt genauso stark empfanden wie vor zehn Jahren.
Seit sie in sein Leben getreten war, hatte er dieses heiße Verlangen gespürt, sie zu besitzen. Sie war damals zwei Jahre bei einem Diamantenhändler in Antwerpen in der Lehre gewesen und barst vor Energie. Siebeneinhalb Wochen hatte sie ihn mit ihrem scharfen Witz amüsiert und in die Schranken verwiesen.
Die Ampel sprang auf Grün, und Ric gab Gas. Wenn Kim diese sexuelle Spannung zwischen ihnen nicht empfinden würde, hätte sie auch nicht dieses schlichte Kleid gewählt, dachte er. Sie bemühte sich, ihn buchstäblich auf Armeslänge von sich abzuhalten, weil sie ihr eigenes Verlangen unterdrücken wollte.
Unwillkürlich musste er lächeln. Vor zehn Jahren hatte er ihr noch Zeit gelassen. Die Herausforderung hatte ihn gereizt. Aber diesmal
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